Glaub an die Macht der Liebe
Familie umgeben gewesen war.
“Weil letztlich für jeden von uns nur die Liebe zählt.”
“Du hattest viele Verehrer und Bewunderer, aber du hast dich dafür entschieden, viele Jahre ohne die Liebe eines Mannes zu leben”, erinnerte er seine Tante.
“Das war vermutlich ein folgenschwerer Fehler, nicht nur für mich, sondern für euch alle”, räumte sie ein. “Außerdem beabsichtigte ich, diesen Fehler bald zu korrigieren.”
“Was soll das denn heißen?”, fragte er betroffen, weil er nicht wollte, dass seine Welt auf den Kopf gestellt wurde.
“Du brauchst dir keine Sorgen zu machen”, versicherte sie. “Ich werde nichts unternehmen, solange du nicht zur Ruhe gekommen und glücklich verheiratet bist.”
“Soll das eine Erpressung sein? Wenn ich nichts unternehme, musst du hierbleiben, und darum bin ich verpflichtet zu heiraten?”
“Das wäre natürlich nett”, versicherte sie fröhlich. “Lass es mich wissen, sobald du dich mit Kathleen auf ein Datum geeinigt hast.”
“Halt!”, rief er, als sie zur Tür ging. “Es gibt kein Datum und keine Hochzeit. Ich lasse mich nicht von dir zu einer Entscheidung zwingen, zu der ich nicht bereit bin und wahrscheinlich auch nie bereit sein werde.”
“Meine Güte, Benjamin, du bist wirklich schrecklich starrsinnig”, fand Destiny. “Das ist der schlimmste Charakterzug bei den Carltons. Alle haben stets behauptet, du wärst mir sehr ähnlich, aber davon merke ich im Moment nichts. Ich habe mich bei meinen Entscheidungen nur nach dem Herzen gerichtet. Ich glaube daran, dass man für immer glücklich werden kann. Und ich dachte, ich hätte dir beigebracht, dass man im Leben mit beiden Händen zugreifen muss.”
“Du hast es versucht”, räumte er widerstrebend ein.
“Und wieso bist du dann hier, während in Alexandria eine Frau leidet, weil sie denkt, dass sie dich zu sehr unter Druck gesetzt hat? Sie fürchtet, du könntest glauben, dass sie nur mit dir geschlafen hat, um an deine Gemälde heranzukommen.”
Dieser Gedanke war ihm bisher nicht gekommen, und er erschien ihm auch irgendwie absurd. Kathleen war absolut aufrichtig, was er von seiner schlauen Tante nicht behaupten konnte.
“Guter Versuch”, lobte er sie. “Einen Moment lang hättest du mich fast überzeugt.”
“Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Ich war gestern bei Kathleen, nachdem du weggefahren bist. Sie ist am Boden zerstört. Wenn du mir nicht glaubst, kannst du Melanie oder Beth anrufen. Wir waren alle da.”
“War das eine Versammlung der Carlton-Glucken?”, fragte er schaudernd. “Wenn ich mir vorstelle, dass ihr vier die Köpfe zusammengesteckt und über mich geredet habt, wird mir regelrecht flau im Magen.”
“Dazu hast du auch allen Grund”, versicherte Destiny ungerührt. “Im Moment bist du bei den Frauen in der Familie nicht sonderlich beliebt.”
“Was habe ich denn getan?”, fragte er ratlos. “Ich war doch nur ehrlich zu Kathleen. Das war ich von Anfang an. Sie hat gewusst, worauf sie sich einlässt.”
“Hat sie das wirklich? Du hast mit ihr geschlafen, und danach hast du sie sitzen lassen”, warf Destiny ihm vor. “Meinst du, damit hätte sie gerechnet?”
“Das ist allerdings nur die Kurzversion der Geschichte”, wandte er ein. “Es ist noch viel mehr geschehen. Was willst du von mir? Und was will Kathleen von mir? Abgesehen von meinen Bildern”, fügte er hinzu.
“Ach, vergiss doch die albernen Bilder”, verlangte Destiny. “Ich will, dass du dieser Frau deine Liebe gestehst, bevor es zu spät ist.”
Ben begriff nicht, dass seine Tante, die ihn so gut kannte und verstand, etwas absolut Unmögliches von ihm verlangte.
“Guck dir das an”, befahl sie, als er nichts sagte, und trat an die Staffelei. “Was siehst du hier?”
“Kathleen. Und ich habe bisher kein Porträt gemalt. Willst du darauf hinaus?”
“Nein, mein Lieber”, fuhr sie sanfter fort. “Ich will, dass du erkennst, was man wirklich auf der Leinwand sieht. Es geht hier nicht nur darum, dass Kathleen ausgezeichnet getroffen ist.”
Er verstand gar nichts und sah seine Tante ratlos an.
“Dieses Bild strahlt vor Liebe”, erklärte sie. “Wer so malt, empfindet große Leidenschaft.”
Nachdem Destiny gegangen war, betrachtete Ben das Gemälde lange und eingehend. Die Leidenschaft, von der sie gesprochen hatte, sah er sehr wohl. Leidenschaft verstand er gut. Aber Liebe? Liebe machte ihm Angst, und er glaubte nicht, dass er diese Angst jemals würde
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