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Glattauer, Daniel

Glattauer, Daniel

Titel: Glattauer, Daniel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Weihnachtshund
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irritierte sie nicht. Er wurde auf den Rücken gelegt und durfte die Augen
schließen. Sie begann weiter unten mit dem Aufbautraining.
    Max kam
sich lächerlich und in dieser Lächerlichkeit auch noch gefangen vor. Er
resignierte, überließ seine Schale der Erregerin und blendete seinen Geist aus
dem Geschehen aus. Er dachte an Katrin. Er war aufgeregt, wenn er an sie
dachte. Er war seit einigen Tagen aufgeregt. An diesem Nachmittag war
endgültig etwas mit ihm passiert. Er wusste genau, was es war. Er wagte nur
noch nicht, es sich einzugestehen. Und er hatte keine Ahnung, wie er damit
umgehen sollte.
    Er wollte
gern einmal ihre Wange berühren. Das hätte er natürlich niemals gewagt: Katrins
Wangen waren Heiligtümer, die berührte man nicht einfach so. Ihr gesamtes
Gesicht war unantastbar. Ihre Hände waren zerbrechliche Kunsthandwerke. Ihr
Körper? War es erlaubt, an ihren Körper zu denken? War es erlaubt, sich ihn
nackt vorzustellen? War es erlaubt, ihr im Geiste über die Hüften zu streichen?
Nur über die Hüften, großes Ehrenwort!
    Natalie
konnte zufrieden sein. Sie hatte ... sparen wir uns Details. Er war in ihr. Sie
stöhnte und warf mit Wörtern wie »eng« und »hart« und »lang« und »groß« und
»feucht« herum. So, aber jetzt wurde es ernst. Jetzt war ihr Kopf über seinem
und sie bedeckte sein Gesicht mit etwa einem Liter Speichelflüssigkeit, ehe er
ihre aufgewärmte Zunge in seinem Mund aus und ein gehen fühlte.
    Max
spannte alle verfügbaren Bein- und Armmuskeln an, presste die Fäuste zusammen
und zwang sich zur Vorstellung, Katrin wäre es, die ihn gerade küsste. Das
funktionierte nicht. Es gab in seiner Biografie nur eine, die so einvernehmend
gierig zu saugen verstand wie Natalie - die fette Sissi. Max würgte die erste
heftige Übelkeitsattacke hinunter und riss seinen Kopf aus Natalies
Verankerung.
    »Hast du
was?«, fragte sie in Form von Stöhngeräuschen. »Können wir nicht Platz
tauschen?«, fragte Max kränklich. »Typisch Mann. Immer wollen sie oben sein
und den Rhythmus angeben«, erwiderte Natalie im Sinne von »Nein, kommt nicht in
Frage«, zog ihre Beinschere fester, krallte ihre Finger in seinen Hals und
versenkte ihre Zunge minutenlang in seiner Mundhöhle.
    Während
sein Magen wie eine hochtourige Waschmaschine kaffeedurchtränkte
Stachelbeerkuchenstücke schleuderte, versuchte Max noch einmal bei Katrin Halt
zu finden. Warum sagte er ihr nicht einfach, dass er sich unsterblich in sie
verliebt hatte? Was konnte ihm passieren? Würde sie Max nicht jeden Wunsch
erfüllen, wenn sie Kurt dafür haben konnte? - Da war er wieder, der Traum. Sie
saß vor ihm in ihrem gelben Raumanzug. Er sah nur ihre mandelförmigen Augen.
Sie hatte doch mandelförmige Augen, oder nicht? »Du legst deine Hände auf
meinen Nacken und fährst mit allen zehn Fingernägeln ganz langsam meinen
Rücken herunter«, dachte er sich zu ihr sagen. Wie sie ihn ansah! Wie sie ihre
Finger bewegte. Diese Finger auf seinem Rücken! Ein Zucken ging durch seinen
Körper. Er versuchte, den Mund zu schließen. Doch da war Natalies Zunge. Da
war die fette Sissi. Er hob den Kopf. Er war knapp davor, sich zu übergeben.
Natalie drückte den Kopf auf das Polster zurück und ließ von seinem Mund ab.
Ihre Bewegungen wurden schneller, ihre Stöhngeräusche kehliger.
    Bei Max
mischten sich Schmerz, Angst, Ohnmacht und unbändige Lust auf Katrin. »Würdest
du das für mich tun?«, dachte er sich sie fragen. »Bitte tu es schnell, ich
halte es nicht mehr lange aus«, dachte er sich sie anflehen. »Danke für Kuchen
und Kaffee!«, sagte sie und warf ihm einen grausam höflichen Blick zu. Er nahm
sie und gab ihr Küsse auf beide Wangen. Sie riss sich los und weinte bitter und
heulte wie ein Wolf und jammerte wie ein Kind. Nein, das war kein Jammern. Das
war ein Geräusch wie von einem wild gewordenen Pferd. Das war ein schreckliches
Wiehern.
    Natalie bäumte
sich auf und schrie vor Entsetzen: »Was ist daaaaas?« Max atmete mehrmals
kräftig durch, ehe er sich zumutete, die Augen zu öffnen. Über ihm stand Kurt
und blickte ins Jenseits. Er dürfte in der Bewegung erstarrt sein. Aus dem Maul
ragte seine neue Plastik-Pferde-Leberkäse-Semmel. Sie drückte von unten auf
Natalies Busen und quietschte und wieherte dort in Sekundenintervallen.
    »Das ist
Kurt«, sagte Max und umarmte den Kopf des Retters. »Das ist ja ekelig«,
erwiderte Natalie mit Zornestränen in den Augen. »Ich war gerade im Kommen!« -
»Tut mir leid. Ich

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