Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
Vom Netzwerk:
war Licht hereingeströmt und hatte sie geblendet, sodass sie die Augen zukneifen musste. Sie hatten sie herausgehoben, und sie konnte nicht stehen und war zusammengebrochen, und einer von denen hatte sie mit kaltem Wasser überschüttet und so wieder zu Sinnen gebracht. Sie waren wieder normal angezogen, und sie konnte sich das Gesicht von dem Neuen, Adrian, genau ansehen. Er sah nicht schlecht aus, hatte sie gedacht, obwohl es ihr völlig übergeschnappt vorkam, so was zu denken. Keiner von den vieren hatte wie ein Monster ausgesehen. Dann erinnerte sie sich daran, irgendwo gesehen zu haben, in einer Fernsehserie oder im Kino, dass es ein schlechtes Zeichen war, wenn man als Entführter seine Kidnapper sehen durfte. Nur wenn sie dich umbrachten, mussten sie sich keine Sorgen machen, dass du sie identifizieren konntest. Sie sah weg, als sie das gedacht hatte, und versuchte eine Weile ihren Gesichtern auszuweichen. Maria lehnte sich daraufhin über sie, Maria, die ihr an der Theke im »Zoo« so nett und freundlich vorgekommen war. Sie hielt ein scharf aussehendes Küchenmesser in der Hand. Die Klinge war groß und blitzte.
    »Das war nur ein kleiner Vorgeschmack, Tracey. Auf das, was bösen Mädchen passiert, wenn sie nicht genau tun, was man ihnen sagt. Verstehst du?«
    Tracey hatte genickt, oder es wenigstens versucht, ihre Augen hatten völlige Unterwerfung signalisiert. Sie waren jetzt irgendwo ganz anders, nicht mehr im selben Raum, und doch schien der Ort nicht nur in ihrer Vorstellung zu existieren, in der sie sich mit freien Händen sah, wie sie den Griff des Messers zu fassen bekam, das Miststück bei den Haaren packte und ihr tief durch die Kehle schnitt. Danach hatten sie ihr das Klebeband vom Mund gezogen, sie aber gewarnt, ruhig zu bleiben, nicht ein Wort zu sagen oder ein Geräusch zu machen, sonst . . . Sie war zusammengezuckt, als sie ihr das Klebeband herunterzogen, und das andere Dreckstück, Annabel, hatte sie dafür geschlagen, hatte ihr brutal ins Gesicht geschlagen.
    »Und zu dem Zeitpunkt dann haben sie das erste Mal davon gesprochen, hinaus zum Crow Hill zu fahren?«, fragte die Polizistin.
    »Da haben sie von einer Fahrt geredet«, korrigierte Tracey sie und nahm noch eine Zigarette von Carole Briggs. »Wohin, haben sie nicht gesagt. Nur, dass ich mich normal benehmen sollte auf dem Weg hinunter zu ihrem Auto. Falls uns jemand begegnete, sollte ich nicht irgendwas versuchen. Sie wären zu viert und ich alleine, sagte Brady. Sag absolut nichts, wenn du weißt, was gut für dich ist. «
    »Und genau das haben Sie getan? Sie haben nicht versucht, Hilfe zu bekommen?«
    »Wann denn, verdammt noch mal?«, sagte Tracey. »Von der Wohnung bis unten zum Wagen war keine Menschenseele zu sehen. Im Aufzug nicht und auch in der Tiefgarage nicht. Da hatten sie Glück, würde ich sagen.«
    Tracey nahm schnell zwei Züge. Mit das Übelste war, dass sie niemals wissen würde, ob sie was versucht hätte, wenn die Situation danach gewesen wäre. Ob sie den nötigen Mut aufgebracht hätte oder nicht.
    »Und Sie sahen keine Möglichkeit wegzulaufen?«
    Nur die Frau schien hier Fragen zu stellen. Der Mann hockte wortlos neben ihr. Zu nichts nütze und völlig überflüssig.
    »Gott, ich konnte ja kaum gehen, nachdem ich in der Kiste gelegen hatte. Dieser Brady ging voraus und sein Kumpel hinter mir. Ich war in der Mitte, mit Annabel und Maria links und rechts. Die beiden hielten mich aufrecht. Wenn uns einer gesehen hätte, hätte er mich sicher für völlig besoffen oder bekifft gehalten.«
    »Und sie haben Ihnen die Handschellen die ganze Zeit nicht abgenommen?«
    Endlich hatte der Mann auch eine Frage herausgebracht. Er klang walisisch oder so. Jedenfalls nicht wie einer aus der Gegend. Die Bullen wurden überallhin versetzt. Wenigstens hatte sie das gehört. Das machte es leichter, Distanz zu wahren, nahm sie an, und dich hopszunehmen, solange alles normal lief. Aber das tat es hier nicht. Ganz und gar nicht.
    »Nein, nicht die ganze Zeit. Vorm Rausgehen oben haben sie mir die Dinger abgenommen und sie mir im Auto unten wieder angelegt. Sie nahmen wohl an, das würde weniger verdächtig wirken.«
    Diesmal hatte Tracey hinten gesessen, mit dem großen Adrian auf der einen Seite neben sich und dem Miststück Annabel auf der anderen. Sie hatte versucht, mit ihnen zu reden, dachte, jetzt dürfte sie es, so eng im Auto eingeschlossen und von der Welt draußen getrennt. Sie wisse nicht, was sie gegen sie hätten,

Weitere Kostenlose Bücher