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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Drohung zu Bülents Vater: Er würde Bülent umbringen, sollte der sich noch einmal mit mir treffen. Herr Alkan hat daraufhin dafür gesorgt, dass Bülent in einer anderen Firma arbeitete, wo er immer viel unterwegs war. Wir haben uns nur noch ganz selten gesehen, aber fast jeden Tag heimlich miteinander telefoniert und SMS geschrieben. Dabei haben wir ständig darüber gesprochen, zusammen wegzugehen. In eine andere Stadt, in der uns niemand kennt. Vielleicht nach Österreich, nach Wien. In Deutschland, meinte Bülent, würde uns sein Onkel sicher früher oder später finden.
    Anfang November hat Bülent bei mir angerufen. Er wollte mich unbedingt sehen, also habe ich meiner Mutter erzählt, dass mich eine ehemalige Klassenkameradin eingeladen hat, und bin stattdessen heimlich zu ihm gefahren. Sein Chef hatte ihn in der Spedition rausgeschmissen, und Bülent fand, es wäre ein guter Zeitpunkt, um abzuhauen. Einen Plan, wie er an das nötige Geld kommen würde, hatte er auch schon. Ich sollte alles vorbereiten, damit wir Knall auf Fall untertauchen könnten.
    Am Mittwochnachmittag vor dreieinhalb Wochen haben wir uns dann noch einmal gesehen, und er hat mir gesagt, dass es Donnerstag oder Freitag so weit wäre. Am Donnerstagabend hat er mir eine SMS geschrieben: Er hätte das Geld, und ich sollte am Freitagmorgen zu ihm kommen.«
    »War das der 16. November?«
    Rojin nickte. »Ich habe am Morgen die erste S-Bahn nach Nürnberg genommen, weil ich sichergehen wollte, dass meine Familie noch schläft und nicht merkt, wenn ich das Haus verlasse. Als ich bei Bülent ankam, sagte er, dass wir noch warten müssten. Er würde eine E-Mail bekommen, und erst danach könnten wir das Geld bei der Sparkasse abholen. Gegen zehn Uhr erhielt er dann endlich die Nachricht, und wir gingen zur Bank. Dort wollte Bülent das Konto kündigen. Die Sachbearbeiterin lehnte das erst ab, hat aber schlussendlich doch nachgegeben, weil Bülent ihr erzählt hat, wir würden am nächsten Tag in die Türkei ziehen und dort heiraten. Allerdings hat alles viel länger gedauert, als Bülent gedacht hat. Er war sehr nervös und hat andauernd auf die Uhr geschaut. Als endlich alles erledigt war, hat er mich in ein Taxi gesetzt und mit dem Geld zum Hauptbahnhof geschickt. Ich sollte dort im ersten Stock im Burger King auf ihn warten, er selbst ging noch einmal in seine Wohnung zurück, um unsere Sachen zu holen. Die hatten wir natürlich nicht mit in die Sparkasse genommen.«
    »Sie wollten mit dem Zug fahren? Herr Alkan besaß doch ein Auto.«
    »Bülent hatte immer große Angst, dass unsere Familien uns aufspüren würden. Der Wagen wäre ein Anhaltspunkt gewesen, deshalb hatten wir ausgemacht, die Bahn zu nehmen.«
    »Haben Sie ihn gefragt, warum er nicht wollte, dass Sie ihn in die Wohnung begleiteten?«
    Rojin verneinte. »Ich dachte, Bülent wäre so nervös, weil das Internetcafé meines Vaters inzwischen geöffnet hatte und er fürchtete, wir könnten jemandem aus meiner Familie begegnen.«
    »Also sind Sie zum Hauptbahnhof gefahren und haben dort gewartet, aber Ihr Freund ist nicht gekommen. Wie ging es dann weiter?«
    »Als ich Bülent über Stunden hinweg auf dem Handy nicht erreichen konnte, habe ich das Geld in ein Schließfach gesperrt und bin nach Gostenhof zurückgefahren. Ich hatte ein wahnsinnig schlechtes Gefühl und war mir sicher, dass etwas passiert sein musste. Dass er meinen Vater getroffen hatte oder so. Und als ich in seine Wohnung gegangen bin, lag er da.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. Minutenlang wurde der Raum von ihrem Schluchzen erfüllt.
    »Wie sind Sie eigentlich hineingekommen?«, fragte Hackenholt endlich.
    »Einer von seinen Schlüsseln war immer im Briefkasten deponiert, damit seine Schwester oder ich in die Wohnung konnten, wenn er mit dem Lkw unterwegs war. Das Türchen vom Briefkasten war so verbogen, dass man es nicht mehr zuschließen musste, damit es nicht von allein aufging. Und die Haustür ist auch nie richtig verschlossen. Man muss nur dagegendrücken.«
    »War die Wohnungstür abgesperrt, als Sie sie geöffnet haben?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich habe den Schlüssel ins Schloss gesteckt und die Tür aufgestoßen. Dann habe ich schon gesehen, dass etwas nicht stimmte.«
    »Haben Sie in den Räumen irgendetwas verändert?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Was haben Sie als Nächstes gemacht?«
    »Ich bin zur U-Bahn gerannt und wieder zum Bahnhof gefahren.«
    »Haben Sie abgesperrt, als Sie

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