Glasscherbenviertel - Franken Krimi
getötet wurde – und zwar von seiner eigenen Familie. Weil er sich nicht an die Ge- und Verbote seines Vaters gehalten hat.«
»Aber er war Alkans einziger Sohn, und Männer zählen in der türkischen Welt wesentlich mehr als Frauen«, gab Hackenholt zu bedenken.
»Du hast doch mitbekommen, was dieser Onkel für veraltete Vorstellungen hat und wie leicht Alkan sich anscheinend von ihm beeinflussen lässt. Wenn er ihm nun damit gedroht hat, dass er sein Ansehen in der hiesigen türkischen Gemeinde verliert, wäre das mehr als nur ein schlimmer Ehrverlust. Denk daran, dass seine Frau kein einziges Wort Deutsch spricht. Ihre gesamten sozialen Kontakte würden gekappt werden, wenn die Familie aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden würde, und auch auf ihre Änderungsschneiderei hätte das wahrscheinlich signifikante Auswirkungen. Mir sind diese Läden zwar sowieso immer suspekt, und ich frage mich jedes Mal aufs Neue, wie die überleben können, aber es würde sich mit Sicherheit sehr schnell negativ auswirken, wenn die Alkans von ihresgleichen boykottiert würden.«
»Du hast ja recht. Wir müssen diese Möglichkeit natürlich genauso überprüfen.« Hackenholt wandte sich Wünnenberg zu. »Kümmerst du dich heute um die Bewegungsprofile für die Handys von Rojin Barzani und Bülent Alkan?«
Während Wünnenberg nickte, klopfte es an der Tür, und die Schreibkraft steckte den Kopf herein. »Frank? Ich habe Detlef Schuster vom Kommissariat für Computerkriminalität für dich am Telefon. Es geht um Bülent Alkan. Willst du gleich mit ihm sprechen oder ihn später zurückrufen?«
Hackenholt stand auf. »Stell das Gespräch bitte in mein Büro durch.«
»Hallo, Frank. Wir sind inzwischen mit unseren Ermittlungen weitergekommen. Die fünf Überweisungen, die auf Bülent Alkans Konto eingegangen sind, stammen allesamt von Privatpersonen. Ich habe dir ja schon gestern gesagt, dass ein Geschädigter in Nordrhein-Westfalen wohnt. Ein weiterer lebt, wie sich herausgestellt hat, hier ums Eck in Ansbach. Ich habe mich gestern Abend mit ihm in Verbindung gesetzt. Er hatte noch überhaupt nicht bemerkt, dass von seinem Konto unautorisiert abgebucht wurde. Er kommt heute Vormittag zu mir ins Kommissariat und bringt seinen Rechner mit, den er für sein Onlinebanking nutzt. Ich gehe davon aus, dass wir bei ihm die gleiche Schadware finden werden, die die Kollegen in Nordrhein-Westfalen auch schon auf den Rechnern der bisherigen Opfer festgestellt haben.«
»Und was ist mit den anderen dreien?«
»Die wohnen im ganzen Bundesgebiet verstreut. Eine Dame in Thüringen, ein Herr in Hamburg und noch einer in Baden-Württemberg. Alle werden über ihre Bank verständigt und sollen sich mit den örtlichen Polizeidienststellen in Verbindung setzen. Ich wollte bloß, dass du Bescheid weißt, was bei uns derzeit Sache ist. Das LKA in München ist übrigens noch dabei, die Daten von Bülent Alkans Laptop zu rekonstruieren. Wie es ausschaut, können sie zumindest Teile der Festplatte retten, obwohl sie beschädigt ist. Das kann aber bis zu zwei Wochen dauern.«
»Na, eine ist ja fast schon rum«, brummte Hackenholt.
Kaum hatte er aufgelegt, klingelte es erneut. Diesmal war es eine Beamtin der PI Eichstätt. Yvonne Kraus teilte Hackenholt mit, dass ihr die Kripo Ingolstadt gestern sein Ermittlungsersuchen übermittelt habe und sie mit einem Kollegen zu der genannten Adresse, einem Studentenwohnheim, gefahren sei. Der Name Rojin Barzani habe nirgendwo gestanden – was aber nichts zu heißen habe, da nicht alle Appartements Namensschilder hatten. Um in der Uni-Verwaltung nachzufragen, sei es allerdings schon zu spät gewesen.
»Wir könnten uns auch unter den dort wohnenden Studenten umhören und ein Bild der jungen Frau herumzeigen. Habt ihr eins, das ihr uns zur Verfügung stellen könnt?«
»Bislang noch nicht, aber ich versuche, eins aufzutreiben. Könntet ihr als Nächstes bitte mal in dem Handyladen nachfragen, ob sich der Verkäufer an die Person, die das Handy beziehungsweise die SIM -Karte gekauft hat, erinnern und sie beschreiben kann? Für uns wäre es enorm wichtig zu wissen, ob es tatsächlich Rojin Barzani war. Ein Kollege wird sich heute darum kümmern, dass wir einen Beschluss für eine Handyortung bekommen. Vielleicht haben wir ja Glück, und es stellt sich heraus, dass sich das Handy noch immer in Eichstätt befindet. Je nachdem, wo bei euch die Sendemasten stehen, können wir eventuell sogar herausbekommen, ob es
Weitere Kostenlose Bücher