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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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aber wir werden es garantiert herausfinden. Es ist noch nie jemandem gelungen, an einem Tatort keine Spuren zu hinterlassen.«
    »Könnte es nicht auch Bülents Onkel gewesen sein? Wie du gestern bereits gesagt hast: Vielleicht hat er irgendwie von den Fluchtplänen der beiden erfahren? Hätte das in seiner Gemeinde die Runde gemacht, hätte er mit Sicherheit den Respekt der anderen Mitglieder eingebüßt, und einen solchen Gesichtsverlust konnte er sich nicht leisten.«
    »Und wie soll es ins Bild passen, dass er Özgür Alkan gegen Azad Barzani aufgestachelt hat?«
    »Er hat einen Sündenbock gesucht, dem er die Sache in die Schuhe schieben kann: Wer läge da näher als die Familie Barzani? Schon allein wegen seiner ideologischen Vorstellungen kam für ihn kein anderer Täter in Frage.« Die Beamten schwiegen eine Weile, dann ergriff Wünnenberg erneut das Wort. »Weißt du, was in meinen Augen mal eine originelle Idee ist?«
    Hackenholt sah ihn fragend an.
    »Die Vorgehensweise, wie sich Bülent Alkan das Startkapital beschafft hat, das er brauchte, um mit seiner Freundin woanders leben zu können. Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen: einen Onlinebanking-Hacker zu betrügen.«
    »Ich finde das eher risikoreich. Die Leute sind ja nicht gerade Unschuldslämmer. Die hätten ihr hart erarbeitetes Geld «, er malte Anführungszeichen in die Luft, »auch zurückhaben wollen und mit Sicherheit einiges darangesetzt, die beiden aufzuspüren. Und was hätte Bülent gemacht, wenn er bloß kleine Beträge überwiesen bekommen hätte? Angenommen, insgesamt nur tausend Euro? Damit wäre er nicht weit gekommen.«
    »Soweit ich weiß, räumen die Täter bei solchen Angriffen die Konten immer so weit wie möglich ab. Bülent konnte also davon ausgehen, durchaus ein paar Euro mehr frei Haus geliefert zu bekommen.«
    »Nun ja, zumindest das Geld haben wir sichergestellt.«
    »Eigentlich erstaunlich, dass Rojin Barzani in diesem Punkt nicht gelogen hat. Sie hätte es mit Sicherheit selbst gut gebrauchen und einfach behaupten können, sie wüsste nicht, was daraus geworden ist, weil ihr Freund es mit in seine Wohnung genommen hat. Und als sie dann danach gesucht hat, war es nicht mehr da.«
    »In dem Fall wäre es aber nicht logisch gewesen, wenn er sie allein zum Bahnhof vorgeschickt hätte. Hm, aber das ist sowieso eine Schwachstelle in der Geschichte.«
    »Inwiefern?«
    »Wenn Bülent Alkan wirklich Angst davor gehabt hat, zufällig Rojins Vater oder ihren Brüdern zu begegnen, dann hätte er Rojin wohl kaum schutzlos zum Bahnhof fahren lassen.«
    »Aber er hat sie doch in ein Taxi gesetzt. Was hätte ihr da passieren sollen? Ich finde seine Handlung durchaus nachvollziehbar, wenn er geglaubt hat, den Barzanis müsse zwischenzeitlich aufgefallen sein, dass Rojin verschwunden war. Er ging davon aus, dass sie sie suchen würden, und wo würden sie das zuerst tun? Natürlich bei ihm. Wenn er sie also in ein Taxi gesetzt hat, dann deshalb, weil er hoffte, ihr würde dort nichts passieren. Dafür hätte der Fahrer schon gesorgt. In Bülents Wohnung hätte ihnen hingegen jemand unbemerkt auflauern können – wie es dann ja wohl auch der Fall gewesen ist.«
    »Im Bahnhof war Rojin stundenlang auf sich allein gestellt.«
    »Dort sind aber ständig so viele Menschen, dass sie nur hätte schreien müssen, und im Nu wären die Kollegen von der Bundespolizei bei ihr gewesen. Außerdem wollte Bülent sie wohl nicht lange warten lassen.«
    »Da ist noch etwas anderes: Lass uns auf dem Weg zur Dienststelle schnell in der Denisstraße vorbeifahren. Rojin hat angegeben, mit einem Schlüssel in die Wohnung gelangt zu sein, den Bülent Alkan immer in seinem Briefkasten aufbewahrt haben soll.«
    Wünnenberg pfiff durch die Zähne. »Das wäre ja ein Ding, wenn unsere Chefspurensucherin den übersehen hätte.«
    Geraume Zeit später hielten sie vor Bülent Alkans Haus. Wie Rojin es Hackenholt erzählt hatte, war die Haustür auch um diese Zeit nicht verschlossen, man musste lediglich dagegendrücken, dann befand man sich im Flur. Schnell schlüpfte der Hauptkommissar in ein paar Einweghandschuhe, bevor er in den Briefkastenschlitz griff und an dem Blech zog, um das Türchen zu öffnen. Nachdem er einige Male daran gerüttelt hatte, sprang es mit einem leisen »Klack« auf. Doch zu seiner großen Enttäuschung war der Briefkasten leer.
    Im Kommissariat trennten sich die Wege der Ermittler. Wünnenberg ging zu seinem Auto, während Hackenholt

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