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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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aus.
    Kellermann stand immer noch fassungslos vor der Leiche, legte den Kopf schräg, um Kesch ins Gesicht zu gucken, als sei dieser ein post mortem ausgestelltes, seltenes Insekt: »Und so einem haben Sie Ihr Geld anvertraut?«
    Gute Frage, dachte Löhring und sagte: »Ich wollte eben keine Ortsgröße, sondern die beste Adresse außerhalb der Bank. Punkt. Ich kann doch nichts dafür, wenn der Aufsichtsrat so viel Bonus beschließt und ich später mit der ganzen Summe dastehe und sie irgendwie anlegen muss.« Ein seltsamer Geruch stiegihm in die Nase, und er sah sich um: »Was riecht denn hier so süßlich? Parfüm?« Er musste jetzt sowieso erst einmal auf Zeit spielen, aber das war mit einer frischen Leiche gar nicht so einfach. Der Geruch übertönte sogar das beißende Aftershave, das immer noch von Kesch ausging.
    »Das ist die Westerland im Garten«, sagte Kellermann.
    »Wie bitte?«
    »Na, das mit dem Geruch, das werden die Rosen da draußen vor der Terrassentür sein. Sorte Westerland. Gerade erst aufgegangen. Eigentlich dürften die jetzt nicht mehr riechen – oder zumindest anders«, erklärte Kellermann, als habe er sich mit Absicht über die Westerland übergeben.
    Löhring stand auf und brachte mit einem Bein den restlichen »New york Times«-Stapel in eine perfekte Position. »Woher wollen Sie so genau wissen, dass Kesch umgebracht wurde?«, fragte er.
    »Typen wie der, die hinterm Geld her sind, sind auch hinterm Leben her. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben, der reinste Teufelskreis. Der hat ja noch nicht einmal seine Krawatte gelockert, die sitzt noch bis zum Anschlag. Und nur um sich abzuknallen in Ihrer feinen Gesellschaft, muss man nicht die ganze Sicherheitsanlage lahmlegen.«
    »Also, ich würde meinen Selbstmord auch nicht so gerne filmen lassen. Vielleicht wollte er allein sein«, gab Löhring zu bedenken.
    »Das war Mord. Die Knarre hat ihm jemand nachträglich in die Hand geschoben.«
    Löhring musterte Kellermann verächtlich: »Bei Ihnen ist das vielleicht so üblich.«
    »Ach, und bei Ihnen bringt man sich eher selbst um? Auch interessant.« Kellermann ging zum nächstgelegenen Fenster auf der anderen Seite, schob den Vorhang etwas zurück und versuchte, die Auffahrt zu überblicken.
    »Eines sage ich Ihnen gleich: Ich steige nicht mehr in diesen Käfer ein. Dazu sehe ich absolut keine Veranlassung.« Löhringversuchte, unbemerkt in die Nähe des Telefons zu kommen, das er auf einer Anrichte hinter sich entdeckt hatte. Denn eines stand fest: Sein einziger Plan war nicht aufgegangen, und die letzte Geldquelle war vorerst versiegt. Was sollte Kellermann jetzt noch mit ihm anfangen, außer ihn gleich zusammen mit Kesch zu verscharren? Er musste Kellermann hinhalten. »Ich hoffe, Sie haben sich gut überlegt, was Sie jetzt tun. Also, ich an Ihrer Stelle würde …«
    »Schnauze.« Kellermann zog bereits ein Paar Handschuhe aus seiner Tasche und sah sich hastig im Raum nach verwertbarer Beute um.
    Löhring tastete sich mit kleinen Schritten weiter Richtung Telefon vor. Drei Ziffern, er brauchte nur drei Ziffern zu wählen. Um abzulenken, fuhr er langsam und beschwörend fort: »Hören Sie, diese Situation ist so außergewöhnlich, dass wir überlegen müssen, inwieweit sie Nutzen birgt für uns beide.« Löhring hatte das Gerät fast erreicht.
    Kellermann stellte das Gemälde, das er gerade abgehängt hatte, an die Wand und sah Löhring unvermittelt an, schien geradezu entsetzt zu sein. Wie Löhring in dieser Situation nur so vollkommen klar und so vollkommen abgebrüht sein könne, wollte er wissen. Im Vergleich dazu sei er, Kellermann, ja noch anständig Löhring verstand nicht, redete weiter, egal was, einfach reden: »Hören Sie, es war garantiert Selbstmord. Die Polizei wird wohl nicht unmittelbar kommen. Wir haben noch Zeit.« Er blickte von der Leiche zu Kellermann und wieder zurück, vielleicht eine Spur zu langsam.
    Kellermann begann jetzt plötzlich, abwehrende Handbewegungen zu machen, ging ganz offensichtlich in die Defensive. Nein, nein, das komme auf gar keinen Fall in Frage. Klar, die Specknacke da am Schreibtisch sehe genauso aus wie er, und das sei ein verdammt ungutes Gefühl für ihn, wenn man ausgerechnet so einen verreckt sehe. Denn da sehe man sich sozusagen selbst liegen, und da müsse man ja das Kotzen kriegen. Also, aufgar keinen Fall werde er für Löhring den Kesch geben. Er sehe vielleicht so aus, aber er sei doch nicht blöd.
    Löhring ließ das Telefon

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