Glashaus
lächelnd einen Platz an dem zerkratzten Holztisch zu, der zusammen mit zwei wackeligen Bürostühlen, die einzige Einrichtung bildete. Es hatte Teddy Amin stolze fünfhundert Euro gekostet den Oberschließer der Haftanstalt dazu zu bringen, ihm diese Unterredung mit Younas Aris zu verschaffen.
„ Ich weiß, dass Du ein Problem mit Halif Kahn hast. Es könnte sein, dass ich, die Lösung dazu bin.“
Younas nahm misstrauisch Platz.
„ Ich weiß nicht … was … Du meinen“, entgegnete er in seinem stockenden Deutsch.
Teddy wechselte nahtlos ins Französische, von dem ihm Bellini berichtet hatte, dass Younas Aris es besser beherrschte.
„ Ich weiß, wie Du Dich fühlen musst. Ich war selber schon mal `n paar Jahre hier. Ich soll Dir Grüße von Francesca Bellini ausrichten. Du kannst sie anrufen wenn ich wieder weg bin. Sie wird für mich bürgen. Und wenn Dir das noch nicht reichen sollte, könntest Du auch mit Boyle sprechen, dem Bullen von der Mordkommission.“
Younas versuchte vergeblich in Teddy Amins Augen irgendetwas zu finden, dass seinen instinktiven Misstrauen ihm gegenüber entsprochen hätte.
„ Glaubst Du mir?“
Younas schüttelte den Kopf.
„ Aber wenn ich schon mal Besuch habe … sag, was Du zu sagen hast.“
Teddy war mit einem Lächeln an der Reihe.
„ Kennst Dich aus, was, mein Freund.“
Younas grinste schief.
„ Die Wachteln haben Sendepause, solange wir uns hier unterhalten, capisce?“
Younas wiegte noch immer schief grinsend den Kopf.
„ Also hör zu: Kommt Dir hier irgendwer blöd, dann geh zu einem Typen namens Sergeij Iwanow. Das ist ein Freund von mir. Er wird das für Dich regeln. Du kannst ihm vertrauen.“
Younas war immer noch nicht klar, was dieser eigenartige Kerl von ihm wollte, andererseits schien er sich mit den Regeln im Knast so gut auszukennen, als sei er tatsächlich schon mal hier gewesen.
„ Was Du willst dafür?“
Teddy sagte es ihm. Einige Zeit herrschte Schweigen. Dann stand Younas wortlos auf, ging zur Tür und klopfte solange bis einer der Schließer erschien, um ihn zu seiner Zelle zurückzubringen.
Teddy Amin blieb einen Moment allein zurück. Rauchte seine Zigarette zu Ende und dachte darüber nach, dass sein bester und wohl einziger Freund Lewis Boyle vielleicht einen guten Gangster abgeben würde, aber über ein bestimmtes Handicap würde er einfach nie hinwegkommen: Er war nun mal kein Killer. Für einen Bullen in der Mordkommission war das auch ganz in Ordnung so. Nur hörte der Spaß genau dort auf, wo Boyles Zögern Teddy Amins Geschäfte und persönliche Sicherheit berührten.
Wie naiv von Boyle stillschweigend davon auszugehen, dass sich der Homo vom Fleur du Mal keine Sicherheitskopien von Tommy Grafs Akten gezogen haben sollte. Abgesehen davon war sich der Mann seines Platzes innerhalb der kriminellen Hackordnung der Stadt klar genug bewusst, um zu wissen, dass er zu weit unten auf der Leiter stand und daher viel zuviel zu verlieren hatte, sollte er sich auf den Spielplatz von Männern wie Teddy Amin, Premuda oder Halif Kahn vorwagen.
Tommys Akten waren alles in allem ein Schnäppchen gewesen. Zumal Bellini sie Teddy mit einem kräftigen Aufschlag versehen abkaufen und somit refinanzieren würde und Teddy dafür gesorgt hatte, dass einige seiner Freunde in der Haftanstalt in ein paar Stunden sehr nachdrücklich dafür eintreten würden, dass Younas Aris Teddy Amins Schutz sehr wohl zu würdigen wissen würde.
Von da ab, bis zu dem Moment, wo er sich damit einverstanden erklärte, Teddy die Unterstützung zu gewähren, die er brauchte, um Halif Kahn töten zu lassen, blieb es nur noch ein kurzer Weg.
Aris Frau war Halifs Nichte. Und soweit Teddy das sah, zählte sie bestimmt zu den Traditionalisten. Sie würde zweifellos tun, was ihr Mann ihr befahl. Zum Beispiel für ein paar Monate so zu tun, als hätte sie keine Ahnung davon, dass Halif sie und Younas verraten hatte. Dann irgendwann, wenn Halif sie so richtig ins Herz geschlossen hatte - der Tipp auf die entscheidende Gelegenheit Halif abzuknallen. Man würde sie vielleicht verdächtigen. Aber Boyle würde bis dahin auch offiziell Oberbonze bei der MoKo sein und ganz sicher irgendwas drehen können.
Die Stadt war lange schon reif für gewisse Veränderungen und Teddy hatte sich im Stillen längst die nötigen Mittel für eine Übernahme von Halif Kahns Anteil am Drogenkuchen geschaffen. Wer hätte gestern Nacht noch gedacht, dass es ausgerechnet der Kanakenkiller sein
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