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Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Titel: Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Zak
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sein Papi dann doch davon erfuhr. Christian war danach ein halbes Jahr wegen Depressionen in Behandlung. Irgendwann hatte er wohl auch was mit Anna Hiller. Ich denke sogar, dass das Kind von ihm ist. Aber auch das sollte niemand erfahren, vor allem ich nicht.
    Wendel: Danke, Herr Stock, Sie können jetzt gehen. Ich möchte Sie aber bitten, die Stadt bis auf Weiteres nicht zu verlassen. Vielleicht brauchen wir noch weitere Informationen von Ihnen.

II

    1
    Silvia hatte ein himbeerfarbenes peruanisches Biobaumwollkleid an, saß am Computer und wertete die Bewerbungen für »7 Zwerge mit Benzin im Blut« aus. Es waren insgesamt 38.
    »Ist Doktor Buchs zurück aus dem Urlaub?« Josif saß auf dem Sofa und studierte die Wohnungsannoncen in der Zeitung.
    »Ja. Woher weißt du das?«
    »Siebter Sinn. Wie viele Bewerbungen hast du schon durch?«
    »Das ist die sechsundzwanzigste, und … ja! Sie ist es! Das ist ganz eindeutig dieselbe Schrift wie auf dem Zettel.«
    Sie überreichte Josif ein handgeschriebenes Blatt mit einem darauf geklebten Passfoto. Er las vor:
    »Sehr geehrte Damen und Herren, ich heiße Tayfun Çoban und bin 17 Jahre alt. Ich bin gut in der Schule und liebe Autos. Ich habe gerade meinen Führerschein fertig gemacht. Ich wohne in der Keupstraße. Meine Handynummer ist …«
    Josif rief sofort an:
    »Spreche ich mit Tayfun?«
    »Ja, wer ist da?«
    »Du hast dich für ›7 Zwerge mit Benzin im Blut‹ beworben?«
    »Ja.«
    »Schön. Kannst du in einer halben Stunde an der Ecke Keup- und Holweider Straße sein?«
    »Klar! Bin ich besetzt?!«
    »Ich denke, dass du der Richtige bist, und freue mich aufrichtig, dass ich dich gefunden habe.«
    Tayfun wartete ungeduldig an der Ecke. Seine schulterlangen schwarzen Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. In einiger Entfernung standen seine Kumpels, vier andere Jungs, die sich den Aufstieg Tayfuns zum Filmstar nicht entgehen lassen wollten.
    »Hallo Nachbar!« Tayfun blickte Josif überrascht an. Seine Augenlider waren gerötet und die Augen noch kleiner als sonst.
    »Wie viel Benzin hast du denn schon im Blut? Komm mal mit.«
    Schweigend gingen sie die Holweider Straße entlang, gefolgt von den anderen Jungs. Vor dem Autogerippe blieb Josif stehen.
    »So, Tayfun, du hast zwei Möglichkeiten. Möglichkeit eins: Wir gehen zu Ahmet, dem dieses traurige Wrack gehört, und erzählen ihm, wie es dazu gekommen ist. Ich gucke ehrlich weg, wenn er dir ein paar Knochen bricht. Dann gehen wir zu deinem Vater in seinen Gemüseladen und erzählen ihm die Geschichte. Auch da werde ich mir die Ohren zuhalten und den Kinderschutzbund nicht benachrichtigen. Versprochen. Und dann gehen wir zur Polizei. Und dort sagst du, wie deine Kumpels heißen. Und wenn du den Helden spielst, gehen wir wieder zu Ahmet und dann wieder zu deinem Vater, bis du von deinen Freunden erzählst, denen du die Ersatzteile verkauft hast. Und deswegen werden deine Freunde sauer auf dich sein, und was dann passiert, kannst du dir selbst vorstellen. Das ist Möglichkeit eins.
    Möglichkeit zwei: Du und deine Kumpels kümmert euch darum, dass die Kiste bis morgen früh genau so aussieht, wie sie vorher ausgesehen hat. Und ich gebe dir mein Ehrenwort, dass es dann unter uns bleibt.«
    Tayfun schaute Josif mit offenem Mund an, schluckte und sagte:
    »Möglichkeit zwei.«
    »Eine weise Entscheidung.«
    2
    Der zornige bärtige Mann, der am Premierenabend vor dem Theater gepredigt hatte, schimpfte von der Leinwand im Polizeipräsidium:
    »Ihr seid der Abschaum. Ihr seid des Teufels Werk! Ich verfluche euch, auf dass euer Haus niederbrenne und der Erdboden euch verschlucke! Denn ich bin Gottes Stimme, und Jesus Christus ist mein älterer Bruder. Und wer ihn beleidigt, hat meinen Zorn auf sich geladen, und mein Zorn wird auf euch Sünder niederprasseln und euch vernichten, wie einst Sodom und Gomorrha vernichtet wurden!«
    Judith, Jan und die Polizisten, die vor dem Theater Wache geschoben hatten, schauten sich die Aufnahme von Sandinis Handy an.
    »Janz schön böse, dat Kläuschen«, sagte Jupp Truschnik, der einzige echte Kölner im Team, groß, glatzköpfig, mit einem schwarz gefärbten Schnurrbart. Er hatte letzte Woche seinen 60. Geburtstag gefeiert und stand kurz vor dem vorzeitigen Ruhestand.
    »Was meinst du?«, fragte Judith.
    »Dat is doch Klaus der Prophet. Er glaubt, er ist Gottes Sohn, und macht leider auch kein Jeheimnis draus. Klaus Schiffenbusch heißt er bürgerlich. Kennt hier jeder

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