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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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wollte Löhring wissen.
    »Mensch, Mensch. Sie haben vierzig Millionen und nichts flüssig. Das ist doch nicht normal!« Kellermann schüttelte immer noch den Kopf.
    »Normal, normal, normal. Nun hören Sie doch endlich auf damit. Nur weil die Mehrheit weniger Kohle hat als ich, heißt das noch nicht, dass ich unnormal bin!« Löhring wurde gehörig warm unter der verdammten Decke.
    Kellermann schien gar nicht zugehört zu haben: »Warum legt man so viel Geld nur so an, dass man gar nicht rankommt? Das ist dermaßen beschränkt, Mensch. Sie könnten morgen verrecken, ohne sich ein einziges Stückchen Sahnetorte gekauft zu haben.«
    »Ich mag keine Sahnetorte. Und ich muss mein Geld auch nicht ausgeben. Wissen Sie, die Zahl reicht mir schon. Die bringt zwischen sechs und acht Prozent. Es ist nichts weiter als eine Annehmlichkeit, zu wissen, wo man so steht, rein finanziell. Verstehen Sie das?«
    Kellermann verstand nicht.
    Löhring fuhr fort: »Allein, dass Sie mich am Wickel haben, mich, Big L, Spitzenmanager, über den die Nation spricht, nicht irgendeinen Provinz-Geldsack, müsste Ihnen schon reichen, mal abgesehen vom Geld!«
    Kellermann verstand nicht.
    Löhring redete mehr, als er eigentlich wollte. Es tat gut, einige Dinge nicht nur zu denken, sondern auch mal jemandem zu sagen. »Was ist Geld schon, wenn man genug davon hat? Sie können mir glauben, der Happiness-Effekt ist kurzlebiger, als Sie vermuten. Mein Boot in Frankreich zum Beispiel ist nur gepachtet. Es gehört eigentlich Kesch, aber es frisst tausend Liter Sprit in der Stunde, die ich jetzt bezahlen muss. Haben Sie eine Ahnung, was das kostet? Das müssen Sie erst mal verdienen. Und wenn Sie dann auch noch eine feste Besatzung haben, müssen Sie ganz schön zahlen. Kein Zuckerschlecken, sage ich Ihnen.« Er begann sphärisch zu lachen. Es musste raus. Es tat so gut. »Da kann die Anlage zur Notlage werden, sage ich Ihnen.«
    »Verdammt teuer das alles. Alter Schwede.« Kellermann stierte kopfschüttelnd auf die Landstraße.
    »Und wenn Sie sich mit Leuten unterhalten, die auch so vielhaben, dann ist es plötzlich gar nicht mehr so viel. So muss man das auch mal betrachten.«
    »Sie sind ja total verpeilt.« Kellermann zerrte am Schaltknüppel. Der dritte Gang schien zu klemmen.
    Löhring spürte den Schweiß zwischen den eng zusammengebundenen Beinen langsam in die Socken laufen. Der Käfer bullerte. Er blickte wieder zu Kellermann hinüber, schwieg einen bedeutsamen kurzen Moment und sagte dann ganz langsam: »Wissen Sie, was? Wenn ich Sie jetzt so ansehe, dann weiß ich, dass es noch viel Schlimmere als mich gibt. Und das gibt mir ein verdammt gutes Gefühl.«
    Jetzt kam Kellermanns rechter Arm ganz langsam zu Löhring herüber, etwa auf Brusthöhe. Mit dem Lauf des Revolvers schob er Löhrings Jackett auseinander.
    Links und rechts huschten Bäume vorbei, am Straßenrand blitzte ein weißes Kreuz mit einer Kerze auf und verschwand wieder. Es war plötzlich überall dunkel und grün, still, frisch und friedlich – nicht das schlechteste Bild, das man als letzten Eindruck mit in den Tod nehmen konnte, fand Löhring. Er schloss die Augen. Als er sie wieder auftat, war seine Brieftasche weg.
    Kellermann war bereits beim Zählen und lenkte den Käfer mit den Unterarmen. »Fuck. Ist das alles?«
    Offenbar konnte man Kellermann immer noch überraschen, dachte Löhring, und um ehrlich zu sein, wusste er gar nicht, was er momentan im Portemonnaie hatte. »Wie viel ist denn drin?«
    Kellermann rechnete vor: ein Zwanziger, zwei Fünfer und ein paar Centmünzen. »Das gibt’s ja nicht. Das reicht noch nicht mal für eine Tankfüllung.«
    »Ich habe Infrastruktur. Ich brauche kein Bargeld.«
    »Scheiße, mit nur dreißig Euro in der Tasche einen Bruch zu machen, hätte ich mich nie getraut. Es muss immer zur Not für ein Bier und ein Taxi reichen, Alter.« Kellermann feuerte das leere Portemonnaie auf die Rückbank und steckte sich die Scheine in die Hosentasche.
    Löhring dagegen war mit seinen Gedanken schon woanders.Er ruckelte seine gefesselten Beine zur Seite, damit die Füße von der Heizdüse wegkamen, und grinste in sich hinein. Kellermann schien keine Ahnung zu haben, dass er direkt in die Löwengrube tuckerte. Dummheit musste bestraft werden.

TARNUNG IST ALLES
    Keschs Villa war nicht einfach zu finden. Für Eingeweihte gab es zwar eine Adresse, doch die Umgebung war nicht gerade das, was man eine Reihenhausgegend nennen würde. Hier und da

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