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Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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die Garage an. Ich will Sam jetzt nicht begegnen und hoffe inständig, dass er noch in der Arbeit ist. Denn wenn er mich hier entdeckt, schaffe ich es vielleicht nicht, diese Sache durchzuziehen. Oder ziehe ihn womöglich mit hinein, was noch schlimmer wäre. Doch er ist nicht da, sodass ich ungesehen in die Garage gelange. Dort hole ich meinen schnurlosen Schlagbohrer, Zubehör und ein paar weitere nützliche Kinkerlitzchen, die ich für den Notfall auf die Seite geschafft habe, und kehre danach zum Taxi zurück. Während es anfährt, bin ich immer noch damit beschäftigt, mich zusammenzureißen und alles Sonstige von mir abzuschütteln.
    Wir fahren eine Wohnstraße entlang; die flachen Häuser liegen leicht zurückgesetzt und durch Bäume geschützt hinter weißen Lattenzäunen. Draußen ist es warm. Und laut, denn im Hintergrund lärmen Gliederfüßler. Als wir in einen Tunnel einbiegen, hole ich tief Luft. »Neue Anweisung: Halten Sie genau hier und warten Sie sechzig Sekunden. Danach fahren Sie durch den Tunnel und weiter geradeaus. Schalten Sie nicht den Funk ein. An jeder Kreuzung wählen Sie eine beliebige Richtung und fahren weiter. Halten Sie nur an, falls Sie einem Hindernis ausweichen müssen. Dafür schreibe ich Ihnen tausend Währungseinheiten gut. Fahren Sie so lange weiter, bis mein Guthaben aufgebraucht ist. Bitte wiederholen Sie meine Anweisungen.« Ich beiße mir auf die Unterlippe.
    »Sechzig Sekunden warten. Danach weiterfahren, bei jeder Kreuzung irgendeine beliebige Richtung einschlagen. So lange fahren, bis Ihr Guthaben aufgebraucht ist. Hindernissen ausweichen. Richtig so?«
    »Genau so«, erwidere ich, öffne die Tür und gehe mit meiner Werkzeugtasche weiter in den Tunnel hinein. Während der Zombie losfährt, bleibe ich angespannt stehen und warte ab, bis er verschwunden ist. Danach mache ich mich auf den Weg in die Dunkelheit.
    Als der Tunnel eine Kurve beschreibt, wird es so dunkel, dass ich die große Stahltaschenlampe heraushole. Wie alles andere hier ist sie vermutlich nicht authentisch, denn sie hat keine elektrochemischen Batterien. Dasselbe infrastellare T-Tor, das die Energie für Autos und Sternenschiffe liefert, kann sicher auch ein bisschen davon an eine weiße Diodenplatte abgeben. Im Moment kann mir das nur nützen. Im Gehen richte ich den Strahl auf die Wände rechts und links, bis ich zu einer der eingelassenen Luken gelange. Anders als beim letzten Spaziergang durch diesen Tunnel bin ich diesmal vorbereitet, also heraus mit dem Schlagbohrer! Ich brauche nur wenige Sekunden dazu, einen Steinbohreraufsatz zu montieren; jetzt zahlt es sich offenbar aus, dass ich so viel Zeit in der Garage verbracht habe. Der Krach, den der Schlagbohrer macht, als er in den Beton neben der Luke eindringt und ihn aufreißt, ist zwar ohrenbetäubend, aber zumindest lösen sich große Brocken des künstlichen Gesteins aus der Wand. Sofort füllt sich die Luft mit ätzendem Staub, der mir beim Einatmen in die Lungen sticht. Ich hätte eine Atemschutzmaske mitnehmen sollen, wird mir klar, aber dafür ist es jetzt ein bisschen spät. Außerdem ändert sich das Geräusch und Gefühl beim Bohren, als der Aufsatz über glänzendes Metall gleitet. »Ha!«, murmle ich und wehre mich gegen den heftigen Drang, ständig über die Schulter zu blicken.
    Ich brauche ein paar Minuten, um die Oberfläche des Türrahmens so weit freizulegen, bis ich genau weiß, was ich vor mir habe. Doch je mehr ich erkennen kann, desto größer meine Freude. Der Betontunnel ist eine hohle Röhre und die Tür eine Art Observationsluke an einer Nahtstelle. Wenn ich richtig vermute, ist diese Nahtstelle kein T-Tor, sondern ein mechanisches Schott, das dazu dienen soll, bei einem Druckabfall einzelne Abschnitte gegeneinander abzuriegeln. Und das bedeutet, dass diese Nahtstelle zu einer größeren physikalischen Struktur gehört. Offenbar führt diese Luke zu einer drucksicheren Tür und von dort aus, möglicherweise durch eine Luftschleuse, in weitere, angrenzende Abschnitte. Ich hoffe nur, dass solche Abschnitte sich sowohl oberhalb und unterhalb als auch vor und hinter dem Tunnel befinden. Das einzige Problem besteht darin, dass die Luke abgeschlossen ist.
    Ich grabe in meiner Rocktasche, weil ich eines der Kinkerlitzchen suche, die ich aus der Garage mitgebracht habe: zu Pulver zerstampftes Magnesium. Es stammt von einem größeren Stück, das ich im Laden für Wanderbedarf gekauft habe. Ins Pulver habe ich besonders rostige

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