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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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günstig besorgen kann, sozusagen im Rahmen der GVV.« Löhring zwinkerte ihr zu mit all der Keckheit, die ihm in der momentanen Lage zur Verfügung stand. Er wusste, dass er gerade einen gigantischen Testballon losgelassen hatte.
    Sie schwieg. Doch sie kam näher, ließ Löhring ohne Begrüßung links liegen und steuerte auf Kellermann zu. »Wer sind Sie?«
    Kellermann blickte verzweifelt von einem zum anderen und sagte: »Ach, Ilse.«
    »Ich verbitte mir das.« Sie trat einen Schritt zurück und blickte an Kellermann herunter. »Beachtlich, das muss ich sagen. Die Ähnlichkeit ist tatsächlich frappant. Vergessen Sie sein Aftershave nicht, und schneiden Sie sich die Fingernägel.«
    Kellermann ließ die Waffe sinken und lehnte sich zurück gegen die offene Schranktür. Es war zu viel für ihn.
    Auch Löhring war überrascht. Das konnte nicht sein. Jetzt spielte die das Spiel auch noch mit, ohne mit der Wimper zu zucken! Das konnte nur die Bestätigung dafür sein, dass dies alles inszeniert war und wahrscheinlich gerade live nach Gut Meinberg in Raum Camus übertragen wurde, wo Lang, der Asiate, schnell und geschmeidig mitprotokollierte. Jetzt war Schluss mit lustig, fand Löhring. Er musste dem ein Ende bereiten, auch wenn er fast so etwas wie Spaß an der Maßnahme gefunden hatte. »Ilse, das ist jetzt nicht mehr witzig. Bezahlen die euch dafür? Wo ist Edgar, und was für eine schockgefrostete Kautschukpuppe haben wir da gerade verbuddelt? Ich finde dieses Theater langsam geschmacklos.« Ilse guckte, und Löhring fuhr fort: »Ihr habt mich jetzt genug auf die Probe gestellt, mein Conflict Resolution Potential dürfte mittlerweile klar genug zu bemessen sein!« Er war jetzt doch ein wenig außer sich.
    »Also, ich bin echt. Aber die da«, Kellermann zeigte mit der Waffe auf Ilse Kesch, »die ist nicht echt. Das kann nicht sein. Mensch, vor einer Stunde haben wir ihren Mann im Garten verbuddelt, und jetzt sagt die mir, dass ich mir die Fingernägel schneiden soll!«
    Kellermanns Welt war wohl völlig aus den Fugen geraten, wofür Löhring jetzt durchaus Verständnis hatte. Und da weder ein Coaching-Team aus seinen Verstecken sprang, noch Kellermann über Lang als Schauspieler gebucht worden war, musste er sich jetzt definitiv darauf einstellen, dass er es hier mit einem Problem zu tun hatte. Er ging auf Ilse Kesch zu und sagte in gebändigt leisem Timbre: »Ilse, ich kann dir das alles erklären. Ja, nun, es ist eine etwas längere Geschichte …«
    Sie unterbrach ihn, noch bevor er ausholen konnte: »Ich kann das abkürzen, Wilhelm. Schließlich höre ich auch Nachrichten. Vor allem habt ihr eine Kamera übersehen, nämlich meine.«
    »Du hast eine eigene Überwachungskamera, auch für Edgars Arbeitszimmer?« Löhring wusste nicht, ob er entsetzt oder beeindruckt sein sollte, und musterte sie mit ungläubiger Miene. Sie war um einiges älter als ihr Mann, doch das Leben hatte es gut mit ihr gemeint, und sie sah noch immer recht attraktiv aus, obwohl sie keine dieser Frauen war, die man vom Mietwagenschalter weg heiratete. Nein, sie war immer schon der eher herbe Typ gewesen, äußerlich wie innerlich.
    Ilse betrachtete sich im Spiegel, behielt sie dabei aber im Auge. »Den Film mit euch beiden könnte ich jetzt meistbietend versteigern.«
    Beneidenswert, diese Chuzpe, dachte Löhring und fragte: »Dann weißt du, dass wir Edgar nichts getan haben?«
    »Wenn du das Einwickeln in einen Teppich, Ausrauben und Verbuddeln nicht mit einrechnest, ja, dann könnte man das so sagen. Ihr wart sozusagen nur der zweite Teil.« Ihre Stimme wurde jetzt doch etwas brüchig. »Edgar hatte viele Feinde.«
    Kellermann ließ sich in einen dunkelblauen Chippendale-Samtsessel fallen, lockerte die Krawatte, rang nach Luft. Erwusste wohl immer noch nicht, ob er flüchten, mitmachen oder alle in den Schrank sperren sollte.
    »Das heißt auch, du hast gesehen, wie Edgar erschossen …, also, von wem …, ich meine …« Löhrings Gedanken rasten durchs Hirn, und er konnte so schnell keine Worte finden. Er war wieder einmal zu schnell, diesmal sogar für sich selbst.
    Ilse Kesch fuhr indes fort, ohne näher auf Löhrings Fragen einzugehen: »Ich wusste, dass das einmal passieren würde. Ich habe ihm oft genug gesagt, dass er vorsichtig sein soll mit einigen Kunden.« Sie ging auf den Mann im Sessel zu. »Sie haben mich allerdings über meinen ersten Schock ordentlich hinweggetröstet, mein Lieber. Sie schickt der Himmel.«
    Kellermann

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