Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
Vom Netzwerk:
Überlegungen ließen ihn sich schließlich für die letzte Möglichkeit entscheiden. Nicht nur weil er wusste, dass er aufgrund seiner fehlenden Ortskenntnis auf den kleinen Straßen keine Chance hatte, sondern vor allem aus der Erkenntnis heraus, dass jemand, der flüchtete, eigentlich immer versuchte, möglichst schnell eine möglichst große Distanz zwischen sich und den Ort des Geschehens zu bringen. Und das gelang auf der Staatsstraße eindeutig am besten. Außerdem hatte der Flüchtende, wenn er den nächsten Kreisverkehr erreichte, erneut mehrere Möglichkeiten – unter anderem die Autobahn.
    Als Hackenholt wieder an der kleinen Straße vorüberkam, die zum Appelhof führte, bremste er kurz ab, fuhr aber weiter, da der Weg verlassen dalag. Wäre er nur ein paar Minuten später an der Stelle vorübergekommen, hätte er einen Geländewagen mit montierter Schneeschaufel gesehen, der in gemäßigtem Tempo den schmalen Weg entlangfuhr, um dann die Staatsstraße in südliche Richtung zu nehmen. So erreichte Hackenholt den Kreisverkehr, ohne dass er unterwegs auf ein Fahrzeug stieß, an dem lediglich ein Rücklicht brannte. Auch die mittlerweile in dem Gebiet zusammengezogenen Streifenfahrzeuge waren dem BMW bislang nicht begegnet.
    Am Kreisverkehr entschied sich Hackenholt für die A9 in Richtung Greding. Mit ein wenig Glück war Arnold Schweinsberger hier entlanggefahren, sodass er ihn unterwegs vielleicht doch noch einholte. Wenn nicht, kam er zumindest zügig nach Hilpoltstein und zur für den Landstrich zuständigen Polizeiinspektion.
    Hackenholt fädelte sich in den leichten Autobahnverkehr ein, wechselte auf die linke Spur und beschleunigte. Zwar überholte er auf den wenigen Kilometern bis zur Ausfahrt Hilpoltstein mehrere Fahrzeuge, ein dunkler BMW war allerdings nicht darunter. Er brach die Suche ab und fuhr in die Stadt hinein.
    Es war weit nach halb neun, als er an diesem Abend bei Sophie zu Hause eintraf. Er war länger in der PI Hilpoltstein geblieben, da die Kollegen die Fahndung nach dem Flüchtigen so schnell nicht hatten aufgeben wollen. Hackenholt war sich trotz der vergangenen Jahre sicher, dass Arnold Schweinsberger den Wagen gelenkt hatte, den Beifahrer hatte er hingegen nicht erkannt. Entsprechendes hatte er auch den Beamten gesagt, woraufhin eine Streife zum Appelhof gefahren war. Dort hatte jedoch niemand auf das Klingeln reagiert. Kein Hundegebell, keine Flutlichtanlage, das Anwesen hatte still und verlassen im Dunkeln gelegen. Schlussendlich war den Schutzpolizisten nur geblieben, Hackenholt zu versprechen, ihn zu informieren, sobald sie etwas herausfanden.
    Zurück in Nürnberg hatte der Hauptkommissar sodann seinen eigenen Unfallbericht verfassen und diversen anderen Papierkram erledigen müssen, damit sich die Mechaniker von der Werkstatt in der Kornburger Straße um das Fahrzeug kümmerten. Im Anschluss hatte er noch die neuen Berichte auf seinem Schreibtisch überflogen und den Stapel mit den Telefonnotizen durchgesehen. Lisbet Belzl war die einzige Anruferin, die ihn interessierte, aber nach einem Blick auf die Uhr verschob er den Rückruf auf den nächsten Tag.
    »Und ich dachte schon, du übernachtest mal wieder in der Arbeit«, begrüßte ihn Sophie. Sie stand in der Küche und holte ein Blech Lebkuchen aus dem Ofen.
    »Willst du dem Christkindlesmarkt Konkurrenz machen? Fehlt nur noch der Duft nach Glühwein, dann rennen uns die Leute von der Straße die Bude ein, weil sie denken, in unserem Hinterhof wäre ein Weihnachtsmarkt versteckt.«
    »Nicht wirklich. Aber für meine Lebkuchen haben sich schon immer Abnehmer gefunden – nicht zuletzt in deinem Kommissariat. Bislang ist noch keiner alt und hart geworden.«
    »Sind wir Polizisten tatsächlich so verfressen wie der Ruf, der uns vorauseilt?«
    »Natürlich nicht.« Sophie grinste ihn an, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss.
    Während Hackenholt sie in den Arm nahm, wurde ihm bewusst, dass er den ganzen Tag nur ein einziges Mal daran gedacht hatte, dass er bald Vater werden würde. Dabei hatte er es Christine Mur doch in einem ruhigen Augenblick sagen wollen. Aber die Geschehnisse des Tages hatten alle privaten Gedanken verdrängt.
    »Und wenn ich es nicht gerne täte, würde ich auch keine Lebkuchen für die ganze Bagage backen«, riss Sophie ihn aus seinen Gedanken.
    »Schlägt dir der Geruch nicht auf den Magen?«
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Kardamom und Zimt sind besser zu

Weitere Kostenlose Bücher