Glauben Sie noch an die Liebe
wollen. Sie reden sich ein: »Vielleicht ändert sich ja noch was«, oder: »Heute kann ich mir nicht vorstellen, Kinder mit ihm zu haben, aber vielleicht ist es morgen anders.«
Was passiert denn, wenn man diese Frage so unklar beantwortet?
Dann schlittert man in eine Gewohnheit, und wenn das Leben irgendwann von den Banalitäten des Alltags beeinflusst wird und die erste Verliebtheit vorbei ist, kommt meistens die Katastrophe. Dem kann man nur entgehen, wenn man mit sich selbst ehrlich und bereit ist, die Konsequenz zu ziehen.
Sie haben vorhin anklingen lassen, wie schwer es ist, jemanden zu ändern. Haben Sie das bei Ihrem Mann versucht? Haben Sie zum Beispiel mit ihm über Glaubensfragen gesprochen, oder war er dafür nicht empfänglich?
Mein Mann kam aus einem extrem konservativ-katholischen Milieu, sein Lebensstil stellte dazu einen krassen Gegenentwurf dar. Er brach offen mit dem Schema der Familie Thurn und Taxis. Doch sein Playboy-Leben passte überhaupt nicht zu dem, was sein Vater ihm vorlebte. Dieser Spagat hat meinem Mann anfangs sehr zugesetzt, weil er von Haus aus ein gläubiger Mensch war, aber mit der Zeit waren ihm die Glaubensfragen sehr lästig geworden. Das habe ich erkannt und wollte ihm zeigen: »Du kannst sehr wohl lebensbejahend sein und Spaß haben am Leben, aber du kannst gleichzeitig an dir arbeiten und zurück auf den Pfad der Tugend finden. Das geht!«
Ist es Ihnen gelungen, Ihren Mann auf den »Pfad der Tugend« zurückzuführen?
Zunächst ja. Wir wollten ja heiraten, und da muss man als Katholik vorher beichten. Es war nicht so einfach, ihn dazu zu bringen. Er wollte nicht, dass ein Priester, den er kannte, ins Haus kam, sondern er wollte ganz anonym beichten. Ich schlug ihm vor, ins Karmelitenkloster zu gehen, denn dort gibt es den ganzen Tag über Beichtgelegenheit. Als wir ankamen, warteten schon mindestens dreißig Menschen. Mein Mann sah die vielen Leute und wollte auf der Stelle umdrehen. In diesem Moment stand eine Frau ganz vorne in der Reihe auf und bot ihm ihren Platz an. So kam mein Mann zur Beichte. Das nenne ich göttliche Vorsehung.
Hat Ihr Mann denn mit der Hilfe Gottes und mit Ihrer Unterstützung seine innere Mitte gefunden?
Als unsere Kinder geboren wurden, gab ihm die eigene Familie ein starkes Gefühl der Geborgenheit. Er hat wohl zum ersten Mal in seinem Leben viel Halt gespürt. Auch ich fühlte mich anfangs wirklich gut aufgehoben. Mein Mann war sehr lieb zu mir und sehr glücklich mit mir. Es ging erst einmal ständig bergauf. Die ersten drei Jahre unserer Ehe waren ein Geschenk.
Ging es denn irgendwann auch bergab?
Ja. Die ersten Jahre waren für meinen Mann eine große Abwechslung in seinem Leben und eine große Freude, unsere Flitterwochen dauerten im Grunde genommen drei Jahre. Aber irgendwann holt einen der Alltag ja auch wieder ein. Irgendwann musste er in die Banalitäten seines normalen Lebens hinabsteigen, und da kamen seine alten Angewohnheiten zurück: die Rastlosigkeit, die Unruhe, die Unzufriedenheit. Ich hatte die Kinder, um die ich mich kümmern musste, und war natürlich nicht mehr nur auf ihn konzentriert. Er spürte, dass ich nicht mehr ständig um ihn herum war, und das fehlte ihm.
Worin bestanden denn seine »alten Angewohnheiten«?
Er scharte viele Menschen um sich, auch viele Fremde, die es nicht immer gut mit ihm meinten. Er war häufig weg von zu Hause, um sich abzulenken. All das schadete ihm sehr, auch gesundheitlich. Ich versuchte, mich so intensiv wie möglich um ihn zu kümmern, aber er war doch wesentlich älter. Ich konnte nicht viel tun.
Hat Ihre Ehe darunter gelitten?
Natürlich hat unsere Ehre ihre ersten kleinen Täler bekommen. Es geht in einer Ehe ja immer herauf und herunter. Aber mein Mann liebte mich sehr und war sehr abhängig von meiner Liebe. Um diese Liebe zu bekommen, musste er auch liebevoll sein. So kämpften wir beide, um das Niveau unseres Glücks zu halten.
Welche Bedeutung hatte Ihr Glaube für dieses Glück, für Ihre Liebe?
Es gibt Momente im Leben, in denen das Urvertrauen mal weg sein kann. Das kann schleichend passieren, das kann aber auch abrupt sein. Dann kommt der Glaube ins Spiel. Denn man glaubt ja an die Liebe des Partners, und die kann nicht wirklich bewiesen werden. Mit anderen Worten: Wenn der Glaube fehlt, erlischt auch die Liebe. Am Glauben kann man jedoch arbeiten, das heißt, man kann das Feuer des Glaubens wieder zum Brennen bringen. Man muss nur darauf achten, dass es nie ganz
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