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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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ebenfalls verstummt war. Langsam befreite er sich aus dem Unterholz. Zumindest hatte er nun die Gewissheit, dass die Familie wirklich in dem herrschaftlichen Anwesen lebte – auch wenn nach wie vor die Frage offen blieb, wie sie das finanzierte.
    Erst als er wieder auf dem Sträßchen stand, fühlte er, dass nicht nur seine Jeans klamm an seinen Beinen klebte, sondern seine Socken und Turnschuhe ebenfalls vom Schnee durchnässt waren. Er hatte eiskalte Füße. So schnell wie möglich lief er zum Wagen zurück. Bei jedem Schritt machten seine Schuhe leise quietschende Geräusche, einmal rutschte er aus. Sobald er um die Kurve gebogen war, holte er seine Taschenlampe hervor und leuchtete den Weg aus; er wollte nur noch nach Hause.
    Im Auto schaltete er die Zündung ein und stellte die Heizung sofort auf die höchste Stufe. Plötzlich wurde das Wageninnere hell erleuchtet: Ein großer BMW kam im gegenüberliegenden Sträßchen, das er gerade eben noch entlanggelaufen war, auf ihn zu. Für die winterlichen Verhältnisse hatte der Fahrer ein halsbrecherisches Tempo drauf. Hackenholts Herzschlag beschleunigte sich bei dem Gedanken, dass er dem Fahrzeug unweigerlich begegnet wäre, hätte er auch nur wenige Momente länger im Unterholz verharrt.
    Er war froh, das Abblendlicht noch nicht eingeschaltet zu haben. So war zumindest für den flüchtigen Blick nicht erkennbar, dass jemand im Auto saß. Andererseits würde es wohl kaum auffallen, wenn er dem BMW auf der Staatsstraße ein Stück weit folgte. Schließlich schienen hier auch Spaziergänger zu parken. Er löste die Handbremse und rollte langsam los. Als er einen halben Meter weit in der Fahrbahn stand, schoss der BMW ohne abzubremsen über die Vorfahrtsstraße direkt auf ihn zu. Zu spät erkannte der Fahrer das Hindernis in seiner Spur. Zwar riss er das Steuer noch herum und zog die Schnauze links an Hackenholts nach wie vor unbeleuchtetem Auto vorbei, doch das Heck des BMW brach bei dem abrupten Lenkmanöver aus und touchierte den Dienstwagen. Es gab einen dumpfen Schlag, als Blech auf Blech knallte, danach ertönte ein Knirschen und ein splitterndes Geräusch.
    Hackenholt schaltete den Motor aus, griff nach der Taschenlampe und stieg aus. Im Vorbeigehen leuchtete er flüchtig über die Schäden am BMW . Das Bremslicht war zu Bruch gegangen. Dann ließ er den Strahl ins Fahrzeuginnere gleiten. Der Fahrer, der noch mit dem Sicherheitsgurt kämpfte, hielt kurz inne. Obwohl das Licht von der Fensterscheibe auf Hackenholt zurückgeworfen wurde, erkannte er zweifellos Arnold Schweinsberger. Neben ihm saß ein älterer Mann, der den Kopf abgewandt hielt, der Rücksitz war leer.
    Schweinsberger sah ihn verblüfft an. Plötzlich weiteten sich seine Augen, das Erkennen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ohne Vorwarnung trat er aufs Gaspedal, der BMW machte einen Satz, Hackenholt sprang zurück, und der Wagen schoss davon. Für Sekundenbruchteile stand der verblüffte Hauptkommissar regungslos da, dann löste er sich aus seiner Starre, drehte sich um und rannte die wenigen Schritte zu seinem Fahrzeug zurück. Während er die Verfolgung aufnahm, forderte er über Funk Unterstützung durch regionale Streifenbesatzungen an.
    Laut Beschilderung führte die kleine Straße, in die der BMW eingebogen war, nach Polsdorf. Es ging durch den Wald. Hackenholt fuhr so schnell, wie er es sich auf dem unbekannten Gelände in Anbetracht der winterlichen Verhältnisse zutraute. Die Straße machte einen leichten Bogen, doch auch an dessen Ende konnte er den BMW nicht sehen. Zweihundert Meter weiter erreichte er eine Kreuzung, ähnlich der, an der er zuvor geparkt hatte.
    Rechter Hand führte die Straße weiter nach Polsdorf. Wandte er sich nach links, käme er zurück zur Staatsstraße, wo ihm wiederum drei Möglichkeiten offenstehen würden: Rechts ging es am Rothsee entlang nach Heuberg, geradeaus führte eine kleine Straße in den Wald, von der Hackenholt keine Ahnung hatte, wohin sie ihn bringen würde, nach links ging es zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und damit nicht nur zum Appelhof, sondern auch zur Autobahnauffahrt. Hackenholt war in seiner Entscheidungsfindung ganz auf sich gestellt, nirgendwo sah er Scheinwerfer oder Rücklichter – vor allem Letztere hätten den BMW verraten, da er nur noch eines besaß.
    Obwohl Hackenholts Gehirn auf Hochtouren arbeitete, wusste er doch, dass ihn seine Gedanken erneut Zeit kosteten. Zeit, die er nicht hatte. Taktische

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