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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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bekannt«, räumte Schmolke ein. »Aber Lechner, davon ist auszugehen, hat in den vergangenen Monaten vermutlich weit mehr dort unten gesehen als wir. Und leider …«, er deutete auf die Pläne, »leider zählt er auch zu jenen Höhlenforschern, die mehr für sich als für andere unterwegs sind. Wir haben uns deshalb schon überlegt, ihm den Zugang zu verwehren.«
    »Ach?«, staunte der Kommissar. »Er war in letzter Zeit häufig da unten?«
    »Wir haben ihm mal einen Schlüssel nachmachen lassen – weil er tatsächlich eine Koryphäe auf seinem Gebiet ist, gar keine Frage. Aber so ein Verein ist kein Abenteuerklub, sondern wir verfolgen wissenschaftliche Ziele.«
    »Mal angenommen, man will sich dort unten verstecken. Für wie lange wäre dies denkbar?«
    Schmolke überlegte. »Na ja, so gemütlich ist es dort unten nicht. Acht Grad konstant und die permanente Dunkelheit. Ich würde mal schätzen, so drei, vier Tage maximal. Vorausgesetzt, Sie haben genügend Proviant dabei. Wenn Sie von zwei Personen ausgehen, können Sie die notwendigen Lebensmittel, einschließlich natürlich Wasser und Schlafsäcke, nicht auf einmal runterschaffen. Sie brauchen dazu mehrere Befahrungen, wie wir das nennen.«
    »Sie wollen damit andeuten, dass man dort unten in diesem gigantischen Labyrinth durchaus … ja, sagen wir mal … campen könnte?«
    »›Campen‹ klingt zu romantisch«, erklärte Schmolke, »aber ›biwakieren‹ wäre vielleicht der richtige Ausdruck. Ein Biwak kann man vorbereiten und sich dorthin zurückziehen.«
    Aus der Ferne war das Rattern eines Hubschraubers zu hören. Häberle wandte sich an Linkohr: »Sagen Sie den Jungs da oben, sie sollen noch ein paar Kilometer wegbleiben, damit wir hier nicht schon jetzt den ganzen Ort aufwecken.« Dann bat Häberle den SEK -Chef in den Kombi und ließ Schmolke die Lagepläne und die Skizze erläutern. »Eine Frage«, unterbrach er seine Ausführungen. »Sind erfahrene Höhlenforscher unter Ihnen?«
    »Wir sind geübt im Durchqueren von Schächten und Erdspalten«, antwortete einer der Männer, fügte aber hinzu: »Höhlen von diesem Ausmaß haben wir bisher nicht begangen.«
    »Das Höhlensystem«, erklärte Schmolke weiter, »bedarf keiner Taucherei. Es ist an keiner Stelle wasserführend, zumindest soweit wir es bisher erforscht haben. Die Schwierigkeit besteht nur darin, dass die Decken häufig so nieder sind, dass man nur in gebückter Haltung oder kriechend vorwärtskommt.«
    »Gestatten Sie eine Anmerkung«, schaltete sich ein zweiter SEK -Beamter ein, ebenfalls schlank und rank wie sein Kollege. »Wenn ich dieses System hier sehe, dreistöckig, wie Sie sagen, und sowohl nach Westen als auch nach Osten weit verzweigt und ausgedehnt, da stellt sich die Frage, wo wir – falls wir einen Einstieg in Erwägung ziehen – überhaupt suchen sollen.«
    Schmolke sah die Männer ratlos an. »Ich bin nur gerufen worden, um Ihnen die Situation zu schildern. Aber Empfehlungen möchte ich nicht geben.«
    »Und Sie?«, fragte Häberle vorsichtig nach. »Sie würden uns nicht als eine Art Führer zur Verfügung stehen?«
    »Um ehrlich zu sein – nein. Das heißt … wenn Sie gesteigerten Wert darauf legen, sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen, kann ich Sie bis zum Ende des elektrischen Lichts führen.«
    »Welche Tiefe?«
    »Rund 25 Meter.«
    Häberle entschied, die Einsatzkräfte zum Ort des Geschehens zu verlegen. Er verständigte die Einsatzzentrale und gab das Kommando zur Abfahrt. Als die Motoren gestartet wurden, erhellten sich in der Umgebung zwei weitere Fenster. Jetzt war der Einsatz nicht mehr zu verheimlichen. Im ersten Obergeschoss des ›Burgstüble‹ stand inzwischen ein Mann am offenen Fenster.
    Der Weg zum Höhleneinstieg führte über die steile Ortsdurchfahrt zum höchsten Geländepunkt hinauf. Linkohr folgte mit dem Kripo-Audi dem großen Wagen Schmolkes, der vorschriftsmäßig mit 30 km/h die Anhöhe erklomm und links auf einer asphaltierten Fläche parkte. Unterwegs forderte Häberle per Funk die Hubschrauber-Crew auf, sich dem Objekt zu nähern und mit der Ausleuchtung zu beginnen. »Dort, wo die vielen beleuchteten Fahrzeuge stehen«, erklärte er den Standort und grenzte ihn ein: »Östliche Ortslage.«
    Schmolke öffnete abseits eines kleinen Spielplatzes ein Gartentürchen, ging im Licht der nahen Straßenlampe ein paar Schritte an Sommerstauden vorbei und deutete auf einen Gitterrost, der dicht neben einer Garagenwand einen

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