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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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dachte Löhring, wie naiv musste diese Frau sein, nicht deutlich mehr herausholen zu wollen aus dem Deal, den er ihr da gerade auf dem Silbertablett servierte. Er zuckte mit den Schultern: »Wie Sie wollen, Frau Schlick. Ich werde noch einen informellen, unverfänglichen kleinen Zusatz in die Vertraulichkeitserklärung einfügen lassen, und dann kriegen Sie Ihren Erdbeerladen fast geschenkt.«
    Sie lächelte, nahm ihre Handtasche und gab ihm die Hand. Er solle bitte Keith Winter herzliche Grüße von ihr ausrichten. Sie denke noch oft an die gemeinsame Zeit, fügte sie immer noch lächelnd hinzu, bevor sie das Büro verließ.
    Was blieb, war ihr Parfum. Zu helfen war ihnen wohl nicht, den Frauen, dachte Löhring, als er sich Richtung Sekretariat aufmachte. Er würde einiges am Verkaufspreis nachlassen müssen. Sanierungskosten eben. Fix it, sell it or close it. Zur Not ließen sich ein paar von den Gewächshäusern an einen der Sallewitz-Kesch-Immobilienfonds verkaufen und zurückmieten. Dann hätte Kellermann wenigstens etwas zu tun.
    Mirandas Finger schmerzten, hatten weder Lust noch Kraft, sich auf der Tastatur zu spreizen für das Ü, das Z, für die Umschalttaste, das Fragezeichen rechts oben und das Dollarzeichen weiter links. Vor ihr auf dem Tisch lag bereits das Touristikkonzept für »Gold Bug Tours – Natur- und Erlebnisreisen zu den Goldkäfern Costa Ricas«. Löhring hatte inzwischen extern Anteile eines Reiseunternehmens übernommen, denn dieses Geschäftsmodell passe hervorragend zur Corporate Identity von SKARABÄUS, hatte er gesagt. Ja, von so etwas hätte sogar Thomas Cook geträumt, es lasse das Unternehmen »organisch wachsen«, und Urlaub müsse ja schließlich jeder machen. Costa Rica habe ganzjährig ein ausgewogenes Klima, den Pazifik, den Dschungel, zudem eine durchaus fortschrittliche Infrastruktur. Das schreie nach Investition.
    Miranda wusste, dass Löhring das Geschäft in drei Kernbereiche aufgliedern wollte: Forschung und Entwicklung, Technik und Vertrieb sowie Touristik. Das war an sich noch kein Grund zur Sorge, aber es ging alles viel zu schnell. Während Richard Patthorn und seine Kollegen noch immer den allerletzten Geheimnissen der Chitinpanzer hinterherjagten und deren Lichtbrechungen ständig neu rekonstruierten, stand Löhring schon wieder im Scheinwerferlicht und gab das nächste Interview. Vielleicht meinte er es auch nur gut, dachte Miranda, vielleicht war er nur ein bisschen ungeduldig, sozusagen von einer Art kindlichem Idealismus beflügelt. Aber es war beschämend, wie leicht er es sich dabei machte.
    »Und nun sanieren wir erst einmal weiter, was das Zeug hält, Miranda, was? Ich denke dabei parallel über eine Kapitalerhöhung nach. Verbinden Sie mich gleich mit Mollow.« Löhring hatte sich hinter ihren Schreibtisch gestellt, ließ den Blick, während er sprach, nonchalant über die sich darauf befindlichen Papiere schweifen und gab ihr einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter, sodass auf dem Bildschirm vor ihr plötzlich »Seeehhhrrr« stand.
    Sie fuhr herum auf ihrem neuen Bürostuhl mit den fünf Rollen,dem roten Bezug und der verstellbaren Kopflehne. Mit neuen Stühlen für alle Mitarbeiter hatte Löhring eine positive Einstellung zum Wandel im Unternehmen verankern, ihn sozusagen für jeden »am eigenen Leibe« erfahrbar machen wollen. Er hatte es »intrinsisches Change Management« genannt. Nun saßen sie drauf. Miranda musste an Löhring 007 und seine Lizenz zum Managen denken, als sie sagte: »Ich verstehe das alles irgendwie nicht.«
    Sie hatte wieder diesen Hauch von Verzweiflung in den Augen, fand Löhring, wie eine Verkäuferin, wenn kurz vor Feierabend noch Kunden kamen. Herrje, wie um Himmels willen holte man aus dieser Frau ein Fünkchen Unbekümmertheit heraus? Er winkte ab. »Müssen Sie auch nicht verstehen, Miranda, müssen Sie nicht. Zu komplex«, erwiderte er und fügte besänftigend hinzu: »Es muss schließlich ein paar Dinge geben, in denen wir uns unterscheiden, nicht wahr?«
    »Was haben Sie vor?«
    Sie fragte, sie fragte schon wieder, dachte Löhring. Er versuchte nun wirklich, sich in jede Frau einzufühlen, aber diese hier stellte immer nur Fragen grundsätzlicher Natur, provozierte Kommunikation, statt einfach zu machen. »Denken Sie nicht immer so viel mit, Miranda«, sagte er.
    Doch sie gab keine Ruhe. »Ich meine ja nur. Wie soll das alles jetzt weitergehen? Und was sagt denn Herr Winter dazu?«
    »Was haben Sie eigentlich für

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