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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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warum denn? Hat er Ihnen nicht erzählt, dass ich ihm an dem Tag fristlos gekündigt habe?«
    Hackenholt schüttelte schweigend den Kopf.
    »Das sieht ihm ähnlich. Wahrscheinlich hat er es seiner Familie ebenfalls nicht gesagt.« Celik ging zur Kaffeemaschine. »Möchten Sie auch einen?«
    Er schwenkte die Kanne in Richtung der beiden Beamten. Stellfeldt nickte, Hackenholt lehnte dankend ab.
    Nachdem Celik zwei Tassen eingeschenkt hatte, setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und nahm den Gesprächsfaden wieder auf.
    »Bülent sollte am 2. November eigentlich in Fürth eine Ladung Spielzeug abholen und nach Hanau fahren. Im Anschluss daran wäre seine Tour weiter in den Norden nach Hamburg gegangen, aber dazu ist es nicht gekommen. Der Tag begann damit, dass Bülent sage und schreibe drei Stunden zu spät hier eingetrudelt ist. Und auch das nur, weil Nursen heimlich bei ihm angerufen hat. Da bin ich mir sicher, obwohl sie es nicht zugibt. Nursen ist eine unserer Disponentinnen. Verstehe, wer will, was sie in ihm sieht. Bis Anfang November hatte Bülent in den vier Monaten, die er für uns gearbeitet hat, schon zwei Abmahnungen kassiert, weil er mehrfach zu spät gekommen beziehungsweise überhaupt nicht zur Arbeit erschienen ist – und auch kein Attest nachgereicht hat. So etwas geht einfach nicht. Jeder normale Mensch hätte sich danach am Riemen gerissen, aber Bülent glaubte offenbar, er wäre etwas Besonderes.« Celik trank einen Schluck Kaffee. »Als er dann am 2. November doch noch hier aufgekreuzt ist, war er bis unter die Hutschnur zugedröhnt – Entschuldigung, dass ich das so sage. Wenn er in einem solchen Zustand mit seinem privaten Pkw fährt, ist das seine Sache, aber einen Vierzigtonner bekommt er so nicht von mir. Das allerdings wollte er partout nicht einsehen. Bülent ist explodiert wie ein Silvesterkracher, hat rumgemeckert und gebrüllt. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn am Ende der Auseinandersetzung fristlos zu entlassen.«
    »Hat den Streit noch jemand Drittes mitbekommen?«
    Erdal Celik nickte. »Alle, die zu dem Zeitpunkt drüben im Büro gearbeitet haben. Bülent und ich standen hier in meinem Zimmer, und die Tür war offen. Jeder konnte mithören – wir haben nicht gerade geflüstert.«
    »Haben Sie Herrn Alkan seit dieser Auseinandersetzung noch einmal wiedergesehen?«
    »Nein, dafür gab es keinen Grund. Ich habe seine Papiere noch am selben Tag fertig gemacht und ihm per Einschreiben zuschicken lassen.«
    »Kam es bei dieser Auseinandersetzung auch zu Tätlichkeiten?«
    Der Niederlassungsleiter sah Hackenholt verblüfft an. »Hat Bülent etwa behauptet, ich hätte mich mit ihm geprügelt?«
    »Herr Alkan wurde gestern erstochen in seiner Wohnung aufgefunden. Alles deutet drauf hin, dass er schon seit geraumer Zeit tot ist.«
    Celik erbleichte. »Damit habe ich nichts zu tun. Da müssen Sie wohl eher in seinem privaten Umfeld suchen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Der Mann leckte sich kurz über die Lippen, er war sichtlich nervös. »Bülent … hat ein sehr eigenwilliges Leben geführt. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass seine Familie damit nicht einverstanden war.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sein Vater hat mich im Mai angesprochen. Er besitzt eine Schneiderei in Lauf, in der ich schon lange meine Hosen kürzen lasse. Er wusste, dass ich hier die Niederlassung leite, und hat mich gefragt, ob ich nicht einen zuverlässigen Fahrer bräuchte. Sein Sohn würde bei einer kleinen Spedition in Röthenbach an der Pegnitz arbeiten, hätte aber dort den falschen Umgang. Herr Alkan hat mich ausdrücklich gebeten, Bülent kreuz und quer durch Europa zu schicken, damit er möglichst wenig in Mittelfranken ist. Bülent hingegen wollte immer nur kurze Tagestouren fahren. Eigentlich hat es mich sogar gewundert, dass er überhaupt zu uns gewechselt ist.«
    »Wissen Sie, ob Bülent Alkan eine Freundin hatte?«
    »Da fragen Sie am besten Nursen. Sie kennt sich in solchen Dingen besser aus. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, mich nicht in die Privatangelegenheiten meiner Mitarbeiter einzumischen.« Erdal Celik stand auf und führte die Beamten in ein anderes Büro, in dem eine mütterlich aussehende Türkin hinter einem Schreibtisch saß und mit einem Anrufer schäkerte.
    Nachdem sie das Telefonat beendet hatte, tippte sie noch eine Notiz in den Computer, dann wandte sie sich Hackenholt und Stellfeldt zu und bestätigte weitestgehend die Aussage ihres Chefs. Darüber hinaus konnte

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