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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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fremden Waffen und fremden Handys in fremden Anzügen, bemerkte Löhring darauf. Kellermann müsse jetzt vielmehr inhaltlich performen, statt eine solche Show abzuziehen. Und überhaupt sei ja wohl noch zu klären, wer hier eigentlich wessen Geisel sei.
    Ilse Kesch goss sich einen Cognac ein und fügte hinzu, sie für ihren Teil habe schließlich noch den Film aus der Überwachungskamera.
    Löhring erreichte die Hauptstraße nach circa fünf Minuten. Der Ortskern war gewiss nicht mehr weit entfernt. Er konnte in wenigen Stunden wieder ganz offiziell zu Hause sein und von dort aus weiter die Fäden ziehen. Doch als er am Straßenrand stand, zögerte er. Irgendetwas an der Situation war, gelinde gesagt, optimierungsbedürftig: Ja, es war alles zu einfach, zu glatt, bisher hatte er noch keine einzige Schramme abbekommen. Es würdeAbzüge in der B-Note geben. Und für den Fall, dass das alles doch inszeniert war, war auch alles erlaubt. Also dann.
    Löhring rannte los, weg von der Straße, schlug sich in das gegenüberliegende Waldstück. Er lief immer schneller, wie wild, stolpernd, richtungslos. Er versuchte, sich metamäßig in eine entflohene Geisel einzufühlen, in deren panische Ängste, Gedankengänge und Bewegungsabläufe. Gar nicht einfach. Und die Bäume standen viel zu weit auseinander, man kam unverletzt zwischen ihnen hindurch.
    Keine halben Sachen, jetzt bloß keine halben Sachen machen, durchfuhr es ihn. Also weiter, irgendwann würde es schon dichter werden oder gar der Nadelwald beginnen. Und ganz allmählich kam es ihm so vor, als sei er tatsächlich auf der Flucht.
    Es gab jetzt kein Halten mehr, alles verselbständigte sich, er begann zu schluchzen, rannte gegen jedes Astwerk, das etwas tiefer hing, in jeden dicken Busch, den er finden konnte. Die ersten Kratzer im Gesicht und an den Händen begannen warm zu bluten. Er sah hin, taumelte weiter ins Unterholz, wie im Rausch. Irgendwann fühlte es sich gut an. Auch wenn er sonst nach eigener Einschätzung ein eher intellektuell geprägter Mensch war, so hatte dies hier seinen ganz eigenen Reiz. Es war so vital, körperlich und verausgabend. Ja, er war ein böser Junge. Vielleicht würden sogar Narben zurückbleiben. Er sah eine kleine Mulde, in der noch Wasser stand, sprang hinein und trampelte ein paar Sekunden um die eigene Achse darin herum, bis die Socken triefend nass waren. Herrlich. Überall Dreck und pochende kleine Wunden.
    Als er in einer Lichtung wieder zu sich kam, hatte er Mühe, ohne Smartphone die Richtung wiederzufinden. Es sah überall gleich aus, und er hatte jegliches Gefühl für Entfernungen und Zeit verloren. Löhring versuchte, durch die Baumkronen und die Wolkenschicht hindurch den Stand der Sonne zu erkennen, und reckte sich nach dem Licht. Es pocherte im ganzen Körper. Eine Kirchturmuhr begann zu schlagen, und sofort rannte er in Richtung der Klänge weiter. Es war so intuitiv. Wunderbar.Das regelmäßige Workout mit seinem Personal Trainer hatte sich schon jetzt bezahlt gemacht – wenn auch nicht jedes durchschnittlich entkommene Entführungsopfer, das sich die Freiheit durch den Einsatz solider menschlicher Kräfte abgetrotzt hatte, so wüst aussehen mochte wie er jetzt. Schließlich standen nicht jedem ein Personal Trainer und ein Wald zur Verfügung, um sich so herzurichten. Dies war also ein Glücksfall. Es würde später genauso medial transportiert werden, denn das wollten die Leute doch sehen: Blut, Schweiß und Tränen. Löhring schlug um sich auf seinem Weg, kroch streckenweise auf allen vieren weiter, selbst dann noch, als längst keine Bäume mehr da waren und er fast schon wieder an der Dorfstraße anlangte.
    In der Nachbetrachtung war der Waldlauf auch schon das Beste gewesen, dachte Löhring, als ihn wenig später die Polizei nach Hause fuhr. Der Beamte auf der Wache hatte noch nicht einmal aufgeblickt, als Löhring hereingetaumelt war wie vom Himmel gefallen. Er hatte sich sogar namentlich vorstellen müssen. Kleinstadt eben.
    Man hatte kommentarlos seine Personalien aufgenommen, ihm jede Diskretion zugesagt und vor allem versichert, man halte die Presse da vollkommen heraus. Löhring hatte dies so neutral wie möglich zur Kenntnis genommen. Dann eben nicht. Er stehe ja sowieso dauernd in der Wirtschaftspresse. Ob man wenigstens ein Foto von ihm machen wolle, so für die Ermittlungen, hatte er gefragt. Nein, hatte man geantwortet, er sei schließlich das Opfer, nicht der Täter. Er müsse sich lediglich im

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