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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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interessiert. Jetzt gib mir aber bitte mal Martin, ich möchte kurz persönlich mit ihm reden.«
    »Halte mich auf dem Laufenden, ja?« Der Münsteraner Beamte verabschiedete sich und stellte Hackenholt zu seinem Kollegen durch, der ihm allerdings nicht weiterhelfen konnte: Peter Renner hatte ihm keinen Grund genannt, weshalb er die alten Unterlagen unbedingt haben musste.
    Nach dem Telefonat saß Hackenholt eine Weile an seinem Schreibtisch und starrte blind auf seinen PC -Bildschirm. Er versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, was Renner ihm bei seinen Anrufen gesagt hatte.
    Die letzten kurzen Gespräche hatten sich ausschließlich um ihr Treffen gedreht: Renner wollte ihm dringend etwas anvertrauen, weil er Hilfe brauchte. Hilfe, die angeblich nur er, Hackenholt, leisten konnte. Aber warum?
    Und der erste Anruf? Er war der längste und aufschlussreichste gewesen: Renner hatte die Fingerabdrücke erwähnt, die sie damals am Wandtelefon im Stall gefunden hatten. Es war in der Tat verwunderlich, dass nach dem Verschwinden des Vaters zwei Monate lang niemand den Hörer in der Hand gehabt haben sollte. Daraus abzuleiten, der Familienvater sei nicht zum angegebenen Zeitpunkt getötet worden, war allerdings reichlich weit hergeholt. Was Hackenholt jedoch am meisten verwundert hatte, war Renners Frage gewesen, ob er die Schweinsbergers seither noch einmal gesehen hatte, ob er bei der Familie vorbeigefahren war.
    Einem Impuls folgend, zog er seine Tastatur zu sich heran und tippte den Namen Anton Schweinsberger in das polizeiliche Auskunftssystem. Kein Treffer.
    »Wie denn auch«, murmelte Hackenholt, »schließlich ist der schon seit Jahren tot.«
    Wie hatten nur gleich die anderen Familienmitglieder geheißen? Er schloss die Augen und versuchte, sich zu erinnern, aber die Vornamen wollten ihm partout nicht einfallen.
    »Dann eben so.« Er griff zum Telefon und wählte. »Martin, ich bin’s noch mal. Wenn du für Peter die Schweinsberger-Akte kopiert hast, kannst du mir doch sicher mit den Vornamen der Mutter und der Kinder aushelfen, oder?«
    »Zuzana, Arnold und Linda«, kam ohne Zögern die Antwort.
    »Stimmt. Jetzt erinnere ich mich wieder. Danke!«
    »Brauchst du auch die Geburtsdaten?«
    »Weißt du die etwa auswendig?«
    »Nein, aber nachdem alle naselang jemand wegen denen etwas von mir wissen will, habe ich unser Auskunftssystem bemüht.«
    »Zwei Dumme – ein Gedanke. Das wollte ich ebenfalls gerade machen«, grinste Hackenholt.
    »Na, dann will ich dich nicht davon abhalten, deine eigenen Recherchen anzustellen.« Bevor Hackenholt etwas antworten konnte, hatte der Kollege schon aufgelegt.
    »Dann halt nicht.« Mit einem Schulterzucken wandte sich Hackenholt seiner Tastatur zu und gab den Namen der Mutter ein. Im Nu hatte er die Daten der Gesuchten auf dem Bildschirm. Der Name Zuzana Schweinsberger war in der Bundesrepublik nicht gerade alltäglich. Umso mehr verwunderte es ihn, dass eine Frau mit diesem Namen im Landkreis Roth leben sollte. Schnell überprüfte er auch noch den Sohn und die Tochter. Alle drei waren unter derselben Adresse gemeldet: Appelhof, Allersberg.
    Hackenholt sah auf einer Karte im Internet nach, wo genau sich das Anwesen befand. Dem Klang nach tippte er auf einen einsam gelegenen Weiler. Tatsächlich lag der Appelhof westlich von Allersberg an der Staatsstraße 2225 zwischen der A9 und den nördlichen Ausläufern des Rothsees. Laut Routenplaner würde er vom Präsidium aus mit dem Auto nicht mehr als eine halbe Stunde brauchen. Hackenholt schaute auf die Uhr: erst halb vier. Kurz entschlossen stand er auf, ging ins Geschäftszimmer und holte sich einen Fahrzeugschlüssel, bevor er in den Hof hinunterlief – ohne jemandem Bescheid zu sagen, was er vorhatte.
    Bis zur Ausfahrt Allersberg kam er zügig voran, erst ab dem Kreisverkehr wurden die Straßen wieder winterlich und schwer befahrbar, doch von dort aus waren es nur noch fünfhundert Meter, dann führte linker Hand eine unscheinbare Abzweigung mitten in den Wald hinein. Hackenholt entdeckte sie bloß, weil er sich die Karte eingeprägt hatte und der Weg geräumt war – zwar nur für eine Autobreite, aber mit einem regen Verkehrsaufkommen war hier wohl eher nicht zu rechnen.
    Im letzten Moment entschied sich Hackenholt jedoch dagegen, in die einsame Straße einzubiegen, stattdessen hielt er sich rechts, wo es einen geteerten Wendeplatz gab, von dem wiederum zwei schmale Straßen abgingen. Hier erblickte er zwei geparkte Fahrzeuge.

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