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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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mit Ians Tod zu tun. Das wusste Alatea aus tausend Gründen, aber vor allem, weil sie ihren Mann kannte. Wegen seiner Vergangenheit hielten die Leute ihn für schwach, was er ganz und gar nicht war. Für sie war er der Fels in der Brandung, und das wäre er auch für viele andere, wenn sie ihm eine Chance gäben. Das Wehrturmprojekt in Middlebarrow hatte Nicholas so stark gemacht.
    Heute war er allerdings auch nicht in Middlebarrow gewesen. Denn wenn er dort gewesen wäre, hätte er sein Handy eingeschaltet. Er wusste schließlich, wie wichtig es ihr war, ihn jederzeit erreichen zu können, und er hatte nichts dagegen, dass sie ihn hin und wieder anrief. Anfangs hatte er gefragt: »Vertraust du mir nicht, Allie? Ich meine, wenn ich rückfällig werde, werde ich so oder so rückfällig. Davon wirst du mich mit einem Anruf nicht abhalten können.« Aber das war nicht der Grund, warum sie stets in engem Kontakt mit ihm sein wollte.
    Immer, wenn er nicht bei ihr war, fürchtete sie, dass ihm etwas zustoßen könnte. Ein Autounfall, ein Stein, der von dem alten Wehrturm fiel und ihn am Kopf traf, irgendein blöder Unfall … genau wie das, was Ian passiert war. Doch an Ian wollte sie jetzt nicht denken. Sie musste über zu viele andere Dinge nachdenken.
    Sie wandte sich vom Anblick der Flut ab, die den Kent Channel wieder füllte. Am oberen Ende der weitläufigen Rasenfläche lag Arnside House. Einen Moment lang durchströmten sie Glücksgefühle beim Betrachten des Anwesens. Das Haus bot ihr eine Aufgabe, auf die sie all ihre Energie lenken konnte, und dafür war sie dankbar. Ob Bernard das gewusst hatte, fragte sie sich, als er es ihnen bei ihrer Rückkehr nach England geschenkt hatte?
    »Nach dem Krieg diente es eine Zeitlang als Erholungsheim für Soldaten«, hatte er ihr erklärt, als er einen ersten Rundgang mit ihr gemacht hatte, »und dann war es ungefähr dreißig Jahre lang ein Mädcheninternat. Danach haben zwei Eigentümer es ein bisschen restauriert, um es wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Leider hat es zuletzt ein paar Jahre leer gestanden. Trotzdem hat es etwas ganz Besonderes, meine Liebe. Ich finde, das Haus hat es verdient, dass eine Familie darin lebt, dass Kinder darin herumtollen. Ja, mehr noch, es hat jemanden verdient wie dich, der ihm eine persönliche Note verleiht.« Die ganze Zeit hatte seine Hand sanft auf ihrem Rücken gelegen, während er mit ihr durch das Haus gegangen war. Er hatte eine Art, sie anzusehen, die sie ein bisschen irritierte. Manchmal schaute er erst Nicholas, dann sie, dann wieder Nicholas an, als könnte er nicht verstehen, was die beiden miteinander verband, weder, wo es herkam, noch, wie es überdauern sollte.
    Aber das störte Alatea nicht. Ihr war nur wichtig, dass Bernard sie akzeptierte, und das tat er. Anscheinend glaubte er sie im Besitz irgendeiner geheimnisvollen Macht, die Nicholas beschützte, vielleicht eine Art Hexerei. Und die Blicke, mit denen er sie von Kopf bis Fuß musterte, sagten ihr, dass er eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, worin diese Hexerei bestand.
    Sie ging über das terrassenförmig angelegte Grundstück auf das Haus zu. Vorsichtig stieg sie ein paar moosbewachsene steinerne Stufen hoch, dann überquerte sie den Rasen zu einem Seiteneingang des Hauses. Sie öffnete die Tür und betrat das Wohnzimmer, dessen blassgelbe Wände selbst an grauen Tagen die Illusion von Sonnenlicht erzeugten.
    Dieses Zimmer hatten sie als erstes renoviert. Von seinen Fenstern aus hatte man einen Blick auf die Terrasse, auf den Rasen und auf den Kent Channel. Wenn es dunkel war, konnte man sogar die Lichter von Grange-over-Sands oben auf dem Hügel sehen. Abends saß sie hier mit Nicholas am Kamin, dessen Flammen lange Schatten auf den Fußboden zauberten.
    Es war noch ein bisschen früh für ein Feuer, aber sie zündete es trotzdem an, um sich zu trösten und sich zu wärmen. Dann trat sie an den Anrufbeantworter in der Hoffnung, dass ihr Mann eine Nachricht hinterlassen hatte, und als sie sah, dass das rote Lämpchen nicht blinkte, beschloss sie, ihn noch einmal anzurufen. Langsam tippte sie die Nummer ein, so wie man es macht, wenn man hofft, dass eine eben noch besetzte Leitung endlich frei ist. Doch noch bevor sie die komplette Nummer eingegeben hatte, hörte sie seine Schritte im Flur.
    Sie hatte weder sein Auto vorfahren hören, noch, wie er das Haus betreten hatte. Aber sie wusste, dass es Nicholas war, ebenso wie sie an seinem

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