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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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im Gegenteil: Als wir bei Ihrer Familie nachgefragt haben, wo wir Sie finden können, wurde uns mitgeteilt, dass Sie sich in der Türkei aufhalten, da Sie dort einen Cousin heiraten würden.« Hackenholt machte eine Pause. »Es geht um Bülent Alkan, Ihren Freund. Aber ich glaube, das ahnen Sie bereits.«
    Als hätte er ein Codewort ausgesprochen, traten der jungen Frau Tränen in die Augen, liefen ihr über die Wangen und tropften ungehindert auf ihren Pulli. Die Eichstätter Beamtin stand auf, nahm ein paar Papierhandtücher aus dem Spender neben dem Waschbecken und reichte sie ihr.
    »Es ist wohl am besten, wenn Sie uns die ganze Geschichte aus Ihrer Sicht erzählen«, sagte Hackenholt nach einer Weile. »Was ist in Bülent Alkans Wohnung passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht!« Rojins Schluchzen wurde lauter. »Jemand hat Bülent umgebracht. Wahrscheinlich war es mein Vater.«
    Wieder wartete Hackenholt, bis sie sich etwas beruhigt hatte. »Lassen Sie uns anders anfangen: Wie haben Sie und Bülent Alkan sich kennengelernt?«
    »Er kam im Sommer in unser Internetcafé. Normalerweise arbeite ich dort nicht, aber mein Vater und auch mein Bruder Dilser waren krank. Ich hatte gerade mein Abitur gemacht und war mit der Schule fertig. Eigentlich sollte ich mich um die Kinder meiner Tante kümmern, aber dann durfte ich Servan begleiten, weil er ansonsten den ganzen Tag allein gewesen wäre. Er hätte sich ja nicht einmal etwas zu essen holen oder auf die Toilette gehen können. Bülent war an dem Tag der erste Kunde. Als er ging, hat er seinen Schlüssel vergessen. Servan hat es gemerkt und ihm hinterhergerufen, aber Bülent hatte seinen MP 3-Player eingeschaltet und konnte ihn nicht hören. Also hat Servan mir gesagt, ich solle ihm schnell hinterherlaufen. Kundenservice. Am nächsten Tag kam Bülent wieder und hat mir Pralinen mitgebracht – als Dankeschön.« Rojin lächelte, als sie sich daran erinnerte.
    »Servan hat das nicht gefallen, aber er konnte nichts machen, weil Bülent ein Kunde war und sich nur höflich bei mir bedanken wollte. Trotzdem musste ich mich, solange Bülent im Laden war, in einem Nebenzimmer aufhalten. Am Nachmittag habe ich für Servan im Imbiss etwas zu essen geholt. Dabei habe ich gesehen, dass Bülent schräg gegenüber in der Spielhalle saß und immer wieder zu uns rüberschaute. Dann kam auch er zu dem Imbiss, und wir haben uns unterhalten. Er hat mich nach meiner Handynummer gefragt und mir seine gegeben.
    Am Abend hat er mir dann eine SMS geschickt und gefragt, ob wir nicht am Wochenende zusammen Eis essen wollen. Aber das hätte mein Vater nie erlaubt. Er wäre fuchsteufelswild geworden, wenn er davon erfahren hätte. Also haben wir uns, solange mein Vater und Dilser krank waren, ein paar Tage lang flüchtig im Internetcafé gesehen. Servan fielen die Treffen natürlich trotzdem auf, und dann verbot mir mein Vater, den Laden noch einmal zu betreten. Stattdessen hat er einen meiner Cousins dort arbeiten lassen, bis er selbst wieder auf den Beinen war.
    Kurze Zeit später hat mir Bülent eine SMS geschrieben und ist nach Altdorf gekommen. Ich habe meiner Mutter angeboten, für sie einkaufen zu gehen, und mich dabei heimlich mit ihm getroffen. Wir haben uns über unsere Familien unterhalten. Ihm ging es kaum besser als mir: Zwar war sein Vater nicht so streng wie meiner, aber dafür mischte sich sein Onkel immer wieder in sein Leben ein und sagte ihm, was er zu tun und zu lassen hätte. Er ist Imam und hat viel Einfluss auf die Familie.
    Bülent und ich haben uns dann nach und nach ineinander verliebt. Natürlich mussten wir das geheim halten, nur Bülents Schwester hat davon gewusst. Wir haben uns weiterhin heimlich getroffen, aber leider ist uns Servan trotzdem auf die Schliche gekommen. Und das nur wegen eines dummen Zufalls: Ich hatte ein neues Handy bekommen, weil mein altes kaputtgegangen war. Mein Bruder hat mir geholfen, die Daten zu synchronisieren, und dabei Bülents Telefonnummer gesehen. Servan hat mich zur Rede gestellt, und ich habe ihm gesagt, dass ich mich mit Bülent treffe, weil ich ihn liebe und ich mein Leben so leben will, wie es mir passt. Mit der altmodischen Lebensweise unserer Familie habe ich nichts am Hut.« Sie starrte einen Moment lang schweigend auf den Tisch.
    »Das war ein großer Fehler. Servan erzählte alles meinem Vater, der mich daraufhin schlug und in meinem Zimmer einsperrte. Anschließend schickte er meinen Bruder mit einer

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