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Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Titel: Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Zak
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zwei. Und plötzlich knickte sie mit dem Fuß um …«
    »Hinter Breslau, kurz vor der Grenze«, warf Judith ein.
    »Woher weißt du das? Habe ich das schon mal erzählt?«
    4
    Bevor Jurij auf Josifs letzte Frage antworten konnte, erklang die Internationale.
    »Geh dran.«
    Anna Hiller war am Telefon. Ihre Stimme klang eigentümlich tonlos:
    »Hallo Herr Bondar, können Sie bitte sofort vorbeikommen? Sülzburggasse 7. Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Josif fand es merkwürdig, dass sie ihn siezte.
    »Anna, tut mir leid. Ich glaube nicht, dass mir das heute möglich sein wird.«
    »Wer ist dran?«, wollte Jurij wissen.
    »Moment«, sagte Josif zu Anna und deckte das Mikro ab.
    »Eine Kundin, die dringend Hilfe braucht. Ich sage ihr ab.«
    »Du brauchst nicht abzusagen, Josif, die Jungs bringen dich hin. Wenn du ihr geholfen hast, reden wir weiter.«
    »Gut, Anna, ich bin in einer halben Stunde bei dir.« Josif legte auf.
    »Bis später, Kollege«, sagte Jurij lächelnd.
    Josif ging zur Hofeinfahrt. Jurij blieb zurück. Josif drehte sich noch mal um und sah, wie Jurij die Zigarettenkippen vom Boden aufsammelte und in die Schachtel steckte.
    Auf einmal wurde Josif unendlich müde.
    Auf der Fahrt zu Anna wurde ihm übel. Er bat Sergej, an einer Tankstelle anzuhalten. Auf der Toilette übergab er sich. An der Kasse kaufte er Wasser und Zigaretten. Trank die Flasche leer und stieg wieder ein.
    Der Wagen hielt direkt vor Annas Haus. Josif schaute auf die Uhr. Es war halb zwei.
    »Bring ihn hin und gib ihm dort seine Waffe zurück!«, sagte Sergej zu Wladimir.
    Anna Hiller wohnte im ersten Stock eines gepflegten Mietshauses aus der Nachkriegszeit.
    Josif klingelte an der Haustür. Es dauerte ziemlich lange, bis die Tür aufgemacht wurde. Josif stieg langsam die Treppe hoch. Wladimir folgte ihm.
    »Gib mir jetzt die Waffe«, sagte Josif.
    »Ich gebe sie dir in der Wohnung«, entgegnete Wladimir.
    Die Wohnungstür war nur angelehnt. Josif und Wladimir traten ein. Wladimir schloss die Tür.
    »Hier, deine Waffe.«
    Josif drehte sich zu Wladimir um, der ihm seine Pistole entgegenstreckte. In diesem Augenblick nahm ihn jemand von hinten in den Würgegriff. Mit der anderen Hand drückte die Person ihm einen Lappen ins Gesicht. Nach drei Sekunden verlor Josif das Bewusstsein.
    5
    Seit sie sieben war, wusste Judith, dass es Ungerechtigkeit gab. Dagegen wollte sie kämpfen. Zum Beispiel gegen betrunkene Bauern, die mit dem Traktor ohne Licht von der Kneipe nach Hause fahren und derentwegen unschuldige Väter sterben müssen. Das musste in Zukunft verhindert werden. Man musste die Welt verbessern. Ganz einfach. Mit neun beschloss sie, Polizistin zu werden. Nach dem Abitur studierte sie Jura und besuchte anschließend die Polizeiführungsakademie. Sie war erfolgreich in ihrem Beruf, hatte eine steile Karriere hingelegt. Das Einzige, was ihr noch nicht gelungen war, war die Abhärtung, die Gleichgültigkeit den Opfern gegenüber, die Professionalität, mit der ein Chirurg amputiert oder ein Pathologe Leichen seziert. Jedes Opfer und das Leid der Angehörigen berührte sie persönlich. Es gelang ihr nicht, nach Feierabend einfach abzuschalten. Sie hatte festgestellt, dass sie keinen Abend mehr ohne Alkohol verbrachte, dass sie zwei bis drei Gläser Wein brauchte, um schlafen zu können. Das war zwar keine Sucht, aber eine gewisse Abhängigkeit, gegen die sie vorgehen wollte. Sie hoffte, dass ihr das im Zusammenleben mit Josif besser gelingen würde. Judith hatte drei längere Beziehungen vor Josif gehabt. Kein Mann hatte ihr so viel Wärme und Geborgenheit geben können wie er. Keiner war ihr so vertraut gewesen und doch so unergründlich geblieben wie Josif.
    6
    Das Erste, was Josif sah, als er zu sich kam und die Augen öffnete, war seine Pistole. Er saß auf einem Sessel und hielt sie in der rechten Hand. Vor ihm auf dem Teppich lag Anna Hiller, bewegungslos und mit offenen Augen. Er beugte sich über sie. Sie war durch zwei Schüsse in die Brust getötet worden. Josif ließ die Pistole fallen, stand auf und schleppte sich in die Küche, um einen Schluck Wasser zu trinken. In der Glastür des Küchenschranks sah er sein Spiegelbild mit blutigen Kratzspuren im Gesicht. Noch bevor Josif den Wasserhahn aufgedreht hatte, klingelte und klopfte es an der Tür:
    »Polizei, machen Sie auf!«
    Josif beugte sich über den Wasserhahn und trank gierig und lange, bis er genug hatte. Dann machte er die Wohnungstür auf und ließ sich festnehmen.
    Judith

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