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Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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denn nun schon wieder?!, frage ich mich.
    Der Slate hat eine Taste und einen Pfeil produziert und zeigt einen Text an, der besagt: BITTE AUF DAS OBJEKT DEUTEN, UM ES ZU IDENTIFIZIEREN.
    Okay, also muss das hier das Hilfssystem sein. Erleichtert richte ich den Pfeil auf das aufblinkende Kästchen und drücke auf die Taste.
     
    GARDEROBE. Der Schrank, in dem man Kleidung unterbringen kann, ist betriebsbereit. Hinweis: Getragene Kleidung kann man unten im Haushaltskeller mit Hilfe einer WASCHMASCHINE säubern. Da Sie gerade erst angekommen sind, besitzen Sie keine Kleidung zum Wechseln. Wir empfehlen Ihnen, morgen in die Stadt zu gehen und neue Kleidung zu kaufen.
     
    Meine Füße jucken. Aus einer plötzlichen Laune heraus schleudere ich meine Schuhe weg, froh darüber, diese nervenden Absätze los zu sein. Danach befreie ich mich auch von dem taschenlosen schwarzen Jackett und verstaue es in der Garderobe, indem ich es auf eine dieser seltsamen Apparaturen aus Haken und Bügel hänge, die an der Stange baumeln. Das Jackett wirkt dort ziemlich einsam. Plötzlich fühle ich mich sehr komisch. Alles hier ist so seltsam, dass ich davon irgendwie überwältigt bin. Wie kommt Sam damit zurecht?, frage ich mich beunruhigt. Bei dem Empfang hat er keine besonders gute Figur gemacht. Und wenn ihm diese Situation genauso bizarr vorkommt wie mir …
    Ich warte, bis meine Verwirrung sich gelegt hat, und gehe erst danach wieder nach unten. (Auf dem Weg dorthin schießt mir eine Frage durch den Kopf. Erwartet man von mir, dass ich innerhalb meines »Hauses« dieselbe Kleidung trage wie in der Öffentlichkeit? Diese Leute hatten in Bezug auf ihr öffentliches und privates Verhalten ausgesprochen gespaltene Persönlichkeiten - wahrscheinlich trugen sie deshalb zu Hause andere Klamotten als bei formellen Anlässen.) Schließlich lasse ich das Jackett weg, aber ziehe die Schuhe mit leichtem Bedauern wieder an.
    Ich finde Sam im Wohnzimmer, wo er es sich in einer Ecke des riesigen Sofas bequem gemacht hat. Sein Gesicht ist einer klobigen schwarzen Kiste mit gekrümmtem Schirm zugewandt, die farbige, aber flach wirkende Bilder überträgt und jede Menge Lärm macht, den ich nicht deuten kann. »Was ist das denn?«, frage ich und überrumple ihn damit so, dass er hochfährt.
    »Man nennt das einen Fernseher«, erwidert er. »Ich sehe Football.«
    »Aha.« Nachdem ich das Sofa umrundet habe, nehme ich in der Mitte Platz, so nahe, dass ich nach seiner Hand greifen kann, aber weit genug von ihm entfernt, um Abstand zu halten, falls wir beide es so wollen. Ich mustere die Bilder. Irgendwelche Mechas - nein, es sind männliche Orthohumane mit seltsamen Körperpanzern, stimmt’s? - bilden Gruppen, die sich einander gegenüber aufstellen. Jede Gruppe ist mit einer Farbe gekennzeichnet. »Warum siehst du dir das an?«, frage ich. Einer der Männer wirft der anderen Gruppe der Orthos etwas zu, das einer Handgranate beängstigend ähnlich sieht, und die anderen versuchen, das Ding zu schnappen. Dann rennen sie los und rangeln dabei um die Handgranate. Kurz darauf bläst jemand in eine Trillerpfeife, und es wird unheimlich laut. Wie ich jetzt merke, kommt dieser Krach von der Menschenmenge, die diesem … Ritual? Wettkampf in der Selbstentleibung? Spiel …? von den Sitzreihen hinter den beiden Gruppen zusieht.
    »Angeblich ist das eine populäre Form von Unterhaltung.« Sam schüttelt den Kopf. »Ich dachte, wenn ich zusehe, verstehe ich es vielleicht ein bisschen besser …«
    »Was ist das Wichtigste, das wir begreifen sollten?« Ich beuge mich zu ihm hinüber. »Ist es das Experiment - oder wie wir damit leben?«
    Er seufzt, greift nach einem schwarzen, rechteckigen Objekt mit Tasten, deutet damit auf die Kiste und wartet darauf, dass der Schirm dunkel wird. »Der Slate hat mich instruiert, das Ding auszuprobieren.«
    »Und mein Slate sagt, dass wir morgen Kleidung besorgen müssen. Derzeit besitzen wir nur das, was wir auf dem Leib tragen, und das wird offenbar sehr schnell schmutzig und beginnt dann zu riechen. Wir können die Kleidung nicht einfach wegwerfen und neue produzieren lassen, sondern müssen sie in der Stadt kaufen.« Plötzlich fällt mir etwas anderes ein. »Was machen wir, wenn wir Hunger bekommen?«
    »Da drüben ist eine Küche.« Er deutet mit dem Kinn auf den Eingang zu dem Raum mit den Gerätschaften, die mir Rätsel aufgegeben haben. »Aber wenn du nicht weißt, wie man sie benutzt, können wir auch übers Telefon was zu

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