Glasscherbenviertel - Franken Krimi
soll ich dir das eigentlich noch sagen?«
»Was hast du denn in Schwabach gemacht, dass du derart genervt bist?«, fragte Wünnenberg in möglichst gleichmütigem Tonfall.
»Einen Toten identifiziert, der früher mit mir zusammen bei der Mordkommission in Münster gearbeitet hat.«
»Oh. Was ist passiert?«
Hackenholt gab ihm eine knappe Zusammenfassung der Geschehnisse, bevor er sich seinerseits erkundigte, was sich in seiner Abwesenheit ereignet hatte. Doch noch während Wünnenberg erzählte, merkte Hackenholt, dass er ihm überhaupt nicht zuhörte. Immer wieder wanderten seine Gedanken zurück zu Peter Renner und ihrer gemeinsamen Zeit in Nordrhein-Westfalen. Erst als er einem inneren Impuls folgend zum Telefonhörer griff und die Nummer der Münsteraner Dienststelle wählte, merkte er, dass Wünnenberg längst zu reden aufgehört hatte und ihn anstarrte.
»Sorry, mir ist gerade nur etwas eingefallen«, murmelte er entschuldigend. Es war ihm unangenehm, den Kollegen durch seine offensichtliche Unaufmerksamkeit so brüskiert zu haben.
Wünnenberg drehte sich um, schenkte sich eine Tasse frischen Kaffee ein und verließ demonstrativ schweigend das Büro.
Am anderen Ende der Leitung meldete sich nach einiger Zeit ein Mann, den Hackenholt nicht kannte. Nun ja, auch in seiner alten Heimat war nach seinem Fortgang die Zeit nicht stehen geblieben. Er fragte nach Dirk Glauner, seinem damaligen Partner, dessen Durchwahl er eigentlich gewählt hatte, und wurde verbunden.
»Was haben sie denn mit deiner Nummer gemacht? Ich dachte schon, du bist im Urlaub«, brummte Hackenholt zur Begrüßung.
»Schön wär’s! Ich hatte leider erst, und bis zum nächsten dauert es wieder ein paar Monate. Aber hier wird gerade umstrukturiert: Alle haben, weiß Gott warum, die Zimmer getauscht – und damit auch die Durchwahl. Eigentlich bin ich derzeit nur damit beschäftigt, eingehende Anrufe weiterzuverbinden. Früher hat Martin meine jetzige Nummer gehabt. Du kennst ihn ja und weißt, was er für eine Quasselstrippe ist.«
Hackenholt musste unwillkürlich lachen.
»Und du? Was gibt’s bei dir Neues?«
»Der Renners Peter ist tot.«
»Ach du lieber Himmel! Das sind ja Neuigkeiten. So kurz vor der Pensionierung ist das hart. Herzinfarkt oder Leber?«
»Ich wusste gar nicht, dass er so viel getrunken hat.«
»Doch, doch. Seit er hier weg ist, noch massiver als vorher. Deswegen ist seine Frau doch abgehauen.«
»Woher weißt du das alles?«
»Nach seiner Scheidung hat er mich immer mal wieder privat angerufen. Er wollte natürlich, dass es niemand erfährt. Und später, glaube ich, hat er unsere Dienststelle ziemlich vermisst und es ganz schön bereut, dass er zum LKA gegangen ist. Deswegen hat er auch ständig an irgendeiner alten Sache rumgemacht. Na ja, jedenfalls hat er ein paarmal gewaltig einen in der Krone gehabt, wenn er anrief.«
»Hat er sich in den letzten Wochen mal bei dir gemeldet?«
»Nein, aber ich war ja im Urlaub. Warum fragst du?«
»Er hat mich vor ein paar Tagen angerufen und wollte über einen alten Fall reden.«
»Das sieht ihm ähnlich. Welche ollen Kamellen hat er denn für dich ausgegraben?«
»Anton Schweinsberger. Den erschlagenen Bauern in der Nähe von Münster, dessen Leiche wir nie gefunden haben. Erinnerst du dich?«
»Mein Gott, wie lang ist das denn her? Hoffen wir mal, dass wir nicht so werden, wenn wir kurz vor der Pensionierung stehen. Aber was rede ich da? Falls es so weitergeht, arbeiten wir sowieso alle, bis wir vom Schreibtisch ins Grab fallen.«
Während Dirk Glauner am anderen Ende der Leitung redete, schlüpfte Christine Mur zu Hackenholt ins Zimmer. Der Hauptkommissar blickte kurz auf, konzentrierte sich dann aber wieder auf seinen Gesprächspartner.
»Kannst du dich an den Fall Schweinsberger noch erinnern?«
»Geht so.«
»Peter hat behauptet, er hätte etwas herausgefunden, was wir damals übersehen haben sollen.«
»Lass stecken! Der hat doch ständig irgendwelche alten Geschichten aufgewärmt.«
Hackenholt seufzte. »Kannst du dich mal bei den anderen Kollegen erkundigen, was die so in letzter Zeit von ihm gehört haben?«
»Mach ich. Ich melde mich bei dir.«
Hackenholt legte auf und sah Mur fragend an. Sie hatte sich an Wünnenbergs Schreibtisch gesetzt und begonnen, dessen Kugelschreiber zu zerlegen.
»Ich dachte eigentlich, wir hätten dieses Problem in den Griff bekommen, seit wir dir zum Geburtstag deine eigenen Kulis geschenkt haben, Christine?«
»Du
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