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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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»Wahrhaftig, Sie haben das Recht, so von mir zu denken,« sagte er, während es schien, als hielte er sich zurück. »Je hundsgemeiner unser Stand ist, um so mehr bedarf er der Ehrlichkeit. Aber lassen Sie sehen, Herr Baron, sagen Sie sechshundert Franken, und ich werde Ihnen einen guten Rat geben.« »Kieb und verlaß dich auf maine Kroßmut ...« »Ich will es wagen,« sagte Contenson; »aber ich spiele gewagtes Spiel. In Dingen der Polizei, sehen Sie, muß man unterirdisch vorgehen. Sie sagen: Los, auf! ... Sie sind reich; Sie glauben, alles weiche vor dem Geld. Das Geld ist ja auch etwas. Aber mit Geld hat man nach den zwei oder drei tüchtigen Leuten unseres Metiers immer erst die Menschen. Und es gibt Dinge, an die man nicht denkt, die sich nicht kaufen lassen! ... Den Zufall nimmt man nicht in Sold. Daher macht man die Dinge im guten Polizeidienst auch nicht so. Wollen Sie sich mit mir im Wagen zeigen? Man wird uns begegnen. Man hat den Zufall ebensosehr für sich wie gegen sich.« »Wahr,« sagte der Baron. »Wahrhaftig, ja, Herr Baron. Ein Hufeisen, das der Polizeipräfekt in der Straße auflas, führte ihn zur Entdeckung der Höllenmaschine. Nun, wenn wir heute abend im Dunkeln zu Herrn von Saint-Germain führen, so würde ihm nicht mehr daran liegen, Sie bei sich zu sehen, als Ihnen, gesehen zu werden, wenn Sie zu ihm fahren.« »Das ist richtig,« sagte der Baron. »Ah, er ist der Stärkste der Starken, die Stütze des berühmten Corentin, des rechten Arms Fouchés, den manche für seinen natürlichen Sohn ausgeben; er soll ihn als Priester gezeugt haben; aber das sind Dummheiten: Fouché verstand es, Priester zu sein, wie er es verstanden hat, Minister zu sein. Nun. sehen Sie, diesen Mann werden Sie nicht unter zehn Tausendfrankenscheinen an die Arbeit bringen ... Überlegen Sie sichs ... Aber Ihre Angelegenheit wird erledigt, und gut erledigt. Nicht gesehen noch erkannt, wie man sagt. Ich werde den Herrn von Saint-Germain benachrichtigen müssen, und er wird Ihnen ein Stelldichein geben irgendwo, wo niemand etwas hören oder sehen kann; denn er setzt sich Gefahren aus, wenn er auf Rechnung Privater Polizeidienste leistet. Aber was wollen Sie! ... Er ist ein braver Mensch, der König der Menschen, und ein Mensch, der große Verfolgungen durchgemacht hat, und obendrein, weil er Frankreich gerettet hatte! ... Wie übrigens auch ich, wie alle, die es gerettet haben!«
    »Kut; du kannst mir schraiben die Schäferstunde,« sagte der Baron, indem er über diesen vulgären Scherz lächelte. »Der Herr Baron schmiert mir nicht einmal die Pfote? ...« sagte Contenson mit zugleich demütiger und drohender Miene.
    »Schan,« rief der Baron seinem Gärtner zu, '»keh, laß dir von Schorsch ßwanßig Franken keben und bring se her ...«
    »Wenn freilich der Herr Baron keine andern Angaben machen kann, als er mir gegeben hat, so zweifle ich, ob ihm der Meister von Nutzen sein kann.« »Hab ich andre!« erwiderte der Baron mit schlauem Gesicht. »Ich habe die Ehre, dem Herrn Baron einen guten Tag zu wünschen,« sagte Contenson, indem er das Zwanzigfrankenstück nahm; »ich werde die Ehre haben, wiederzukommen und Georg zu sagen, wo der Herr Baron sich heute abend einfinden soll, denn man darf im guten Polizeidienst niemals etwas schreiben.«
    ›Gomisch, wieviel Keist diese Burschen haben!‹ sagte der Baron vor sich hin; ›es ist in der Bolißei kenau wie bei den Keschäften.‹
    Als Contenson den Baron verließ, ging er ruhig von der Rue Saint-Lazare in die Rue Saint-Honoré und bis zum Café David; er blickte dort durch die Scheiben und bemerkte einen Greisen, der unter dem Namen Vater Canquoelle bekannt war.
    Das Café David, das in der Rue de la Monnaie lag, genoß während der ersten dreißig Jahre dieses Jahrhunderts eine gewisse Berühmtheit, die freilich auf das sogenannte ›Quartier des Bourdonnais‹ beschränkt blieb. Dort versammelten sich die alten Händler, die sich zur Ruhe gesetzt hatten, und die Großkaufleute, die noch im Geschäft standen: die Camusots, die Lebas, die Pilleraults, die Popinots, und ein paar Grundbesitzer wie der kleine Vater Molineux. Man sah dort von Zeit zu Zeit auch den alten Vater Guillaume, der aus der Rue du Colombier dorthin kam. Man sprach dort unter sich von Politik, freilich vorsichtig, denn der Standpunkt des Café David war der Liberalismus. Man erzählte sich die Klatschereien des Quartiers, so stark empfinden die Menschen das Bedürfnis, sich übereinander lustig

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