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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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Inland zur Verfügung halten. Die Versuchung war immer noch groß, mit der Wahrheit aufzutrumpfen, aber er konnte Kellermann beim besten Willen nicht verpfeifen. Der spielte jetzt die Kesch-Karte und saß mit mehr Glück als Verstand auf Löhrings Geld und auf dem vieler anderer Leute. Man musste das Vermögen jetzt nur noch professionell aktivieren, und der erste große Deal würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Löhring hatte lediglich noch schildern müssen, wo genau ersich aus Kellermanns Auto hatte fallen lassen, geistesgegenwärtig und bei voller Fahrt, wie er sagte. Und schließlich, ob er sich an das Kennzeichen erinnern könne und ob er den Ort wiederfinden würde, an dem Kellermann ihn eine Nacht untergebracht hatte. Löhring blieb keine Antwort schuldig.
    Von ihm war dann vor Ort nichts weiter geblieben als seine Daten, die Aussage und eine kleine Pfütze mit ein paar abgefallenen Erdklumpen unter dem Tisch im Büro des Kriminalhauptkommissars.
    Löhrings Frau stand schon vor der Tür, der Hund hinter ihr, als er im Polizeiwagen vorfuhr. Sie trug Jeans und T-Shirt, schien tatsächlich längere Zeit zu Hause verbracht zu haben. Sie legte den Kopf schräg und zögerte: »Ach. Du bist da? Da bist du jetzt?«
    Mein Gott, dachte Löhring, Frauen hatten ein eigenartiges Talent, nochmals das in Worte zu fassen, was doch für jedermann ersichtlich war. Sie hatte sich sehr verändert in den vergangenen Jahren, und wahrscheinlich hatte sie sich gerade komfortabel eingerichtet in der Bestürzung über seine Entführung, in diesem Nervenkitzel – so völlig außerhalb ihrer festgefahrenen Lebensgewohnheiten. Mal was anderes. Heraus aus dem Schneckenhaus. Sein Verschwinden hatte allenfalls so etwas wie ein kleines Trauerflimmern bei ihr in Gang gesetzt. Sie war so einfach zu durchschauen, fand Löhring. Vielleicht würde wenigstens die Presse etwas mehr daraus machen. Er ging an ihr vorbei ins Bad. Der Hund, das blöde Tier, blieb hinter ihr stehen.
    Noch am Abend hatte er Kellermann am Apparat, der wissen wollte, ob alles klar sei und wie es bei der Polizei gelaufen sei? Er habe schon alles im Radio gehört. Noch keine Spur vom Täter, was? Ha, erste Sahne sei das.
    Löhring hatte vom Hausarzt seine Schürfwunden versorgen lassen und sich ins heimische Büro verzogen, um zu telefonieren. Es ging leidlich, denn der rechte Arm hing noch in der Verbandsschlaufe vor der Brust.
    Kellermann schien bester Laune zu sein: »Ilse und ich sitzen gerade am Kamin und trinken was. Die Frau ist noch ganz durcheinander. War wohl alles etwas viel, wenn Sie mich fragen. So eine kann man wirklich nicht alleine lassen.«
    Löhring hörte, wie nachgeschenkt wurde, und dann: »Danke, Ilse.«
    Und weil er sich wohl nicht weiter mit Befindlichkeiten aufhalten wollte, sagte Kellermann: »So eine Tippse von einem Keith Winter hat angerufen auf Keschs Handy. Hab mir gleich den Winter geben lassen.«
    Löhring wurde flau im Magen, und es pocherte in den Wunden. Nicht Winter. Nicht ausgerechnet Winter. Er hatte gehofft, sich verhört und das alles fantasiert zu haben, denn schließlich hatte er mit beiden Beinen im Grab gestanden, als Winters Vorzimmer angerufen hatte. Und jetzt meldete der sich so schnell wieder. Bei aller Genialität, die dieser Typ hatte, er verfolgte Löhring wie ein Gespenst aus der Vergangenheit und ließ alte Wunden aufbrechen. Andererseits liefen bei Kesch immer alle Fäden zusammen, er war die Sammelstelle für all die Schicksale und Geschichten der wohlhabenden Kreise, der Leistungsträger der Gesellschaft. Und je mehr Geld im Spiel war, umso skurriler waren diese Geschichten. Wieso also sollte nicht auch Winter Kontakt zu Kesch pflegen? Löhring tat es ja schließlich auch.
    Er versuchte, ruhig oder doch zumindest bestimmt zu bleiben, und brüllte in den Hörer: »Sind Sie verrückt, Kellermann? Das ist ein ausgebuffter Investmentbanker. Nicht ganz Ihr Kaliber, würde ich sagen. Das hätten wir vorher besprechen müssen! Wir riskieren Kopf und Kragen!«
    »Sie wollten doch, dass ich den Kesch gebe! Nun bleiben Sie mal ruhig, Mann.«
    »Ich war selten so ruhig! Was wollte er?«
    »Sie werden lachen. Der will mir Käfer verkaufen. Morgen schon. Und Kesch, wenn ich bitten darf. Nennen Sie mich einfach Kesch.«

SKARABÄUS
    Am nächsten Tag lehnte sich Schlick mit einem Becher dampfenden heißen Tees, um den sie beide Handflächen gelegt hatte, an den Türrahmen zu Mirandas Büro. »Wie geht es Ihnen nun mit

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