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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nächtlichen Stunde mit hellblauer Kombination und Krawatte herbeigeeilt war. Nur seine unordentliche Frisur mochte nicht zu diesem Erscheinungsbild passen. Häberle sah sich bemüßigt, ihm die Lage zu erklären, und Schmolke gab weitere Erläuterungen. Unterdessen diskutierte die SEK -Mannschaft im Vorraum, ob und wie ein Vordringen in die Höhle möglich wäre, was man sich davon versprach und welche Gefahren damit verbunden sein könnten.
    »Sie gehen also davon aus, dass zwei Personen dort unten sind?«, fasste Ziegler die Ausführungen von Häberle zusammen. »Frau Fellhauer und der Lechner.«
    Häberle lehnte sich gegen den massiven Holztisch. Die anderen Kriminalisten, zu denen sich Linkohr gestellt hatte, schwiegen. Ziegler würde sich ohnehin nur mit Häberle unterhalten wollen.
    »Die Fragen, die sich uns stellen«, fuhr der Chefermittler fort, »sind erstens: Ist das SEK überhaupt in der Lage, in dieses komplizierte Höhlensystem einzusteigen und sich dort zu orientieren? Zweitens: Sind die beiden bewaffnet und wenn ja, wie kann sich das SEK in dieser Dunkelheit und in einem Labyrinth, das voller Verstecke ist, absichern? Drittens: Könnte es sein, dass Lechner, von dem wir wissen, dass er der Terrorszene nahesteht, Sprengstoff dabeihat und eine Explosion auslöst, der möglicherweise auch einige Gebäude dort drüben zum Opfer fallen könnten? Und viertens: Könnte Lechner die Frau Fellhauer als Geisel nehmen?«
    Ziegler griff sich an den Krawattenknoten und löste ihn. In dem Holzgebäude war es stickig. »Was sagt das SEK dazu?«
    Stock, der alle anderen mit seiner Körpergröße überragte, war bereits in den Vorraum gegangen, um den Kommandoführer zu holen. Er stellte sich militärisch knapp vor und fasste das Ergebnis der kurzen Lagebesprechung mit seiner Mannschaft zusammen: »Fünf von uns wollen sich ein Bild machen – doch sollten wir dazu einen ortskundigen Führer haben.« Er sah vorsichtig in die Runde, und sein Blick traf Schmolke. »Sie sind der Vorsitzende hier …?«, hakte er nach.
    Schmolke hob die Augenbrauen »Sie meinen, ich …?«
    Ziegler fuhr dazwischen: »Natürlich nur, wenn Sie sich freiwillig dazu bereit erklären. Zwingen kann Sie dazu niemand. Nur …«, er sah Häberle an, »ohne Sie bliebe uns lediglich, zu warten.«
    »Zu warten – worauf?«
    »Bis die Personen wieder raufkommen. Wir müssten observieren, Tag und Nacht«, erklärte Ziegler, um sich sofort einer Unsicherheit bewusst zu werden: »Oder gibt es einen zweiten Ausgang irgendwo?«
    »Derzeit ist darüber nichts bekannt – aber man könnte es annehmen.«
    »Ist es denkbar, dass Lechner einen kennt?«
    »Denkbar ist alles. Nicht alle Höhlenforscher nehmen es mit der wissenschaftlichen Arbeit so genau wie wir.«
    »Ich denke, Lechner gehört zu Ihnen?«, fragte der Staatsanwalt scharf zurück.
    »Er galt als unser Freund, als Vertrauter, als profunder Kenner der Materie«, beeilte sich Schmolke zu sagen, »wir haben ihm vertraut, ja, sonst hätte er keinen Schlüssel zum Einstieg erhalten, oder hier zur Hütte.«
    »Aber er ist kein Vereinsmitglied?«
    »Was heißt ›Mitglied‹? Er war halt irgendwie dabei.«
    Häberle erlöste den Mann, weil dies nun wirklich nichts zur Sache tat und schon gar nicht mitten in der Nacht diskutiert werden brauchte. »Die Frage ist also, ob Sie bereit wären …?«
    Schmolke fiel die Antwort sichtlich schwer. »Okay. Ich zeig Ihnen den Weg bis zur ersten Plattform.«
    Draußen war das Knattern des Hubschrauberrotors verklungen. Inzwischen hatte die Bereitschaftspolizei zwei hohe Lichtmasten ausgefahren und den Höhleneinstieg auf diese Weise beleuchtet. Hinter den Absperrbändern drängten sich Neugierige, und als Stock mit Ziegler in die laue Nacht hinaustrat, kam Sander auf sie zu, der einen Uniformierten überzeugt hatte, dass er als Lokaljournalist dringend mit Hauptkommissar Häberle sprechen müsse. Der Staatsanwalt war über den Anblick des Zeitungsmannes sichtlich verärgert. »Was wollen denn Sie?«, knurrte er ihn unfreundlich an.
    Sander stammelte etwas von Hinweisen, die er gekriegt habe, wonach hier ein Großeinsatz der Polizei im Gange sei.
    »Ihre Hinweise kenn ich«, gab der Staatsanwalt zurück und überquerte die schmale Straße hinüber zu jenem Gartentürchen, durch das Stock bereits vorausgeeilt war, um Ziegler den Einstieg in die Höhle zu zeigen. »Ich möchte Sie inständig bitten, den Tatort zu verlassen«, beschied der Staatsanwalt und sah den

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