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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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in dem Wohnheim ist.« Nachdem er das Telefonat beendet hatte, blickte Hackenholt auf.
    »Ich nehme an, dass ich die Peilung beantragen soll?«, fragte Wünnenberg, der das Gespräch verfolgt hatte.
    »Bitte. Es ist schon nach halb zehn, und die Barzani-Söhne müssten längst unten an der Pforte warten.« Hackenholt schaute ins Nachbarzimmer. »Saskia, hast du Zeit, dich bei mir mit in die Vernehmungen zu setzen? Es genügt, wenn du nur zuhörst und die Reaktionen der beiden Brüder genau beobachtest. Wir fangen mit dem älteren an.«
    Baumann stimmte zu.
    »Dilser – ich darf Sie doch so nennen, oder?« Nachdem der junge Mann genickt hatte, begann Hackenholt den Satz noch einmal von vorn. »Dilser, meine Kollegen haben Sie gestern Abend bereits zu dem Vorfall in der Gostenhofer Hauptstraße vernommen.«
    »Dieses Schwein«, murmelte der junge Mann. »Mein Vater hat ihm nichts getan.«
    »Ich hätte noch ein paar Fragen an Sie. Es geht um Ihre Schwester Rojin: Wo befindet sie sich im Moment?«
    »Bei Verwandten in der Türkei. Das wissen Sie doch schon.«
    »Die dortigen Kollegen konnten sie bislang leider unter der genannten Adresse nicht antreffen«, bluffte Hackenholt. »Wir gehen daher davon aus, dass sie unter Umständen gar nicht in die Türkei gefahren ist.«
    »Das ist völlig absurd!«
    »Das sehe ich anders. Ich habe gehört, dass Sie und Ihre Familie strenggläubige Jesiden sind, stimmt das?«
    Barzani nickte stolz.
    »Uns ist auch zu Ohren gekommen, dass Ihre Schwester sich mit einem jungen Deutschen türkischer Abstammung häufig getroffen haben soll.«
    »Das ist eine Lüge. Meine Schwester war immer bei der Familie. Sie ist nie allein ausgegangen.«
    »Und wie hat sie dann Bülent Alkan kennengelernt?«
    »Bei der Frage kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Ihr Vater hat im Sommer Ihren Bruder sogar mit einem Drohbrief zu Bülent Alkans Vater geschickt, in dem stand, dass ein Unglück passieren würde, wenn Bülent sich nicht von Rojin fernhält.«
    »Meine Schwester ist ein sehr begehrtes Mädchen. Manche kapieren nicht, dass sie vergeben ist.«
    »An wen?«
    »An einen Cousin in der Türkei.«
    »Wo waren Sie am 16. November?«
    Der junge Mann sah Hackenholt ausdruckslos an. »Wahrscheinlich in unserem Internetcafé. So wie an jedem Tag«, sagte er schließlich.
    Hackenholt gönnte Baumann und sich ein paar Minuten Pause, bevor er Servan Barzani an der Pforte abholte und zu sich ins Büro brachte. War Dilser durch seine gelangweilte Ruhe aufgefallen, so bemerkte Hackenholt an Servan sofort eine unangenehme unterschwellige Aggressivität. Daher beschloss er, ihm gleich am Anfang der Vernehmung einen Schuss vor den Bug zu verpassen.
    »Servan, was haben Sie am 16. November in Gostenhof gemacht?«
    »Ich war in unserem Internetcafé. Dort bin ich jeden Tag.«
    »Soso. Und wo war Ihre Schwester in der Zeit?«
    Der junge Mann fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Ich nehme an, sie hat wie immer auf die Kinder meiner Tante aufgepasst.«
    »Am Tag vor ihrer Abreise in die Türkei? Da gibt es doch normalerweise Wichtigeres zu tun. Oder hat Ihre Familie vielleicht von einer Minute auf die andere entschieden, dass Ihre Schwester verschwinden musste?«
    Barzani schüttelte den Kopf. »Die Reise in die Türkei war lange geplant.«
    »Ihre Schwester befindet sich demnach also nicht mehr in Deutschland?«
    »Schon seit Wochen nicht mehr.«
    Irgendetwas in Hackenholt warnte ihn davor, Servan zu fragen, wer es dann gewesen war, der mit dem Ausweis seiner Schwester in Eichstätt ein Handy gekauft hatte. Stattdessen wechselte er das Thema. »Erzählen Sie mir von Ihrem Besuch bei der Familie Alkan im Sommer.«
    »Alkan? Wer soll das sein?« Angriffslustig reckte Servan sein Kinn in die Luft.
    »Die Familie von Rojins Freund.«
    »Meine Schwester hat keinen Freund, sondern einen Verlobten.«
    »Sie haben Herrn Alkan einen Brief von Ihrem Vater überbracht und ihn bedrängt, ihm sogar gedroht, dass er sich gewarnt fühlen soll.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Sie lügen.« Hackenholt ließ sich ganz bewusst auf ein Wortgefecht mit Servan ein, das er mit Sicherheit gewonnen hätte, hätte nicht plötzlich das Klingeln eines Handys die aufgebaute Spannung zerrissen. Ungeachtet des Schilds, das an der Wand hing und besagte, dass Mobiltelefone auszuschalten seien, griff der junge Mann in die Hosentasche und nahm den Anruf entgegen. Es folgte ein rascher Wortwechsel auf Türkisch, dann sprang

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