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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Vielleicht Spaziergänger, die ihre Hunde im Wald Gassi führten? Er stellte seinen Wagen ab und ging zu Fuß zur Staatsstraße zurück, die er rasch überquerte.
    Den Schutz der Bäume brauchte er nicht zu suchen, es war bereits völlig dunkel, und das Sträßchen, das zum Appelhof führte, war unbeleuchtet. Zum Glück war die gesamte Umgebung tief verschneit, sonst hätte Hackenholt hier im Wald vermutlich keinen Meter weit gesehen.
    Der Weg war zwar notdürftig von den Schneemassen befreit worden, sodass der Ermittler nicht bei jedem Schritt bis über die Knie darin versank, gestreut hatte jedoch niemand. An manchen Stellen war die Straße saumäßig glatt. Je weiter er ihr folgte, desto häufiger fluchte er in sich hinein, da nach einigen Schritten auf festgefahrenem Schnee immer wieder vereiste Flächen folgten, auf denen es ihm schier die Füße wegzog. Ein paarmal konnte er sich nur noch im letzten Moment fangen.
    Einen Augenblick lang erwog er, die Taschenlampe einzuschalten, die er vorsichtshalber mitgenommen hatte. Aber hätte er das getan, hätte er auch gleich mit dem Auto direkt bis vor die Haustür fahren können. Das wäre definitiv unauffälliger gewesen als eine einsame Person mit Taschenlampe.
    Nach rund zweihundert Metern machte der Weg eine scharfe Biegung, dann ging es wieder knappe hundert Meter zurück, bevor die Straße um eine sanfte Kurve führte.
    An ihrem Ende glaubte Hackenholt die Silhouette eines imposanten Hauses zu erkennen. Der Schnee unter seinen Füßen knirschte. Ein Geräusch, das sich in seinen Ohren in der völligen Stille übermäßig laut anhörte. Dennoch: besser als die vermaledeiten Eisplatten. Vorsichtig lief er weiter.
    Je näher er dem Anwesen kam, desto deutlicher erkannte er, dass es von einem hohen Zaun umgeben war. Linker Hand schienen sich einige Nebengebäude zu befinden, doch vor sich glaubte er so etwas wie ein fränkisches Schlösschen zu erblicken. Konnte das sein? Wie um alles in der Welt sollten es sich die Schweinsbergers leisten können, derart feudal zu residieren? Hackenholt machte ein paar weitere Schritte in die Richtung.
    Plötzlich ertönte lautes Hundegebell, und zwei schwarze Ungetüme sprangen am Holztor hoch. Instinktiv wich Hackenholt zurück – nun doch in den Schutz der Bäume, obwohl er dadurch im hohen Schnee versank. Gerade noch rechtzeitig, denn Sekundenbruchteile nachdem er hinter einem Baumstamm in Deckung gegangen war, flammten Scheinwerfer auf, die das gesamte Anwesen einige Meter weit über den Zaun hinaus in grelles Licht tauchten.
    Der Hauptkommissar verharrte regungslos hinter dem Baum. Was tat er hier eigentlich? Es gab keinerlei Beweise dafür, dass der damalige Fall irgendetwas mit Renners Tod zu tun hatte. Und wenn doch, dann hatte er erst recht nichts in der Nähe dieser Leute zu suchen – schon gar nicht allein. Warum zum Teufel hatte er nur das Bedürfnis gehabt, hierherzukommen? Noch dazu in der Dunkelheit? Und weshalb verhielt er sich wie ein Einbrecher und versteckte sich im Unterholz, um nicht entdeckt zu werden? War es wirklich bloß Neugier, die ihn getrieben hatte? Der Wunsch zu sehen, was aus den damaligen Beschuldigten geworden war? Wie sie heute lebten? Was auch immer seine Beweggründe sein mochten, er hatte nicht den geringsten Grund, sich hinter einem Baumstamm zu verstecken! Er hatte jedes Recht, als Privatperson hier zu sein. Denn nichts anderes war er in dem Moment: Ein normaler Mensch, der durch den winterlichen Wald streifte. Sobald das Licht wieder erloschen war, würde er …
    Eine tiefe, rollende Frauenstimme rief nach den Hunden, die noch immer hinter dem Tor auf und ab sprangen. Hackenholt erkannte sie sofort. Sie gehörte Zuzana Schweinsberger. Auf einmal hatte er die groß gewachsene, schmale Russin wieder vor Augen. Nie zuvor hatte er eine Frau gesehen, die in eine schäbige Kittelschürze gekleidet war, aber wie zum Ausgehen geschminkt und in Stöckelschuhen zwischen Zobelkäfigen hin und her marschierte. Ihr Deutsch war sehr gut gewesen, lediglich ein leichter Akzent hatte ihre ursprüngliche Heimat verraten.
    Hackenholt hatte anfänglich nicht glauben können, dass sie etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun haben sollte, so fragil und hilflos war sie ihm erschienen – bis er sie eines Tages beobachtet hatte, wie sie einem Zobel das Genick brach und ihn häutete. Von da an hatte er sie mit anderen Augen betrachtet.
    Als das Flutlicht erlosch, merkte Hackenholt, dass das Bellen der Hunde

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