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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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hat. Die Gelder von deinen Geschädigten haben wir gestern Abend übrigens bei Bülent Alkans Freundin sichergestellt. Ralph sollte dir eigentlich schon längst den Bericht gemailt haben.«
    »Tatsächlich? Oh … hm, die E-Mail muss dann wohl irgendwie untergegangen sein.«
    Nachdem Detlef Schuster gegangen war, schaute Hackenholt auf die Uhr. Es war kurz vor vier. Wenn er jetzt aufbrach, würde er um halb fünf zu Hause sein. Er hoffte, Sophie hatte Wort gehalten und einen späten Termin beim Arzt vereinbart. Einen Augenblick erwog er, sie anzurufen und zu fragen, damit er sich nicht umsonst so früh aus der Dienststelle stahl, aber dann verwarf er den Gedanken. Es wäre komisch gewesen, wenn er nur wegen des Arztbesuchs früher gegangen wäre. Schließlich würde es ihnen beiden guttun, mal wieder ein paar Stunden zusammen zu verbringen, nachdem am Wochenende kaum Zeit dafür gewesen war. Vielleicht hatte Sophie ja Lust, schwimmen zu gehen, falls es mit dem Termin nicht geklappt haben sollte.
    Er schlüpfte gerade in seine Jacke, als sein Telefon klingelte, und wie schon so oft schaffte er es auch diesmal nicht, so zu tun, als wäre er bereits zur Tür hinaus und hätte es nicht mehr gehört. Rasch nahm er den Hörer ab. Es war die Schwabacher Hauptkommissarin Lisbet Belzl, die ihm mitteilte, dass Peter Renners Obduktion um siebzehn Uhr stattfinden sollte, und fragte, ob er anwesend sein wollte.
    Auf der Stelle bekam Hackenholt Gewissensbisse: Er hätte der Autopsie gern beigewohnt, um möglichst schnell zu erfahren, was mit Peter Renner wirklich passiert war, aber wenn er jetzt zum Westfriedhof fuhr, würde er nicht vor zwanzig Uhr zu Hause sein. Mit einem Seufzen lehnte er ab, bat seine Kollegin jedoch, ihn am Abend noch einmal anzurufen und vom Ergebnis zu unterrichten.
    Sophie war offenbar gerade dabei, Wohnungsputz zu veranstalten. Zumindest hatte sie sämtliches Geschirr, Gläser und Besteck aus dem Schrank im Esszimmer geräumt. Die silbernen Messer, Gabeln und Löffel bearbeitete sie mit schier überbordender Hingabe mit Zahnpasta, bis sie glänzten, die Gläser wurden mit einem Baumwolltuch poliert, und das Geschirr wurde nach einem neuen System sorgfältig in den frisch ausgewischten Schrank gestapelt. Erst nach ein paar Sekunden dämmerte es Hackenholt, dass ihre fanatische Reinemachaktion das Resultat blanker Nervosität war: Sie musste etwas tun, um sich abzulenken.
    »Wie geht es dir?«, fragte er daher bedächtig, während er kopfschüttelnd ihr Werk betrachtete.
    »So lala.«
    »Hast du –«
    »Ja«, fiel sie ihm ins Wort, ohne ihn dabei anzuschauen.
    »Und?«
    Sie warf einen raschen Blick auf die Wanduhr. »In zwei Stunden.«
    »Bist du mit der Übersetzung für den Bildband schon fertig?«
    »Natürlich nicht!«
    »Aber warum –«
    »Kann mich nicht konzentrieren.«
    »Immerhin ein Satz mit vier Worten! Klingt rekordverdächtig.« Da sie keine Anstalten machte, auf seine Ironie einzugehen, drehte er sich um und holte ihre Winterjacke. Als er damit zurückkam, schaute sie ihn verständnislos an.
    »Lass uns spazieren gehen. Wenn du noch zwei Stunden lang das Besteck putzt, ist von der Silberauflage nichts mehr übrig.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich will vorher noch duschen.«
    Hackenholt seufzte und legte die Jacke auf den Esszimmertisch. »Okay, aber dann mach das gleich, damit wir auf jeden Fall genügend Zeit haben, zum Arzt zu laufen, und nicht mit dem Auto fahren müssen.«
    Obwohl er Sophie immer wieder ermahnte, schaffte sie es, die Zeit so zu vertrödeln, dass sie schlussendlich gerade noch pünktlich in der Praxis eintrafen. Wie sich allerdings herausstellte, wäre auch eine Verspätung egal gewesen, denn das Wartezimmer war gut gefüllt. Es würde mit Sicherheit eine ganze Weile dauern, bis sie an der Reihe waren.
    Hackenholt begann die an der Wand aufgehängten Babyfotos zu studieren. Es mussten über einhundert Stück sein. Als er damit fertig war, hatte sich die Anzahl der Wartenden gerade mal um zwei Patientinnen verringert. Nach über einer Stunde wurde Sophie von einer Arzthelferin zum Blutdruckmessen gebeten und sollte außerdem eine Urinprobe abgeben. Hackenholt blieb zurück und vertiefte sich erneut in die Betrachtung der Babygesichter, da er keine Lust auf die herumliegenden Frauenzeitschriften hatte.
    Ein paar Minuten später kam Sophie zurück und setzte sich wieder zu ihm. Gesprächiger geworden war sie noch immer nicht. Jeden Versuch, eine Unterhaltung in Gang zu

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