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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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egal.«
    »Noch einmal, Herr Alkan: Warum glauben Sie, dass Herr Barzani Ihren Sohn umgebracht hat?«
    »Er hat es im Sommer angedroht.«
    »Erzählen Sie uns das bitte genauer.«
    Özgür Alkan zuckte mit den Schultern. »Eines Abends hat es geklingelt. Ein junger Mann stand vor der Haustür. Er wollte nicht hereinkommen, stattdessen sollte ich zu ihm auf die Straße gehen. Es sei wichtig, sein Vater habe ihn geschickt. Also bin ich hinaus, obwohl es nicht im Sinne der Tradition ist, dass das Alter zur Jugend kommt. Der Mann hat behauptet, er wäre Rojins Bruder Servan, aber ich kannte keine Rojin. Daraufhin überreichte er mir einen Brief von seinem Vater. Ich sollte ihn lesen und ihm sofort meine Antwort sagen. Deshalb habe ich das Kuvert auf der Straße geöffnet und die wenigen Zeilen überflogen. Barzani schrieb, dass es ein Unglück geben werde, wenn sich mein Sohn weiterhin heimlich gegen seinen Willen mit seiner Tochter treffen würde. Als ich fertig gelesen hatte, fragte mich der junge Mann, ob ich mit der Regelung einverstanden sei. Ich habe ihm geantwortet, dass ich keine Rojin kenne und Bülent ein Ehrenmann ist. Daraufhin hat er mich herablassend angesehen und geantwortet: ›Wir haben dich gewarnt.‹ Danach ist er gegangen.«
    »Gibt es den Brief noch?«
    Alkan fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Nein. Ich habe ihn an Ort und Stelle zerrissen.«
    »Was haben Sie dann unternommen?«
    »Ich habe mich mit meinem Schwager beraten. Er hat herausgefunden, wer die Barzanis sind und in welch schlechtem Ruf sie stehen. Also entschied ich, dass Bülent sich nicht mehr mit dem Mädchen treffen darf.«
    »Musste er deswegen seine Stellung aufgeben und bei einer Firma arbeiten, die ihn oft tagelang durch Europa geschickt hat?«
    »Es geschah alles nur zu seinem Besten. Aber anscheinend hat er sich nicht meiner Entscheidung gebeugt und sich heimlich weiterhin mit dem Mädchen getroffen.«
    »Was hat Ihr Schwager Köksal Aguzüm heute Abend in der Gostenhofer Hauptstraße gemacht?«
    »Nichts.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er war nicht da.«
    Hackenholt warf Alkan einen langen Blick zu. »Und wie sind Sie von Lauf aus nach Gostenhof gekommen?«
    »Mit der S-Bahn.«
    »Was soll denn das jetzt werden, Herr Alkan? Wir haben mehrere Zeugen, die Ihren Schwager gesehen haben. Einer kennt ihn persönlich, andere haben sich das Kennzeichen gemerkt und können den Fahrer beschreiben. Es war definitiv Ihr Schwager. Hat er Sie unter Druck gesetzt? Ihnen gesagt, dass Sie Blutrache verüben müssen? Dass Sie sonst aus der türkischen Gemeinschaft ausgeschlossen werden?«
    Anstatt eine Antwort zu geben, schüttelte Özgür Alkan nur den Kopf.

Freitag
    Als Hackenholt gegen halb zwei Uhr morgens endlich nach Hause kam, erinnerte im Esszimmer nichts mehr an das Gänseessen: Teller und Gläser waren verschwunden, Äpfel und Mandarinen lagen ordentlich in einer Schale, die Kerzen samt Leuchter standen aufgeräumt an ihren angestammten Plätzen auf der Anrichte. Nur die Schoko-Nikoläuse warteten auf dem Tisch aufgereiht und mit den Platzkärtchen versehen darauf, von Hackenholt am nächsten Tag für seine Kollegen in die Arbeit mitgenommen zu werden.
    Leise schloss er die Tür und ging ins Badezimmer, wo er sich bettfertig machte. Während er seine Zähne putzte, hörte er Sophie auf die Toilette gehen.
    »Habe ich dich aufgeweckt?«, fragte er, als er sich zu ihr ins Bett legte.
    »Nein, ich konnte nicht einschlafen und habe bisher nur vor mich hin gedöst.«
    Er rutschte näher an sie heran, legte seine Arme um sie und zog sie eng an sich. »Danke für den wundervollen Abend, den du für uns gezaubert hast«, flüsterte er ihr leise ins Ohr. »Es hat jedem sehr leidgetan, dass er so abrupt zu Ende war. Allen voran mir. Bist du böse deswegen?«
    »Nein. Ich weiß ja inzwischen, dass so etwas bei euch jederzeit passieren kann. Das war schon in Ordnung.«
    »Wie geht es dir? Ist dir immer noch schlecht?«
    Ihre Antwort war ein undefinierbares Brummen.
    Seine Finger strichen zärtlich über ihr Gesicht, bevor sie langsam zu ihrem Bauch hinabwanderten. »Was wäre eigentlich, wenn Maurice recht hat?«
    »Das ist völlig unmöglich! Du weißt genau, dass ich die Pille nehme.« Doch ihre Stimme klang unsicher.
    »Hast du sie mal vergessen?«
    »Quatsch.«
    »Und wann hast du zum letzten Mal deine Tage gehabt?« Er küsste sie liebevoll in den Nacken.
    »Die letzte Pillenpause war vor drei Wochen«, murmelte Sophie ausweichend.

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