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Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
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    Nun, der Körper verändert sich. Der Trieb wird geringer.
    Kann man sich in Ihrem Alter noch verlieben?
    Warum sollte ich mich mit vierundneunzig Jahren noch verlieben?
    Warum denn nicht? Es ist doch schön!
    Ich laufe ja nicht mehr herum und sage: »Ich muss mit irgendeinem schlafen, sonst werde ich verrückt!«
    Was ist das für ein Gefühl, wenn der Trieb nachlässt, wie müssen sich junge Menschen das vorstellen?
    Das geht graduell über die Jahrzehnte. Es wird einfach immer weniger. Wenn Sie gesund bleiben, kann er aber auch erhalten bleiben, bis Sie achtzig oder neunzig sind.
    Liegt es also am fehlenden Trieb, dass sich ältere Menschen selten neu verlieben? Ist es immer nur der Trieb, der die Menschen verbindet?
    Es ist auch etwas anderes: Die meisten Menschen, die heute so alt wären wie ich, sind schon tot. Oder todkrank. Es ist praktisch niemand mehr übrig, der meine Erfahrungen verstehen kann. Um sich zu verlieben, braucht man aber ein Stück Ähnlichkeit, nicht? Alte Männer sind außerdem oft krank. Es ist sehr mühevoll für eine alte Frau, mit einem kranken alten Mann zu leben. Die Frauen haben dann oft ein Höllenleben, weil sie sich quälen.
    Warum suchen sich ältere Frauen dann keine jüngeren Männer?
    Das funktioniert nur relativ selten.
    Frau Mitscherlich, wir danken Ihnen für diese Analyse. Wenn das ein Patientengespräch gewesen wäre, was würden wir Ihnen jetzt schulden?
    (Lacht.) Früher wären es achtzig Mark gewesen. Ich war nicht billig!
    Wie es das Schicksal wollte, sprach sie in dem letzten Interviews ihres Lebens also über die Liebe. Und wenn wir Margarete Mitscherlich eine letzte Frage stellen könnten, dann die, ob dies nicht das schönste Thema sei für ein letztes Gespräch.

Schlussbemerkung
    Eigentlich hätte ein Buch, das in dem verrauchten Taxi von Herrn Mahmoud in Hamburg begonnen hat, auch in diesem enden sollen. Zu gerne hätten wir Herrn Mahmoud von unseren Erlebnissen erzählt; von der Entschlossenheit, mit der Franz Müntefering seinen Rücktritt erklärte, um bei seiner todkranken Frau zu sein; von dem Optimismus, mit dem Claudia Roth noch immer auf einen Mann wartet, der ihr Leben als Politikerin versteht; vielleicht auch von der Entschiedenheit, mit der Hannelore Elsner sagte, sie habe den Glauben an die Liebe nie verloren, auch nicht nach mehreren Beziehungen. Vielleicht hätten wir Herrn Mahmoud auch von dem Aufwand erzählt, den ein solches Buch bedeutet; von dem Unbehagen mehrerer Gesprächspartner, die Interviews könnten der Öffentlichkeit zu intime Einblicke gewähren. Und von der Ablehnung, mit der viele auf unsere Anfragen reagierten, wenn von der Liebe die Rede war. Einer schrieb: »Bitte haben Sie Verständnis, dass ich mich zu solchen Fragen nicht in der Öffentlichkeit äußere.« Wir hätten Herrn Mahmoud von den Nächten erzählt, in denen wir seiner Anregung zu diesen Gesprächen folgten und nach langen Arbeitstagen als Journalisten bei Zeitung und Fernsehen dieses Buch schrieben.
    Allein, eine Taxifahrt in Hamburg nach unserem letzten Interview mit dem Schriftsteller Feridun Zaimoglu in Kiel brachte kein Glück. Am Steuer saß nicht Herr Mahmoud, sondern ein blonder Lockenkopf mit polarblauen Augen. Andererseits, was hätten wir Herrn Mahmoud nun auf seine Behauptung antworten können? Er hatte gesagt, das Liebesleben der Prominenten sei keinen Deut besser als sein eigenes, nämlich wie ein Wolkenhimmel über Hamburg, fad und grau. Nun saßen wir auf der Rückbank dieses Taxis und fragten uns, wer von unseren Gesprächspartnern Herrn Mahmoud wohl am ehesten überzeugt hätte.
    »Roger Willemsen?«, fragte Justus Bender.
    »Der geschworen hat, niemals zu heiraten?«, fragte Jan Philipp Burgard zurück.
    Tatsächlich hatten Roger Willemsen, Feridun Zaimoglu und Sonya Kraus kein Hehl aus ihrer Abneigung gegen das Heiraten gemacht. Und jemand wie Eckart Witzigmann hatte als junger Koch jedes Mal, wenn er von einem Restaurant zum anderen wechselte, eine Freundin zurückgelassen, schlicht, weil ihm seine Kochkunst wichtiger war. Hatte Herr Mahmoud also recht behalten?
    »Vielleicht hätte ihn das Gespräch mit Gloria von Thurn und Taxis überzeugt«, sagte Jan Philipp. »Sie hat erklärt, dass es keinen Beweis für die Liebe gibt. Man muss an sie glauben, wie man an Gott glaubt.«
    Herr Mahmoud hatte uns, den glücklich Liierten, geraten, ein Leben in Unbeständigkeit zu führen, mit wechselnden Freundinnen. »Rolf Eden, der Playboy,

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