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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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auf dem Rechner installiert.«
    »Haben die Leute denn keine Antiviren-Software?«
    »Doch, natürlich. Aber weil die Täter die Schadsoftware ständig aktualisieren und verändern, wird sie selbst von Antiviren-Programmen häufig nicht erkannt, die auf dem neuesten Stand sind.«
    »Na bravo. Wozu hat man dann so etwas?« Hackenholt zog die Stirn in Falten. »Egal. Und wie geht’s weiter?«
    »Der Trojaner nistet sich auf dem Computer als sogenannter ›Man in the Browser‹ ein, und sobald der Nutzer seine Onlinebanking-Sitzung startet, wird der Virus in Echtzeit aktiv. Nachdem der Kunde eine Überweisung geschrieben hat und zur Eingabe einer i TAN aufgefordert wird, verändert die Schadsoftware Betrag, Saldo, Verwendungszweck sowie die Empfängerdaten.« Schuster sah Hackenholt fragend an.
    Der Hauptkommissar nickte. So weit konnte er dem Kollegen gerade noch folgen.
    »Wichtig dabei ist: Für den Kontoinhaber geht das alles nicht erkennbar vor sich. Erst nachdem der Trojaner die Daten geändert hat, wird die missbräuchliche Überweisung mit der angeforderten i TAN an die Bank übermittelt. Die Geschädigten merken nicht einmal, dass etwas nicht stimmt, wenn sie ihre Kontoübersichtsseite aufrufen, denn auch die wird vom Virus manipuliert. Die Kunden erkennen den Betrug erst auf dem Papierkontoauszug oder wenn sie von einem anderen Computer, der nicht infiziert ist, die Seite aufrufen. Dann wird ihnen dort der richtige Betrag angezeigt.«
    »Moment mal, das verstehe ich jetzt nicht.«
    »Bei einer Man-in-the-Browser-Attacke wird die Kommunikation bereits im Rechner, entweder in der Kommunikations-Software oder eben im Web-Browser, abgefangen und verändert. Du musst dir das wie einen Venezianischen Spiegel vorstellen, bei dem man von der einen Seite durchgucken kann, von der anderen aber nicht.« Schuster zeichnete zwei Rechtecke auf die Schreibtischunterlage und in der Mitte dazwischen einen Strich. »Das links ist der private Computer, der mit einem Echtzeit-Trojaner infiziert ist. Der Kunde will nun mit dem Rechenzentrum seiner Bank kommunizieren. Das ist der hier rechts. Wird nun am linken PC etwas eingegeben, wird das genau so angezeigt, wie es eingetippt wurde. Der Virus fungiert in dem Fall quasi als Einwegspiegel: Du siehst das, was du schreibst, und glaubst, dass es so an die Bank weitergegeben wird. Doch auf der anderen Seite des Spiegels checkt die Malware ab, während du deine Überweisung tippst, wie viel Geld du auf deinem Konto hast, wie groß dein Disporahmen ist und wie viel du maximal überweisen kannst. Danach richtet er sich dann: Der Trojaner füllt quasi ebenfalls einen Zahlschein aus, aber eben mit dem maximalen Betrag und einem ganz anderen Empfänger. Und weil der Einwegspiegel dir nach wie vor falsche Tatsachen vorgaukelt, bekommst du von alldem nichts mit. Aus diesem Grund greifen bei solchen Attacken auch die herkömmlichen Schutzmethoden wie Verschlüsselung mit SSL nicht, denn die Veränderungen werden bereits in deinem Computer durchgeführt, bevor die Verschlüsselungssoftware überhaupt aktiv wird.«
    »Soso. Und wie hilft mir das nun in meinem Fall weiter?« Hackenholt sah seinen Kollegen fragend an.
    Schuster zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich dachte nur, dass dich interessiert, wie dein Toter an das Geld gekommen ist. Es könnte eine wichtige Spur sein, immerhin geht es um gut achtzehntausend Euro. Vielleicht wollte Alkan den Hintermännern die Summe nicht aushändigen.«
    »Du bist nicht so ganz auf dem aktuellen Stand der Dinge, Detlef: Es war exakt so, wie du es vermutet hast. Bülent Alkan hat das Geld abgehoben, es seiner Freundin in die Hand gedrückt und sie damit zum Bahnhof geschickt. Die beiden wollten zusammen abhauen, und die achtzehntausend sollten ihr Startkapital sein. Allerdings ist er noch einmal in seine Wohnung zurück, um ihr gemeinsames Gepäck zu holen. Und dort hat ihm dann jemand aufgelauert.«
    »Na, da hast du es doch!«
    »Detlef, jetzt überleg mal! Du hast letzte Woche selbst gesagt, dass die Finanzagenten den Betrag üblicherweise abheben und dann per Western Union oder ähnliche Firmen an die Drahtzieher beziehungsweise andere Mittelsmänner weiterleiten. Deine Hacker konnten gar nicht so schnell wissen, dass Bülent Alkan sie um ihre Pfründe prellen wollte. Mal ganz davon abgesehen: Wir gehen derzeit davon aus, dass wir es mit einem Ehrenmord zu tun haben. Wir haben nur noch nicht herausbekommen, wer von den beiden Sippen was gemacht

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