Glasscherbenviertel - Franken Krimi
antwortete Hackenholt einsilbig, während er ungeduldig wartete, dass Yvonne Kraus am anderen Ende der Leitung abnahm. Sobald sie es endlich getan hatte, legte er ihr schnell die neu ermittelten Anhaltspunkte dar.
»Okay, wir fahren dann gleich noch einmal zu der Adresse«, versprach die Beamtin. »Im Übrigen habe ich ebenfalls Neuigkeiten: Ich war mit meinem Kollegen in dem Telefonladen und habe mit dem Verkäufer gesprochen.«
»Konnte er sich erinnern?«
»Ja, wir hatten Glück: Er hat so auffällig herumgedruckst, als wir nach einer jungen Deutschtürkin gefragt haben, dass wir ihm nahelegen mussten, entweder sein Gewissen zu erleichtern oder uns zur Dienststelle zu begleiten.« Die Ermittlerin musste kurz auflachen. »Komisch, dass immer die, die nicht lügen können, sich die abenteuerlichsten Geschichten ausdenken. Jedenfalls hat er schließlich zugegeben, dass er nicht die Adresse aufgeschrieben hat, die auf dem Ausweis der jungen Frau stand, sondern die, die ihre Freundin ihm nannte. Frau Barzani soll behauptet haben, sie wäre erst vor ein paar Tagen nach Eichstätt gezogen und hätte es noch nicht geschafft, sich umzumelden. Meine persönliche Vermutung ist: Die Anschrift war dem Verkäufer völlig egal, Hauptsache, er erhält seine Provision.«
»Und was war das für eine Frau, die mit ihr in dem Laden gewesen sein soll?«
»Angeblich eine Kommilitonin. Rojin Barzani muss ein auffallend hübsches Mädchen sein. Der Verkäufer konnte sie sehr gut beschreiben, ihre Begleitung dagegen fast gar nicht. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass er selbst türkische Wurzeln hat.«
Hackenholt horchte auf. »Denkst du, es gibt da eine Verbindung?«
»Keine Ahnung. Aber aus dem Bauch heraus würde ich eher auf Nein tippen.«
»Okay, fahrt als Nächstes bitte zu dem Studentenwohnheim und überprüft, ob zumindest diese Julia Weiß tatsächlich dort wohnt.«
»Und was sollen wir machen, wenn wir sie antreffen?«
Hackenholt dachte einen Augenblick nach. »Nehmt sie mit zur Dienststelle und informiert mich umgehend, dann komme ich mit einem Kollegen zu euch runter. Ich möchte gern persönlich mit ihr sprechen. Dasselbe gilt natürlich auch, falls ihr auf Rojin Barzani trefft.« Er beendete das Telefonat und wandte sich Baumann zu, die in der Zwischenzeit hereingekommen war.
»Bizzasörwis. Glei då odder dräimer in Soziålraum?«
»Drüben«, murmelte er, »ich will ja hier nicht alles voller Fettflecken haben.«
Sie hatten sich noch nicht richtig hingesetzt, als Christine Mur ins Zimmer stürmte. »Na, da komme ich ja gerade richtig«, grinste sie, ließ sich neben Hackenholt auf einen Stuhl fallen, öffnete den Karton mit der Familienpizza und nahm sich das erste Stück heraus. »Sagt mal, was haltet ihr davon, wenn wir uns am Wochenende zum Glühweintrinken treffen? Am besten in Feucht, dann könnte ich mal so richtig zuschlagen, weil ich nicht mit dem Auto fahren muss.«
»Wenn schon, dann in Nürnberg!«, protestierte Wünnenberg sofort. »Sonst können wir anderen ja nichts trinken.«
»Der Weihnachdsmargd in Herschbrugg is vill schäiner. Außerdem gibbds nerblous bei uns echde Herschbrugger Broudwerschd un ern Herschbrugger Glühwein.«
»Und was ist an eurem Glühwein anders als an dem vom Rest der Welt?«, fragte Wünnenberg neugierig.
»Der schmeggd einfach vill besser« , antwortete Baumann unbestimmt. »Un mir homm er Feierdsangerbooln. Däi isder fei legger.«
»Vielleicht sollten wir auch an das nichtalkoholische Getränkesortiment denken?«, warf Stellfeldt ein.
»Für dich gibt es ganz bestimmt irgendwo einen Kinderpunsch, Manfred«, beschied Christine Mur.
»Ich meinte wegen Sophie: Falls da was Kleines unterwegs ist«, ahmte Stellfeldt Dr. Puellen nach.
Wünnenberg prustete los vor Lachen, während sich Murs Augen zu Schlitzen verengten. »Wenn das eine Anspielung auf die Bemerkung von Maurice gestern Abend gewesen sein so–«
»Ich glaube nicht, dass wir alle zusammen am Wochenende viel Zeit haben werden«, unterbrach Hackenholt hastig die Diskussion. Zwar hatte er sich über Puellens Formulierung ebenfalls amüsiert, aber solange er nicht sicher wusste, ob der Rechtsmediziner mit seiner Mutmaßung nicht vielleicht doch richtiglag, wollte er das Thema um keinen Preis vertiefen.
»Wir müssen uns aber sehen: Schließlich haben wir noch die Überraschung für euch, zu der wir gestern leider nicht mehr gekommen sind«, insistierte Mur. »Genauso wenig wie zum Zimtparfait mit
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