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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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Anlegern gibt es die Normalen und die Bekloppten, Wilhelm. Glücklicherweise haben wir in unserer Vermögenskategorie mehr Bekloppte unter den Kunden, die schon im Eingangsbereich ihres Hauses goldene Bodenfliesen haben. Come on, Wilhelm, da erzähle ich dir doch nichts Neues.«
    »So habe ich das noch gar nicht gesehen.« Löhring überlegte fieberhaft. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Überzeugung aus Leidenschaft sah anders aus. »Nun, wo genau ist denn da jetzt mein Kontext …«
    Mollow fuhr fort, ohne Löhring ausreden zu lassen: »Außerdem sind die Investitionen in den GbRs gedeckelt. Wir haben nicht die Mehrheit. Wilhelm, glaube mir, ich lass mich gern vom Gegenteil überzeugen, was SKARABÄUS anbelangt, aber dasist mir alles zu punktuell. Vorerst bleibe ich bei Plan A und arbeite sozusagen mit doppeltem Boden.«
    Löhring wurde langsam klar, was Mollow meinte, aber er wollte es auch hören. »Und wie sieht Plan A bitte schön aus, Friedrich? Nur um das nochmals klarzustellen natürlich …«
    »Na, so wie er immer ausgesehen hat. Das klassische Kreditgeschäft, so altmodisch es sein mag, ist immer noch unsere Haupteinnahmequelle. Und in speziellen Fällen müssen wir antizyklisch agieren.«
    »Was heißt das?«
    »Je mehr Schulden jemand bei uns hat, umso mehr Kredit muss er bekommen. Etta von Dangast, mein Lieber, hat alle ihre Schulden bei uns mit zugekauften Aktien an der Dangast-Gartencenter-Gruppe abgesichert. Die muss im Spiel bleiben. Wenn die Insolvenz anmelden muss, fliegt uns hier alles um die Ohren, dann verlieren wir zur Verfügung gestellte Gelder in dreistelliger Millionenhöhe und jede Chance auf Übernahme! Und Keschs Fonds mit den Dangast-Immobilien implodieren dann auch. Noch Fragen?«
    Beck kam herein und guckte schon wieder so komisch. Irgendetwas schien dringlich zu sein, aber Löhring gestikulierte sie mit energischen Handbewegungen wieder hinaus. Er glaubte jetzt, seinen Kontext gefunden zu haben. »Euch ging es von Anfang an nicht um die Käfer, sondern vielmehr darum, den Dangast-Kurs hochzubringen zur Absicherung eurer Kredite und um irgendwann vielleicht sogar eure Kredite in Aktien zu tauschen und den ganzen Dangast-Laden mal zu übernehmen? So sieht es doch aus, oder? Und ich sozusagen als Herr der Käfer mittendrin!«
    »Das hast du gesagt, Wilhelm.«
    Löhring kam allmählich wieder ins Spiel. »Und noch dazu habt ihr die von Dangast jetzt so oder so in der Hand, sozusagen als Goody obendrauf!« Er sagte leise »Puff« ins Telefon. »Sie hat’s knallen lassen, wie wir wissen. Mensch, Friedrich, warum erpresst ihr sie nicht gleich?«
    Mollow wollte wohl nicht direkt darauf antworten und sagtenur, das sei nicht der Stil des Hauses. Man arbeite da etwas verdeckter. Und Löhring solle doch mal zusehen, dass er endlich seine Rhinitis in den Griff bekomme. Er pfeife ja aus dem letzten Loch. Dann legte er auf.
    Fünf Minuten später hatte Miranda Löhring vom Wurm im Mist berichtet, und er hatte sein Smartphone nach ihr geworfen. Sie war belastbar, wie Überbringer schlechter Nachrichten es sein müssen, und flink, hatte sich rechtzeitig gebückt, war geschickt seitlich ausgewichen und entkommen, pfeilschnell wie ein Fischchen. Sie war keine Frau der großen Welle.
    Löhring dagegen war außer sich. Sollte er sich jetzt auch noch um die Käferkacke kümmern? Sicher, er hatte Verantwortung für das Unternehmen, für die Leute. Aber die Mitarbeiter hatten verdammt noch mal auch ein bisschen Verantwortung ihm gegenüber, wenn er ihnen schon gewisse Dinge überließ. Mit dem Delegieren hatte er bis zu diesem Zeitpunkt nie Probleme gehabt, sofern es sich um punktuelle Details wie Käferaufzucht und Brutpflege handelte. Und nun das.
    Konnte man Würmer nicht kommen sehen? Kannten die kein Risk Management? Löhring ließ alle Termine canceln und fuhr zunächst zu Kellermann, mehr aus Intuition, aus einem Gefühl heraus. Er musste jetzt irgendwohin, ins Warme kommen, einen Cognac trinken.
    Als er vor Keschs Villa vorfuhr, hatte er sich tatsächlich bereits ein wenig dezentriert. Er würgte den Motor ab, knallte die Lederhandschuhe vor die Windschutzscheibe und hechtete aus dem Wagen. Doch er kam nicht weit, blieb wie angewurzelt vor dem Haus stehen.
    Das durfte nicht wahr sein, war vielleicht eine Halluzination aufgrund der jüngsten Ereignisse. Doch die Halluzination hatte eine Kühlerhaube, die man anfassen konnte: Vor der Tür stand Kellermanns alter Käfer aus dem Hühnerstall –

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