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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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verdient haben, gerettet zu werden. Und das funktioniert tatsächlich. Die werden geheilt. Ein Leben lang ein Herumtreiber, ein Leben im Suff und im Drogenrausch, und auf einmal sind die clean. Zusammen bauen sie diese alten Wehrtürme wieder auf.« Zed holte tief Luft. Wartete auf Rodneys Reaktion.
    Sie kam ruhig, aber mit einem Unterton, der auf mangelnde Begeisterung schließen ließ. »Keiner von diesen Typen ist clean, Zed. Wenn der Turm fertig ist, sind die schneller wieder auf der Straße, als wir kucken können.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es sich um einen Wehrturm handelt. Und das ist der Hammer an der Geschichte. Es ist eine Metapher für alles andere.« Zed wusste, dass ihn allein dieser Begriff auf gefährliches Terrain brachte, also redete er atemlos weiter. »Überlegen Sie doch mal, wozu diese Türme früher gedient haben, dann verstehen Sie, was ich meine. Sie wurden zum Schutz gegen marodierende Banden errichtet – gegen diese Räuberbanden, die aus Schottland über die Grenze kamen –, und in unserem Fall stehen die Marodeure für Drogen, okay? Meth, Koks, Hasch, Heroin, was auch immer. Der Wehrturm steht für Rettung und Heilung, und wenn man sich dann überlegt, welche Bedeutung das hat oder haben könnte für einen, der seit zehn, fünfzehn Jahren ein Herumtreiber ist, dann …«
    Rodney legte den Kopf auf seinen Schreibtisch. Er wedelte mit der Hand.
    Zed wusste nicht, wie er reagieren sollte. Es sah aus, als wäre er entlassen, doch er würde nicht einfach so den Schwanz einziehen … Gott, schon wieder eine Metapher, dachte er. »Genau das«, fuhr er eindringlich fort, »gibt der Story den Pfiff. Genau deswegen ist es die perfekte Story für die Sonntagsbeilage. Ich sehe es schon vor mir: Vier komplette Seiten mit Fotos: der Turm, die Typen, die ihn wiederaufbauen, das Vorher und Nachher und so weiter.«
    »Mir schlafen die Füße ein«, sagte Rodney noch einmal. »Was übrigens auch eine Metapher ist. Sexy ist diese Story jedenfalls ganz und gar nicht.«
    »Sexy«, wiederholte Zed. »Na ja, die Ehefrau ist tatsächlich eine schillernde Figur, aber sie wollte nicht, dass es um sie geht oder um die Beziehung. Sie sagt, er ist schließlich derjenige …«
    Rodney hob eine Hand. »Ich rede nicht von sexy wie bei Sex, Sie Idiot. Ich rede von sexy wie spannend.« Er schnippte mit den Fingern. »Das Prickeln, die Ungeduld, das, was den Leser neugierig macht, die Vorfreude, die Erregung, das, was den Leser geil macht, ohne dass er weiß, wieso. Hab ich mich klar genug ausgedrückt? Ihre Geschichte hat nichts davon.«
    »Aber darum geht es doch auch gar nicht. Sie soll erbaulich sein, den Lesern Hoffnung geben.«
    »Wir verkaufen keine Erbauung, und wir verkaufen erst recht keine Hoffnung. Wir verkaufen Zeitungen. Und glauben Sie mir, mit diesem Geschwafel werden wir unsere Verkaufszahlen nicht steigern. Unser Markenzeichen ist eine ganz bestimmte Art des investigativen Journalismus. In Ihrem Vorstellungsgespräch haben Sie behauptet, das sei Ihnen bekannt. Und deswegen sind Sie doch nach Cumbria gefahren, oder? Tun Sie gefälligst Ihren Job, verdammt noch mal!«
    »Das habe ich getan!«
    »Blödsinn. Das ist ein rührseliger Scheißdreck! Irgendjemand da oben hat Sie total eingewickelt …«
    »Ganz und gar nicht!«
    »… und Sie haben prompt einen Rückzieher gemacht.«
    »Nein.«
    »Das hier …« Wieder wedelte er mit den Seiten. »… soll also der große Wurf sein? So wollen Sie eine Story aufreißen?«
    »Äh, na ja … nicht direkt. Aber, ich meine, als ich den Typen kennengelernt habe, da …«
    »… haben Sie die Flatter gekriegt, und schon war’s vorbei mit dem Recherchieren.«
    Diese Schlussfolgerung fand Zed ziemlich unfair. »Wollen Sie damit sagen, dass eine Geschichte von einem versauten Leben, von gequälten Eltern, die alles versucht haben, um ihren drogenabhängigen Sohn zu retten, der sich am Ende selbst aus dem Schlamassel zieht … Eine Geschichte über einen Typen, der beinahe an seinem goldenen Löffel erstickt wäre … Wollen Sie behaupten, dass das kein investigativer Journalismus ist? Dass das nicht sexy ist? Nicht so sexy, wie Sie es gerne hätten?«
    »Der Sohn von irgendeinem adligen Affen ist also drogensüchtig.« Er gähnte theatralisch. »Wahnsinn. Wenn Sie wollen, nenne ich Ihnen aus dem Stand die Namen von zehn weiteren Blindgängern, für die dasselbe gilt.«
    Zed spürte, wie ihn der Kampfgeist verließ. All die vertane Zeit, all

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