Glasscherbenviertel - Franken Krimi
Himmel eingefallen, dass sie eigentlich am Wochenende Zeit hätte, es sich persönlich bei uns abzuholen.«
»Und wie bist du mit den beiden Geiern verblieben? Hast du den Nachtisch für mich verteidigt, oder muss ich ihn mir mit ihnen teilen?«
»Sie kommen alle morgen Nachmittag noch mal vorbei.«
»Alle?«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich bloß die beiden Mädels einlade, oder?«
»Mit anderen Worten …?«
»Wir holen Teil zwei des gestrigen Essens morgen nach.«
»Nur den zweiten Teil, oder gibt es auch wieder –« Hackenholt wurde vom Piepen seines Handys unterbrochen.
Es war ein Kollege aus Köln: Bei einer Verkehrskontrolle war einer Streifenbesatzung ein Mercedes aufgefallen. Sie hatten den Fahrer kontrollieren wollen, aber der hatte im letzten Moment die Flucht ergriffen. Nach einer kurzen Verfolgungsjagd hatten sie den Mann schließlich stoppen können und dabei festgestellt, dass es sich um Köksal Aguzüm handelte, der wegen Beihilfe zu einem Tötungsdelikt mit einem internationalen Haftbefehl zur Fahndung ausgeschrieben war.
Hackenholt umriss dem Kollegen in groben Zügen den Sachverhalt, gab ihm weitere Informationen, die nicht in dem Dokument standen, und verdeutlichte, wie wichtig es ihm war, den Türken möglichst bald vernehmen zu können.
»Du kennst das Prozedere doch selbst. Wir führen ihn morgen dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht vor, der mit Sicherheit den Haftbefehl bestätigen wird, und anschließend kommt der Mann erst einmal hier in der JVA Köln-Ossendorf in U-Haft. Nach seiner Inhaftierung wird er dann irgendwann nach Bayern überstellt. Wenn sie ihn mit einem der turnusmäßigen Gefangenentransporte verschuben, klappt das garantiert nur mit einem Zwischenaufenthalt von ein, zwei Tagen in einer anderen Anstalt, bis er in einem bayerischen Gefängnis ankommt. Zu euch nach Nürnberg wird er ja wohl nicht gebracht werden können, weil da schon dein Haupttäter einsitzt, oder?«
Hackenholt brummte zur Bestätigung.
»Also, wenn du zeitnah mit ihm sprechen willst, führt kein Weg daran vorbei, dass du zu uns nach Köln kommst.«
»Einverstanden, dann fahre ich morgen rauf. Auf die Weise kann ich auch gleich beim Haftprüfungstermin dabei sein.«
»Das wäre für uns natürlich das Einfachste.«
Sie besprachen kurz, wann und wo der Hauptkommissar den Kollegen treffen sollte, dann beendete er das Telefonat.
»Musst du weg?« Sophie sah ihn fragend an.
Hackenholt schüttelte den Kopf. »Der Abend gehört uns, aber morgen muss ich nach Köln fahren.«
»Allein?«
»Nein, zusammen mit Ralph.«
»Wird es etwas Größeres?«
»Der Tag ist futsch, aber irgendwann am Abend bin ich sicher zurück.«
»Na, dann wird es wohl auch nichts mit dem geplanten nachmittäglichen Kommissariats-Kaffeekränzchen.«
»Sofern ich Christines und Saskias Intention richtig interpretiere, ist es ihnen sowieso lieber, wenn das Treffen nur im kleinen Kreis stattfindet. Dann bleibt mehr Zimtparfait für jeden von den beiden übrig.«
»Das ist jetzt aber gemein!«
Hackenholt grinste und küsste Sophie auf die Augenbraue, bevor er sein Handy zückte, um Wünnenberg über ihren Ausflug ins Rheinland zu informieren.
Samstag
Hackenholt rieb sich mit der Hand über das Gesicht und gähnte. Es war definitiv keine gute Idee gewesen, mit dem Auto nach Köln zu fahren – auch wenn die Reise mit der Bahn wahrscheinlich genauso chaotisch abgelaufen wäre. Beiden Verkehrsmitteln machten der in der Nacht gefallene Neuschnee und die Kälte zu schaffen. Obwohl die zwei Beamten schon um viertel sechs in Nürnberg losgefahren waren, hatten sie es viereinhalb Stunden später noch immer nicht bis zum Polizeipräsidium in Köln geschafft.
Immerhin waren sie laut Navi nur noch fünfundzwanzig Kilometer von ihrem Ziel entfernt. Hackenholt schätzte, dass sie gegen halb elf ankommen würden. Dann wurde es allerdings auch höchste Zeit, denn Köksal Aguzüms Haftprüfungstermin war auf elf Uhr festgelegt worden – der spätmöglichste Termin, den der Kölner Kollege beim Ermittlungsrichter hatte herausschlagen können; schließlich war es Samstagvormittag, und da wollte auch der Herr Richter seinen Arbeitstag bis zum Mittagessen hinter sich gebracht haben.
Das Klingeln seines Handys riss Hackenholt aus seinen Gedanken. Er schaute aufs Display: eine unterdrückte Rufnummer. Zu seiner Überraschung war es Peter Renner.
»Warum tust du so erstaunt? Wir hatten doch gestern ausgemacht, dass ich mich
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