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Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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sanft an der Krawatte packe, folgt er mir in die Diele. »Hier entlang.« Langsam steige ich die Treppe hinauf und höre ihn dabei rau atmen und Luft holen. Aber er versucht nicht, sich mir zu entziehen. Bis wir vor dem Schlafzimmer stehen.
    »Das sollten wir nicht tun«, sagt er mit heiserer Stimme. »Ich weiß zwar nicht, warum du das tust, aber es ist nicht richtig.«
    »Komm schon.« Ich zerre leicht an ihm, bis er mit mir ins Schlafzimmer tritt. Dort lasse ich ihn schließlich los und drehe mich zu ihm um. Während ich ihm ins Gesicht blicke, merke ich, wie mein Inneres sich lockert und mir im Schritt warm wird. »Kay. Sam. Wer du auch sein magst: Ich liebe dich.«
    Seine Pupillen erweitern sich, und er sieht mich so verwirrt an, dass ich verdutzt die Augen aufreiße. Offenbar hat er mich nicht verstanden! »Ich habe die magischen Worte ausgesprochen, Sam!« Und es ist mir wirklich ernst damit. Das hier ist nicht die Nebenwirkung des Aphrodisiakums, das Jen mir seinerzeit so hinterhältig verabreicht hat, sondern etwas, das viel tiefer geht. »Das, was du neulich zu mir gesagt hast, sage ich jetzt dir.« Seine Miene hellt sich auf. »Komm her!«
    Jetzt ist er sichtlich durcheinander. »Aber wenn wir …«
    »Kein Wenn und Aber.« Ich greife nach ihm, zerre an seinem Schlipsknoten, bis er sich löst, und mache mich am obersten Hemdknopf zu schaffen. Er nagt an seiner Unterlippe, und ich spüre diesen warmen, ungeheuer zuverlässigen und beruhigenden Körper unter meinen Fingern zittern. Während ich einen Schritt näher trete und mich an ihn lehne, merke ich durch Sams Kleidung hindurch, dass er ebenso erregt ist wie ich. »Ich will dich, Sam - Kay. Ich möchte keine Barrieren zwischen uns haben, das tut zu weh. Schon zweimal hätte ich dich fast verloren, ich möchte dich nicht noch einmal verlieren.«
    Seine Hände, diese riesigen, kraftvollen Hände, ruhen auf meinen Schultern, und ich spüre seinen Atem an meiner Wange. »Ich fürchte, das klappt nicht, Reeve.«
    »Das Leben kann einem Angst machen.« Es gelingt mir, einen weiteren Knopf zu öffnen, doch als ich zu seinem Gesicht aufschaue, halte ich inne. Eigentlich wollte ich mich hochstrecken, um ihn zu küssen, aber irgendetwas in seinem Mienenspiel bringt mich davon ab. »Was ist los?«
    »Was ist mit dir los?«, zischt er. »Das sieht dir gar nicht ähnlich, Reeve. Was geht da vor?«
    »Ich tue das, was ich schon letzte Woche hätte tun sollen.« Ich schlinge meine Arme um ihn und lehne die Stirn an seine Schulter. Doch er hat Gedankengänge ausgelöst, die meine sexuelle Lust durchkreuzen. »Ich hab ein schlimmes Erlebnis gehabt, und das hat viele Dinge in eine neue Perspektive gerückt, Sam. Hast du so was schon mal erlebt? Etwas Dummes, Verrücktes, vielleicht auch leicht Anrüchiges getan und erst hinterher gemerkt, dass du damit alles aufs Spiel gesetzt hast, das dir wirklich am Herzen liegt? Ich hab’s erlebt und getan - mehr als einmal -, zuletzt vorgestern, und ich möchte nicht nach meinen Fehlern beurteilt werden, deshalb versuche ich jetzt, diese Fehler zu beseitigen. Ich möchte, dass es mit uns beiden klappt, und ich will nicht …«
    »Reeve, hör auf, hör sofort auf damit! Du machst mir Angst.«
    Wie bitte? Ich entziehe mich ihm und starre ihn beleidigt an. Es ist so, als hätte er mich mit einem Kübel Eiswasser übergossen.
    »Das bist doch nicht du, die da spricht, oder?«, fragt er im Ton fester Überzeugung.
    »Wer denn sonst?!«
    »Wirklich?«, erwidert er mit skeptischer Miene. »Letzte Woche hättest du dich mir nicht auf diese Weise an den Hals geworfen.«
    »Doch, das hätte ich sofort, wäre ich nicht so hin- und hergerissen gewesen.« Gleich darauf wird mir klar, was er mir zu sagen versucht, ohne es direkt auszusprechen. Um vor Verzweiflung nicht loszubrüllen, schlage ich mir die Hand vor den Mund.
    »Und jetzt bist du nicht mehr hin- und hergerissen«, stellt er fest, führt mich sanft zum Bett, schiebt mich auf den Rand und nimmt neben mir Platz, sodass wir Schulter an Schulter dasitzen. »Aber als du ins Krankenhaus kamst, hattest du noch innere Konflikte, Reeve. Die hast du schon, solange ich dich kenne. Doch kaum bist du wieder zu Hause, wirfst du dich mir an den Hals, obwohl es erst eine Woche her ist, dass du dem Sex grundsätzlich abgeschworen hast. Du musst mir schon verzeihen, dass mich das im Augenblick misstrauisch macht.«
    Da liegt er vor mir, dieser gähnende, von mir selbst erzeugte Abgrund, dem ich nicht

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