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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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ergriff Camilla die Finger ihrer Freundin und drückte sie. Etwas von ihrer Wärme floss zu Theresa über.
    Frau Wallraf führte sie durch ein kleines, ordentliches Sekretariat, in dem eine rundliche Frau unschätzbaren Alters einen mit blauem Stoff bezogenen Ordner füllte. Die Assistentin hielt Doktor Wallraf die Unterschriftenmappe entgegen. »Wichtig!«, merkte sie an.
    Im Vorbeigehen nahm die Ärztin die Mappe an sich, ging voran und ließ Camilla und Theresa in ihr Büro treten. Der großzügig eingerichtete, angenehme Raum roch nach altem Leder. Er wirkte ähnlich hell und freundlich wie das Zimmer, in dem sie untergebracht waren, nur weitaus eleganter. Die Atmosphäre erinnerte an Edgar Wallace Filme, allein durch die Tür mit einer genieteten, grünen Lederpolsterung.
    In den Besuchersesseln neben einem ausladenden Bürotisch saßen zwei Männer. Grimm hielt die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte entspannt. Sein dunkles Haar fiel ihm in die Stirn und er blinzelte gegen die Sonne. Sein ebenmäßiges, hübsches Gesicht war ihr bereits bei der ersten Begegnung aufgefallen. Er konnte kaum mehr als zehn Jahre älter sein als sie. Camilla betrachtete ihn nachdenklich. Er erinnerte nicht mehr an einen »Ken«, dennoch wirkte er seltsam oberflächlich und künstlich. Doch das dachte sie von vielen Männern, die aussahen, als wären sie Werbemodelle für Unterwäsche oder Kosmetikprodukte. Wenn sie ihn jetzt betrachtete, konnte sie ihren Abscheu von vorhin nicht mehr ganz nachvollziehen.
    Aber die Vorsicht wollte sie dennoch nicht fallen lassen. Vielleicht, dachte sie, ist es nicht immer gut, nach dem ersten Eindruck zu urteilen.
    Er erhob sich und begrüßte die Ärztin, die ihm ihre Hand sofort wieder entzog. Umso herzlicher widmete sie sich dem älteren Beamten. In ihren Augen glomm sogar ein warmes Lächeln auf.
    Grimm reichte auch Theresa die Hand und betrachtete ihre hübsche, wohlgeformte Freundin eine Sekunde zu lang und zu eingehend. Camilla entzog ihm die soeben gewonnenen Sympathiepunkte.
    Ähnlich wie zuvor Theresas drückte Grimm auch ihre Hand. Er musterte sie. Plötzlich glaubte sie, seinen bohrenden Blick bis in ihre Gedanken zu spüren, als würde sein Bewusstsein in sie eindringen. Es fühlte sich nicht brutal an, aber dennoch roh und lüstern.
    Das unheimliche Bild der Augen des Toten legte sich über seine.
    Ihr lief ein Schauder über den Rücken, als seine Pupillen ebenfalls zu Staub zerfielen.
    Die Vision verschwand. Camilla presste die Linke auf ihren Magen. Ihre Knie zitterten. Sie musste alle Selbstbeherrschung aufwenden, um nicht loszuheulen.
    »Hauptkommissar Weißhaupt«, stellte sich der zweite Zivilbeamte vor. »Andreas Grimm kennen Sie ja bereits.«
    Sie löste ihre Finger aus Grimms und versuchte, Weißhaupt einzuschätzen. Seine Größe wirkte beeindruckend. Er schien mittleren Alters zu sein, hatte ein rundes Gesicht und ein liebenswertes Lächeln, das sich in seinen dunklen Augen widerspiegelte. Äußerlich erinnerte er ein wenig an ihren Vater. Oberlippenbart und dunkle, millimeterkurze Haare stimmten ebenso überein wie die breiten Schultern und sein etwas zu runder Bauch. Das, was dem jungen Grimm fehlte, war in dem älteren Weißhaupt zur Genüge vertreten: Menschlichkeit und Wärme.
    Und, fügte sie ihren Überlegungen hinzu, eine ganz und gar unmagische Aura.
    »Dürfen wir Ihr Büro nutzen?«, fragte der Kommissar an Frau Wallraf gewandt.
    Sie nickte. »Aber Sie verstehen sicher, dass ich meine Patientinnen nicht allein lasse.«
    Weißhaupt lächelte. »Davon bin ich ausgegangen, Frau Doktor.« Er deutete auf die lederne Sitzgruppe neben der Tür.
    Theresa zögerte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Camilla leise.
    Ihre Freundin nickte und setzte sich dicht neben Camilla, sodass sich ihre Beine berührten. Camilla ergriff Theresas Hand. Der leichte Gegendruck zeigte Dankbarkeit.
    Weißhaupt nahm ein Tonbandgerät aus seiner Weste. Er nannte Aktenzeichen und Zeugennamen und legte es auf den Glastisch.
    »Ich muss Ihnen Fragen stellen, die nicht angenehm sein werden. Wenn es Ihnen zu viel werden sollte, geben Sie mir bitte ein Zeichen. Wie Sie wissen, geht es um einen mutmaßlichen Selbstmord.«
    Wenn Theresa recht hatte – und dessen war sie sich sicher – verbarg sich mehr dahinter.
    Ihr fiel auf, dass Grimm sie beobachtete. Seine hellen Augen wirkten glasig, als wäre er nicht bei sich. Ein erdrückendes Bewusstsein füllte den Raum mit seiner bösen Präsenz. Die

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