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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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einer Kaltblütigkeit und einem Blick gesagt, die Herrn von Granville einen Gegner offenbarten, bei dem der geringste Fehler gefährlich war. »Ist das alles, was Sie verlangen?« fragte der Oberstaatsanwalt. »Ich will Ihnen meine Vorschläge machen,« sagte Jakob Collin. »Die Ehre der Familie Grandlieu zahlt für die Umwandlung der Strafe Theodors: das nenne ich viel geben und wenig dafür erhalten. Was ist ein Sträfling, der auf Lebenszeit verurteilt ist? ... Wenn er ausbricht, können Sie sich seiner so leicht entledigen! Es ist ein Wechsel auf die Guillotine. Nur müssen Sie mir, da man ihn in wenig liebenswürdiger Absicht nach Rochefort geschickt hatte, versprechen, daß Sie ihn nach Toulon überweisen, indem Sie Befehl erteilen, daß er dort gut behandelt wird. Jetzt ich selber; ich will mehr. Ich habe die Briefe der Frau von Sérizy und der Herzogin von Maufrigneuse, und was für Briefe!... Sehen Sie, Herr Graf, die öffentlichen Dirnen streben, wenn sie schreiben, nach Stil und schönen Empfindungen; nun, die hohen Damen, die den ganzen Tag im Stil und in großen Empfindungen schweben, schreiben so, wie die Dirnen handeln. Die Philosophen mögen die Gründe dieses Stellungswechsels suchen; mir liegt nichts daran, sie zu finden. Die Frau ist ein minderwertiges Wesen, sie gehorcht zu sehr ihren Organen. Für mich ist die Frau nur schön, wenn sie einem Manne gleicht. So haben denn auch diese kleinen Herzoginnen, die mit dem Kopf männlich sind, Meisterwerke geschrieben ... Oh, das ist von einem bis zum andern Ende herrlich wie Pirons berühmte Ode...« »Wirklich?« »Wollen Sie sie sehen?« fragte Jakob Collin lächelnd. Der Richter schämte sich. »Ich kann Ihnen eine Probe zu lesen geben ... Aber keine Possen! Wir spielen offenes Spiel? Sie werden mir die Briefe zurückgeben, und Sie werden auch verbieten, daß man spioniert und daß man die Person, die sie bringen wird, verfolgt oder ansieht.« »Wird das lange dauern?« fragte der Oberstaatsanwalt. »Nein, es ist halb zehn,« sagte Jakob Collin, indem er auf die Stutzuhr sah; »nun, in vier Minuten haben wir je einen Brief dieser beiden Damen; und wenn Sie sie gelesen haben, werden Sie die Guillotine widerrufen! Wenn all das nicht wäre, wie es ist, so würden Sie mich nicht so ruhig sehen. Die Damen sind übrigens gewarnt.« Herr von Granville machte eine Geste der Überraschung. »Sie werden in diesem Augenblick in heller Bewegung sein, sie werden den Justizminister ins Feld schicken, sie werden, wer weiß, wohl gar bis zum König gehen! ... Lassen Sie sehen, geben Sie mir Ihr Ehrenwort, nicht zu beachten, wer kommen wird, und die Person eine Stunde lang nicht zu verfolgen noch verfolgen zu lassen?« »Ich verspreche es Ihnen.« »Gut, Sie werden nicht einen entsprungenen Sträfling betrügen wollen. Sie sind aus dem Holz, aus dem die Turennes geschnitzt waren, und Sie halten den Dieben Ihr Wort ... Nun, im Vorsaal steht in diesem Augenblick eine Bettlerin in Lumpen, ein altes Weib, mitten im Saal, Sie wird mit einem der kleinen Advokaten über irgendeinen Prozeß um eine Grenzmauer reden; schicken Sie Ihren Bureaudiener zu ihr und lassen Sie ihr sagen: › Dabor ti mandana .‹ Dann wird sie kommen... Aber seien Sie nicht unnötig grausam ... Entweder nehmen Sie meine Vorschläge an, oder Sie wollen sich nicht mit einem Sträfling kompromittieren ... Ich bin nur ein Fälscher, beachten Sie das wohl! ... Nun, lassen Sie Calvi nicht in den furchtbaren Qualen der Toilette ...« »Die Hinrichtung ist bereits widerrufen ... Ich will nicht,« sagte Herr von Granville zu Jakob Collin, »daß die Justiz Ihnen nachsteht!«
    Jakob Collin blickte den Oberstaatsanwalt mit einem gewissen Staunen an und sah, wie er die Schnur seiner Schelle zog. »Wollen Sie nicht entschlüpfen? Geben Sie mir Ihr Wort, ich begnüge mich damit. Suchen Sie diese Frau selbst auf ...« Der Gerichtsdiener trat ein. »Felix, schicken Sie die Gendarmen fort ...« sagte Herr von Granville.
    Jakob Collin war besiegt. In diesem Zweikampf mit dem Staatsanwalt wollte er der Größere, der Stärkere, der Großmütigere sein, und der Richter zermalmte ihn. Nichtsdestoweniger aber fühlte der Sträfling sich überlegen, weil er die Justiz nasführte, weil er sie überredete, daß der Schuldige unschuldig sei, und weil er ihr siegreich einen Kopf streitig machte; aber diese Überlegenheit mußte stumm bleiben, geheim, verborgen, während der ›Storch‹ ihn majestätisch ln vollem Licht

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