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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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neben dem Pfalzmuseum entdeckte Hackenholt ihren geparkten Dienstwagen, von Stellfeldt war jedoch weit und breit nichts zu sehen. Anstatt ihn auf dem Handy anzurufen, beschloss der Hauptkommissar, doch noch einen Abstecher zu den zwei ausgestellten Eisenbahnen zu machen.
    Als er seinen Kollegen mit leuchtenden Augen vor der großen Anlage fand, ließ ihn dessen Anblick mehr an ein Kind als an einen erwachsenen Mann denken. Nach ein paar Minuten stummen Beobachtens fiel Hackenholt ein, dass Stellfeldt ihm einmal von seinem Vater erzählt hatte, der Zugführer gewesen war. Und sein Großvater hatte im Straßenbahndepot Muggenhof der ehemaligen Nürnberg-Fürther Straßenbahn gearbeitet. Aber es half alles nichts. Er musste seinen Kollegen unsanft aus seinen Eisenbahner-Träumen reißen.
    Als sie endlich wieder im Kommissariat eingetroffen waren, nahm Hackenholt Özgür Alkan mit in sein Büro, um dort noch einmal persönlich mit ihm zu sprechen. Wünnenberg hatte den Vater in der Zwischenzeit ins Leichenschauhaus begleitet, sodass dieser Gelegenheit gehabt hatte, seinen toten Sohn zu sehen.
    »Was haben Sie gestern in Bülents Wohnung gesucht, Herr Alkan?«
    »Nichts, ich wollte nur mit eigenen Augen sehen, was passiert ist. Sie haben uns ja nichts gesagt.«
    »Aber die Tür war versiegelt. Ihnen muss klar gewesen sein, dass Sie nicht hineindurften!«
    »Hören Sie: Mein Sohn ist tot! Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, was ihm zugestoßen ist.«
    »Deshalb können Sie doch nicht einfach ein amtliches Siegel und eine Tür aufbrechen!«
    »Sie haben mir verschwiegen, dass mein Sohn umgebracht wurde. Weil ich allerdings genau so etwas befürchtet habe, bin ich hingefahren, um mich umzusehen.«
    »Nun gut, Herr Alkan. Wir brauchen von Ihnen jetzt absolut exakte Angaben, wo Sie in der Wohnung was angefasst haben.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Quatsch. Sie haben es noch nicht einmal versucht. Also: In welchen Zimmern waren Sie?«
    »In allen.«
    »Auch in der Küche, im Badezimmer und im WC ?«
    »Ja.«
    »Was haben Sie in der Küche angefasst?«
    »Ich weiß nicht. Nichts. Glaube ich zumindest.«
    »Und im Badezimmer?«
    »Auch nichts.«
    »Was ist mit Herrn Aguzüm?«
    »Er hat in der Küche ein Glas Wasser getrunken und in ein paar Schubladen geschaut.«
    »Und im Bad?«
    »Dort hat er sich die Hände gewaschen, nachdem er auf der Toilette war.«
    »Wer ist Rojin?«, wechselte Hackenholt abrupt das Thema.
    »Kenne ich nicht.«
    »Sie kennen die Freundin Ihres Sohnes nicht?«
    Alkan zuckte mit den Schultern.
    »Warum wollten Sie unbedingt, dass Bülent bei der Spedition in Röthenbach zu arbeiten aufhörte?«
    »Er sollte etwas von der Welt sehen. Immer nur Schutttransporter fahren, das wäre auf Dauer nichts für ihn gewesen.«
    »Ihr Sohn hatte dort also keinen – in Ihren Augen – schlechten Umgang?«
    Der Türke antwortete nicht, verschränkte aber die Arme vor der Brust.
    »Wenn es nicht so war, warum haben Sie dann genau das Herrn Celik erzählt?«
    »Bülent sollte für eine ordentliche, große Spedition arbeiten, nicht für so eine armselige Klitsche, wo er jede Woche seine Arbeit hätte verlieren können. Er sollte in die Türkei fahren und seine Heimat kennenlernen.«
    »Da muss es Sie sehr getroffen haben, als ihm gekündigt wurde, oder?«
    »Was soll das?«, brauste der Vater auf. »Er hat seine Arbeit nicht verloren!«
    »Ihr Sohn ist im letzten Monat bei Yilmaz rausgeflogen, nachdem er zwei Mal wegen seiner Unzuverlässigkeit abgemahnt worden war und trotzdem wieder unpünktlich zu einer Tour erschienen ist. Noch dazu soll er zuvor Cannabis konsumiert haben, sodass er fahruntauglich war.«
    »Von Ihnen lasse ich mir gar nichts weismachen. Bülent hat keine Drogen genommen. Und wenn er ein Problem mit der Arbeit gehabt hätte, dann hätte er es mir erzählt.«
    »Herr Alkan, das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Sohn war nicht so ungetrübt, wie Sie es jetzt darstellen wollen. Gestern haben Sie uns noch selbst gesagt, dass Sie ihn zuletzt vor einem Monat gesehen haben.«
    »Aber doch nur, weil er beruflich so viel unterwegs war.«
    Hackenholt seufzte. »Gehören Sie einer Glaubensgemeinschaft an?«
    »Wir sind Moslems.«
    »Und praktizieren Sie Ihre Religion?«
    »Natürlich«, zischte der Mann entrüstet.
    »Wohin ging Ihr Sohn zum Beten?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.« Alkan klang schroff. »Seit er nach Nürnberg gezogen ist, kam er jedenfalls nicht mehr zu uns in die

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