Glanz
befand. »Wir können die Zeit, in der wir unterwegs sind, ebenso gut nutzen, oder?«, meinte sie.
Bisher hatte ich den Gedanken daran verdrängt, dass ich bald in Erics Traumwelt zurückkehren musste. Bei dem Gedanken an das schwarze Wasser, das mich unbarmherzig in die Tiefe gezogen hatte, krampfte sich mein Magen zusammen.
Emily betrachtete mich argwöhnisch. »Hast du Angst?«
Ich schüttelte den Kopf. Nachdem ich so sehr darum gekämpft hatte, dass sie mir half, würde ich jetzt bestimmt nicht zurückschrecken. Dennoch steckte ich meine Glanz-Kapsel mit einem unguten Gefühl in den Mund und spülte sie mit etwas Wasser aus einer Plastikflasche hinunter.
Wir warteten einen Moment, während das Licht im Wagen immer heller zu werden schien und meine Angst allmählich der Vorfreude wich. Dann nahmen wir Erics Hände und schlossen den Kreis.
23.
Kälte und Dunkelheit umklammern mich. Meine Lungen brennen. Ich strampele und kämpfe, doch es gibt kein Oben und Unten, keine Richtung, in die
ich mich vorwärtsbewegen könnte. Verzweiflung überkommt mich. Es war ein Fehler, hierher zurückzukehren. Ich ertrinke!
Mühsam kämpfe ich die Panik nieder. Dies ist nur ein Traum, sage ich mir. Du sitzt auf dem Rücksitz eines Autos und hältst Erics Hand. Du atmest
ganz normal. Dies ist nur ein Traum!
Es gelingt mir, mich zu beruhigen. Das Brennen in meinen Lungen lässt nach. Ich kann immer noch nicht atmen, aber ich muss es jetzt auch nicht mehr.
Ich lasse mich treiben. Das eiskalte Wasser betäubt meinen Körper, bis ich ihn nicht mehr fühle, nichts mehr höre, nichts mehr sehe. Ich bin
jetzt nur noch ein Geist, ein winziger Punkt, der in einem endlosen, leeren Kosmos schwebt.
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24.
Ich stand dort vor dem Tempel der Wahrheit und habe auf dich gewartet, göttliche Mutter. Viele Tage lang. Ich schlief im Sand. Die Affen brachten mir Speise und Trank, so dass es mir an nichts mangelte, doch nach langer Zeit begriff ich, dass du nicht zurückkommen würdest. Ihr Götter habt andere Pflichten, wurde mir klar. Wie könntet ihr die Welt regieren, wenn ihr euch nur um einen Einzelnen wie mich kümmert? Dennoch fiel es mir schwer, dein Gebot, auf dich zu warten, zu missachten.
Andererseits dachte ich mir, dass dir vielleicht etwas zugestoßen sein könnte – ich wusste zwar noch nichts von Hades' Verrat, aber dass ihr Götter auch untereinander Streit habt, ist mir wohlbekannt. Also beschloss ich, dich zu suchen. Ich ging zurück zur Ersten Mutter und fragte sie, wo ich dich finden könne. Sie trug mir auf, in die Stadt des Lächelns zu gehen und die Glückliche Königin nach dir zu fragen. Ich sollte ihr sagen, dass ich jemanden suche, der ihr gleiche wie eine Zwillingsschwester. Ich hielt das für übertrieben, denn niemand kann so schön sein wie du, göttliche Mutter. Doch ich folgte der Richtung, die sie mir wies.
Ich wanderte viele Tage, bis ich an ein gewaltiges Gebirge gelangte. Die höchsten Berge waren so gewaltig, dass ihre Gipfel schneebedeckt waren. Ich ernährte mich von kleinen stachligen Früchten, die ich auf meinem Weg fand.
Als ich schon glaubte, das schwierigste Stück hinter mir zu haben, wurde ich von einem Greif angefallen – einem gewaltigen Tier mit Löwenkörper und dem Kopf und den Flügeln eines Adlers. Seine Schwingen waren so groß wie die Segel meines Schiffes, der Argo. Ich konnte das Untier in die Flucht schlagen, doch es verwundete mich schwer mit seinem Schnabel. Ich schleppte mich weiter, wusste jedoch, dass ich ohne Hilfe verloren war. Bald verließen mich die Kräfte, und ich verlor das Bewusstsein.
Als ich erwachte, lag ich in völliger Dunkelheit. Ich streckte eine Hand aus und ertastete eine kalte, schräge Wand dicht über meinem Kopf. Als ich meine Finger einen Augenblick an einer Stelle ruhen ließ, wurde sie feucht – die Wand bestand
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