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Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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schlimm ist es denn?«
    »Auf jeden Fall muss sie ins Krankenhaus .« Tammy soll nicht sehen, was Mick mit Cass’ Beinen angestellt hat. Ich möchte heute Abend nicht die Verantwortung für die möglichen Folgen solcher Eindrücke tragen.
    Es dauert nur fünf Minuten, bis der Krankenwagen, ein weißer Kastenwagen mit stilisierten roten Halbmonden, vor dem Haus auftaucht und zwei höfliche Zombies in blauer Uniform die Eingangstreppe hoch stapfen. »Hier entlang.« Ich führe sie nach oben, wo Sam auf Cass aufpasst. Dieses eine Mal bin ich wirklich froh, dass überall Zombies herumspringen. Sie stellen nicht solche peinlichen Fragen, wie es vielleicht ein mit eigenständigem Bewusstsein begabtes Wesen tun würde. Eine Minute später kommen die Zombies wieder nach unten, um eine rollbare Klappbahre für Cass zu holen.
    »Wer ist der nächste Angehörige?«, fragt einer der Zombies, als sie Cass hinuntertransportieren.
    Fer deutet auf Mick, doch Tammy schlägt ihm die Hand weg. »Das bin ich«, erklärt sie. »Nehmen Sie mich mit.«
    »Einverstanden«, sagt einer der Zombies. »Setzen Sie sich bitte nach vorne.« Als sie Cass in den hinteren Teil des Fahrzeugs rollen, geht Tammy mit.
    Greg sieht ihr einen Augenblick nach und wendet sich anschließend Mick zu. »Was sollen wir mit ihm machen?«
    Fers Gesicht wirkt hart. »Nichts«, sage ich hastig, ehe Fer den Mund aufmachen und sich in irgendwas verrennen kann. »Ihr wisst doch noch, was wir ausgemacht haben? Keine Lynchjustiz.« Ich zögere kurz. »Was wir morgen unternehmen, ist eine andere Sache.«
    »Wird die Polizei irgendwas tun?«, fragt Fer kurz darauf.
    »Glaub ich nicht«, erwidert Sam, der gerade nach unten kommt und sich ein feuchtes Handtuch ans Auge presst. »Für solche Dinge sind die Zombies meinem Eindruck nach nicht ausreichend programmiert. Falls wir Pech haben, müssen wir sogar mit einer Anzeige rechnen, weil wir aufs Blumenbeet getreten sind und die Tür eingeschlagen haben. Aber von einem Zombie kann man kaum erwarten, mit einer solchen … Sache richtig umzugehen.« Mit überaus nüchterner Miene mustert er Mick, der alle viere von sich streckt.
    »Lasst uns nach Hause gehen«, schlage ich vor. »Wie wär’s, wenn wir uns morgen Abend treffen, um die Sache durchzusprechen?«
    »Bei mir geht’s«, sagt Greg. Sam nickt.
    Ich beäuge die niedergestreckte Gestalt auf dem Fußboden. »Falls Mick versucht, einem von uns auf den Leib zu rücken, sollten wir ihn umlegen, finde ich.«
    »Du klingst ja so, als hättest du da gewisse Vorbehalte«, sagt Fer.
    »Vorbehalte?« Ich starre ihn an. »Scheiße noch mal, ich hätte durchaus Lust, ihm die Kehle hier und jetzt durchzuschneiden! Nur hat dieser Sonntag«, ich muss schlucken, »diese Lust irgendwie gedämpft.« Ich lasse Fer nicht aus den Augen. »Und schließlich habt ihr ihm die Scheiße aus dem Leib geprügelt. Meint ihr wirklich, der will sich noch einen Nachschlag holen?«
    Greg schüttelt den Kopf. »Ich hoffe nur, dass er irgendwas versucht«, erwidert er mit einem merkwürdigen halben Lächeln auf den Lippen, bei dem mir ein Schauer über den Rücken läuft. Einen Moment lang erinnert mich Greg an Jen.
    »Kommt schon, wir gehen.« Ich greife nach Sams freier Hand. »Fer, kannst du bitte zwei Taxis rufen?«
    Es ist fast ein Uhr morgens, als Sam und ich verdreckt, müde und mit blauen Flecken nach Hause kommen. »Geh ruhig schon hinein«, sage ich und bleibe im Wintergarten stehen. »Diese Bluse werfe ich in den Müll.« Sam nickt wortlos und geht hinein, während ich mich im kühlen Mondlicht ausziehe. Zwar fühle ich mich benommen und erschöpft, bin aber auch zufrieden mit dem, was wir heute Nacht durchgezogen haben. Nein, falsch: weitgehend zufrieden . Nachdem ich auch noch die Hose abgestreift habe - kann ja sein, dass irgendetwas von dem Zeug auf dem Bett daran kleben geblieben ist -, folge ich Sam ins Haus.
    Mit einer Wodkaflasche und zwei Gläsern wartet er im Eingang zum Wohnzimmer. Er hat kein Licht gemacht, inzwischen jedoch sein Hemd ausgezogen. Das Mondlicht, das durch die hohen Glasfenster dringt, hebt die Konturen seiner nackten Schultern hervor und taucht sie in Silber. »Heute Nacht kann ich gut auf Träume verzichten«, bemerkt er und streckt mir die Flasche hin.
    »Ich auch.« Ich nehme eines der Gläser und gehe an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Ich bin müde, wie ich merke, aber vor Aufregung, Anspannung und Angst vor morgen auch aufgedreht. Außerdem koche ich wegen der Sache

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