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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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leichten Schritt erkannte, in welcher Stimmung er war. Sie ließ das Handy in ihre Tasche gleiten. Als Nicholas nach ihr rief, antwortete sie: »Hier, Liebling!«, und im nächsten Augenblick war er auch schon bei ihr.
    Er blieb in der Tür stehen. In dem weichen Licht wirkte er wie ein Engel, wie eine übergroße Putte aus einem Renaissance-Gemälde, das runde Gesicht von blonden Locken eingerahmt. Er sagte: »Du bist eine umwerfend schöne Frau. Ich hoffe, ich habe mich nicht im Haus geirrt.« Dann kam er auf sie zu. Ausnahmsweise trug sie flache Schuhe, so dass sie gleich groß waren: beide fast eins achtzig. So war es leichter für ihn, sie zu küssen, was er leidenschaftlich tat. Er legte die Hände auf ihren Hintern und zog sie an sich. Schließlich sagte er lachend: »Ich fühle mich, als könnte ich Bäume ausreißen!«, und einen schrecklichen Moment lang fürchtete sie, er hätte Drogen genommen. Doch dann zog er die Klammern und Kämme aus ihrem Haar, so dass es ihr auf die Schultern fiel, und begann, ihre Bluse aufzuknöpfen, während er atemlos von »Schwimmern« berichtete, »Millionen, Allie, und die sind topfit und warten nur auf ihren Einsatz. Wann ist noch dein Eisprung?« Er küsste ihren Nacken und öffnete ungeduldig ihren BH . »Ach, vergiss es, es ist mir egal.«
    Ihr Körper reagierte, obwohl ihre Gedanken in eine ganz andere Richtung gingen. Sie sank auf den Teppich vor dem Kamin, zog Nicholas mit sich und begann, ihn auszuziehen. Er war kein Mann, der wortlos Liebe machte. »Gott, dich zu fühlen!«, stöhnte er und »Ach, Allie« und »Ja, ja, genauso«, und deshalb bekam sie genau mit, wie seine Erregung sich steigerte.
    So wie die ihre. Und obwohl ihre Gedanken wie immer zuerst zu einem anderen Ort wanderten, in eine andere Zeit, zu anderen Männern, landeten sie schließlich bei diesem Mann hier. Ihre Körper verschmolzen miteinander, und sie verschafften einander eine aus purem Genuss geborene Erleichterung, die alles andere unbedeutend erscheinen ließ.
    Und das genügte ihr. Nein, für sie war es mehr als genug. Genug war für sie schon, dass Nicholas sie liebte und beschützte. Und dass sie darüber hinaus einen Mann gefunden hatte, mit dem sie sich im Bett so gut verstand, dass alle Erinnerungen und alle Ängste verblassten … Dass so etwas möglich war, hätte sie sich an jenem Nachmittag an der Kasse einer Cafeteria auf einem Berg in Utah niemals träumen lassen.
    Nachdem er am nächsten Tag und die beiden Tage danach wiedergekommen war und bei ihr bezahlt hatte, hatte er sie gefragt, ob er sie am Nachmittag auf einen Kaffee einladen dürfe. Und hinzugefügt, er trinke keinen Alkohol, er habe gerade eine Entziehungskur wegen seiner Crystal-Meth-Sucht hinter sich, er sei Engländer und werde bald nach England zurückkehren und seinen Eltern beweisen, dass er die Teufel, die ihn so lange Jahre geritten hatten, endlich besiegt hatte, dass er … Er hatte gar nicht bemerkt, dass sich hinter ihm eine lange Schlange gebildet hatte. Sie dagegen schon, und um ihn zum Weitergehen zu bewegen, hatte sie gesagt: »Okay, wir können uns auf einen Kaffee treffen. Unten im Dorf gibt es ein Café, direkt gegenüber dem Skilift. Es heißt …« Er war ihr ins Wort gefallen: »Ich finde es, keine Sorge.« Und er hatte es gefunden.
    Jetzt lagen sie nebeneinander auf dem Teppich vor dem Kaminfeuer. Er sagte: »Du solltest deine Hüften ein bisschen kippen, Allie. Meine kleinen Schwimmer sind topfit, aber abwärts schwimmen sie noch schneller.« Er stützte sich auf einen Ellbogen und schaute sie an. »Ich war in Lancaster«, sagte er. »Hast du versucht, mich anzurufen? Ich hab mein Handy abgeschaltet, weil ich wusste, dass ich dich nicht würde anlügen können.«
    »Nicky …« Sie hörte selbst, wie geknickt sie klang. Sie wünschte, sie hätte ihre Enttäuschung verbergen können, aber noch schlimmer wäre es gewesen, sich die Angst einzugestehen, die sie plötzlich überkommen hatte.
    »Nein, Liebling, hör zu. Ich musste den Test machen, einfach, um mir Gewissheit zu verschaffen. Ich habe meinen Körper über so viele Jahre regelrecht vergiftet … ich wollte es einfach wissen. Ich meine, hättest du das nicht auch gemacht an meiner Stelle? Zumal, wo immer noch nichts passiert ist?«
    Sie drehte sich auch auf die Seite, einen Arm ausgestreckt, so dass sie den Kopf darauf ablegen konnte. Aber sie schaute an ihm vorbei nach draußen. Der Regen hatte eingesetzt und schlug gegen das Erkerfenster.

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