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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Ihr Leben keine tausend Taler wert wäre ...« »Sagen Se mir den Namen dieses keschickten Menschen, und zählen Se auf maine Großmut!« Louchard nahm seinen Hut, grüßte und ging. »Teifelsmensch!« rief Nucingen, »kommen Se ... Ta ...« »Geben Sie wohl acht,« sagte Louchard, ehe er das Geld nahm, »daß ich Ihnen ganz einfach eine Auskunft verkaufe. Ich werde Ihnen den Namen und die Adresse des einzigen Menschen angeben, der Ihnen dienen kann; aber er ist ein Meister ...« »Keht ßum Teifel!« rief Nucingen; »nur Varschilds Name ist wert tausend Taler, und auch nur, wenn er am Fuß aines Schaines steht ... Ich biete tausend Franken.«
    Louchard, ein kleiner Schlaukopf, der noch um keine Notars-, Gerichtsvollziehers- oder Verteidigerskonzession hatte unterhandeln können, schielte den Baron bedeutsam an. »Für Sie tausend Taler oder nichts; Sie haben sie an der Börse in wenigen Sekunden wieder eingenommen,« sagte er. »Ich biete tausend Franken!...« wiederholte der Baron. »Sie würden um eine Goldmine feilschen!« sagte Louchard, indem er grüßte und sich zurückzog. »Ich werde haben die Atreß fier ainen Finfhündertfrankenschain!« rief der Baron, der seinem Kammerdiener befahl, ihm seinen Sekretär zu schicken.
    Turcaret lebt nicht mehr. Heute entfaltet der größte wie der kleinste Bankier seinen Scharfsinn in den geringsten Dingen: er feilscht um die Künste, die Wohltätigkeit und die Liebe; er würde mit dem Papst um eine Absolution feilschen. Daher hatte Nucingen, während er Louchard zuhörte, sich schnell überlegt, daß Contenson als der rechte Arm des Exekutors die Adresse dieses Meisters der Spionage kennen müßte. Contenson würde für fünfhundert Franken hergeben, was Louchard nicht billiger verkaufen wollte als für tausend Taler. Diese rasche Überlegung beweist energisch, daß der Kopf dieses Menschen, wenn auch sein Herz von der Liebe überfallen war, noch der des Luchses blieb.
    »Kehn Se selbst«, sagte der Baron zu seinem Sekretär, »ßu Gondanzon, dem Spion Licharts, des Exegutors; aber nähmen Se ainen Wagen und bringen Se'n her auf der Stell. Ich warte!... Sie werden kehn durch die Gartentier; hier haben Se d'n Schlüssel; denn niemand soll sehn den Menschen bei mir. Sie werden ihn fiehren in den glainen Kartenpavillon. Sehn Se ßu, daß Se mainen Auftrag ausfiehren mit Verstand.«
    Es kam Besuch, um mit Nucingen von Geschäften zu reden; aber er wartete auf Contenson, er träumte von Esther, er sagte sich, daß er in kurzer Zeit die Frau wiedersehen würde, der er unerhoffte Erregungen verdankte, und er schickte alle Welt mit unbestimmten Worten und doppelsinnigen Versprechungen davon. Contenson schien ihm das wichtigste Wesen in Paris zu sein; er spähte fortwährend in den Garten hinunter. Und schließlich ließ er sich, nachdem er Befehl gegeben hatte, seine Tür zu schließen, sein Frühstück in dem Pavillon servieren, der in einer der Ecken des Gartens lag. In den Bureaus erschien das Verhalten und Zögern des schlauchen, klarblickendsten, politischtien aller Pariser Bankiers unerklärlich.
    »Was hat denn der Chef?« fragte ein Wechselagent einen der ersten Kommis. »Man weiß nicht; es scheint, seine Gesundheit gibt zu Besorgnissen Anlaß; gestern hat die Frau Baronin die Doktoren Desplein und Bianchon berufen ...«
    Eines Tages wollten Fremde Newton sehen, und zwar in dem Augenblick, als er einem seiner Hunde namens Beauty Arznei eingab; Beauty – es war eine Hündin – brachte ihn, wie man weiß, um eine ungeheure Arbeit, und er sagte zu ihr nichts als: ›Ach, Beauty, du weißt nicht, was du eben vernichtet hast ...‹ Die Fremden gingen voller Achtung vor den Arbeiten des großen Mannes davon. Im Leben aller hervorragenden Persönlichkeiten findet man eine kleine Hündin Beauty. Als der Marschall von Richelieu nach der Einnahme von Mahon, einer der größten Waffentaten des achtzehnten Jahrhunderts, Ludwig XV. beglückwünschte, sagte der König zu ihm: ›Wissen Sie schon die große Neuigkeit? ... Der arme Lansmatt ist tot!‹ Lansmatt war ein Pförtner, der in die Intrigen des Königs eingeweiht war. Nie erfuhren die Pariser Bankiers, wie sehr sie Contenson verpflichtet waren. Dieser Spion war der Anlaß, daß Nucingen ein ungeheures Geschäft zum Abschluß kommen ließ, an dem er beteiligt war und das er ihnen ganz überließ. Sonst konnte der Luchs mit der Artillerie der Spekulation ein Vermögen aufs Korn nehmen, während der Mensch der Sklave des Glücks

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