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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Engländerin ... eine jener Frauen, die nachts auf Tagelohn gehen, und wir haben Befehl, sie zu behandeln, als wäre sie die gnädige Frau: was will der gnädige Herr mit diesem Frauenzimmer beginnen? ... Die arme gnädige Frau! Wie hat sie geweint, als sie in den Wagen stieg! ... ›Nun, es muß sein!...‹ rief sie. ›Ich habe den armen Liebling schlafend verlassen,‹ sagte sie, indem sie sich die Tränen abwischte; ›wenn er mich angesehen oder meinen Namen ausgesprochen hätte, so wäre ich geblieben, und hätte ich mit ihm sterben müssen!‹ Sehen Sie, gnädiger Herr, ich liebe die gnädige Frau so sehr, daß ich ihr ihren Ersatz nicht gezeigt habe, viele Kammerfrauen hätten ihr das auch noch angetan.« »Die Unbekannte ist da?« »Aber, gnädiger Herr, sie war in dem Wagen, der die gnädige Frau entführt hat; ich habe sie nach meinen Instruktionen in meinem Zimmer versteckt.« »Ist sie hübsch?« »So hübsch, wie eine Gelegenheitsfrau eben sein kann, aber es wird ihr nicht schwer werden, ihre Rolle zu spielen, wenn der gnädige Herr hilft,« sagte Europa, indem sie davonging, um die falsche Esther zu holen.
    Am Abend zuvor hatte der allmächtige Bankier, ehe er zu Bett ging, einem Kammerdiener, der schon um sieben Uhr morgens den berühmten Louchard, den gewandtesten Schergen des Handelsgerichts, in einen kleinen Salon einführte, wohin der Baron im Schlafrock und in Pantoffeln kam, seine Befehle gegeben.
    »Sie haben sich lustik kemacht ieber mich!« sagte er, statt den Gruß des Schergen zu erwidern. »Das konnte wohl nicht anders sein, Herr Baron. Ich hänge an meinem Amt, und ich hatte schon einmal die Ehre, Ihnen zu sagen, daß ich mich nicht in Dinge einlassen kann, die nichts mit meinen Obliegenheiten zu tun haben. Was habe ich Ihnen versprochen? Sie mit demjenigen unserer Agenten in Verbindung zu bringen, der mir am ehesten geeignet schien, Ihnen zu dienen. Aber der Herr Baron kennt die Grenzen, die zwischen den Leuten verschiedener Berufe existieren... Wenn man ein Haus baut, läßt man nicht vom Zimmermann machen, was den Schlosser angeht. Nun, es gibt eine doppelte Polizei: die politische Polizei und die Kriminalpolizei. Niemals lassen sich die Agenten der Kriminalpolizei in Dinge ein, die die politische Polizei angehen, und umgekehrt. Wenn Sie sich an den Chef der politischen Polizei wendeten, so brauchte der eine Ermächtigung des Ministers, um sich mit Ihrer Angelegenheit zu befassen; und Sie würden es nicht wagen, sie dem Generalpolizeidirektor des Königreichs auseinanderzusetzen. Ein Agent, der auf eigene Rechnung Polizeidienste leistete, würde sein Amt verlieren. Nun ist die Kriminalpolizei genau so vorsichtig wie die politische Polizei. Daher arbeitet im Ministerium des Innern wie in der Präfektur niemand anders, als im Interesse des Staates oder der Justiz. Handelt es sich um eine Verschwörung oder um ein Verbrechen, ja, mein Gott, da stehen Ihnen die Herren zur Verfügung; aber begreifen Sie doch, Herr Baron, daß sie ganz andere Dinge zu tun haben, als sich um die fünfzigtausend Liebeshändel von Paris zu kümmern. Was uns angeht, so dürfen wir uns nur mit der Verhaftung von Schuldnern befassen; und sobald es sich um etwas anderes handelt, setzen wir uns ungeheurer Gefahr aus, wenn wir die Ruhe irgend jemandes stören. Ich habe Ihnen einen meiner Leute geschickt, aber Ihnen auch gesagt, daß ich nicht für ihn bürgte. Sie haben ihm gesagt, er solle Ihnen eine Frau in Paris ausfindig machen, Contenson hat Ihnen einen Tausender ›abgeluchst‹, ohne sich auch nur zu rühren. Ebensogut könnte man eine Nadel im Fluß suchen, wie in Paris eine Frau, die verdächtig ist, in den Wald von Vincennes zu fahren, und deren Personalbeschreibung der aller hübschen Pariser Frauen glich.«
    »Gondanzon«, sagte der Baron, »konnte doch sagen die Wahrheit, statt mir abzuluchsen ainen Tausender.« »Hören Sie, Herr Baron,« sagte Louchard, »wollen Sie mir tausend Taler geben? Ich will Ihnen einen Rat dafür geben ... ihn Ihnen verkaufen,« »Is er wert tausend Taler, der Rat?« fragte Nucingen. »Ich lasse mich nicht fangen, Herr Baron,« erwiderte Louchard. »Sie sind verliebt, Sie wollen den Gegenstand Ihrer Leidenschaft entdecken, Sie dürsten nach ihr wie Lattich ohne Wasser. Gestern sind, wie mir Ihr Kammerdiener gesagt hat, zwei Ärzte bei Ihnen gewesen, die Ihren Zustand gefährlich finden; ich allein kann Sie in die Hand eines geschickten Menschen geben... Ja, zum Teufel, wenn

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