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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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Inn Resort eingemietet. Irgendwo hatte January Nick auf Film, wie er bei Sonnenuntergang über den Pfeiffer Beach sprang und im auflaufenden Wasser herumtanzte, während nicht weit entfernt die Wellen gegen die Felsen schlugen und sie daran erinnerten, dass die Natur immer noch die größte, wildeste Show lieferte, voller Leben und niemals müde.
    Trotz der Schmerzen, die es ihr bereitete, bedeckte sie ihre Augen und ließ sich tief in die Erinnerung an jene Tage gleiten. Präge dir diesen Anblick ein, Jan, hatte er zu ihr gesagt, als die Sonne so gut wie ganz verschwunden war und die Felsen nur mehr schwarze Schatten bildeten. Präge ihn dir ein, Jan, damit du dich daran erinnern kannst, wann immer es dir hilft.
     

Teil III
 Schlitz sie auf
     
     

34
    Am Samstagmorgen um kurz vor acht schlich sich Jacobson aus Alisons Schlafzimmer. Sie hatte heute frei und schlief noch tief und fest. Jacobson hatte sie lange wach gehalten und hätte selbst gerne länger geschlafen, hätte es nicht January Shepherd und die Art-Gang gegeben, um die es sich Gedanken zu machen galt. Aber es gab sie. Schon lange nicht mehr, seit den guten Tagen seiner Ehe, hatte er so spät nachts noch weiblichen Beistand genossen, mitten in schwierigen Ermittlungen steckend und tief bedürftig danach, ein paar Dämonen auszutreiben: sich etliches von der Seele zu reden und ein paar Stunden Ruhe zu finden. Er rief sich ein Taxi hinüber zum Wellington Drive und bat den Fahrer zu warten, während er schnell ins Haus lief, sich ein frisches Hemd anzog und nach dem Anrufbeantworter sah. Aber niemand hatte eine Nachricht darauf hinterlassen.
    Er frühstückte in der Kantine (Eier, Speck und – trotzig – weißen Toast), trank dazu Orangensaft und nahm sich einen großen Kaffee mit in sein Büro im fünften Stock. Sein Handy klingelte, als er die Tür aufschloss. Er beeilte sich, stellte den Kaffee auf dem Schreibtisch ab und fingerte das Ding aus der Tasche, aber kaum, dass er es in Händen hielt, hörte es auf zu klingeln. Sekunden später klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch. Er nahm ab und steckte das Handy zurück in die Tasche. Es war Henry Pelling vom ›Argus‹: Es gebe einen neuen Film von der Bande, und er leite gleich eine Kopie an Steve Horton weiter, wobei er nicht glaube, dass Jacobson gefallen werde, was es da zu sehen gebe.
    Ein voll ausgestatteter Einsatzraum war seit Donnerstag versprochen und endlich eingerichtet. Da er nur einen Stock tiefer lag, nahm Jacobson die Treppe und nicht den Aufzug. Kerr, Hume, Williams und Smith waren bereits bei der Arbeit. Zehn Minuten später hatte Steve Horton alles so weit, dass sie sich den Film über einen Beamer ansehen konnten, der weit leistungsstärker war als der, mit dem sie gestern Abend noch hatten vorliebnehmen müssen.
     
    Die Kunstterroristen
     
     Staffel 1, Folge 5
     
    Wirklich am Ende
     
     
    Es bestand kein Zweifel: Das war January Shepherd. Jacobson hatte ihr Foto studiert und sich sogar das Werbevideo von Alice Banned angesehen, das Steve Horton ihm gestern aus dem Internet heruntergeladen hatte. Das war eindeutig dieselbe junge Frau, nur dass sie jetzt nicht lächelte und nicht so voller Leben und Selbstvertrauen war wie auf dem Video, wo sie sich, mit der Gitarre in der Hand, zum harten, wummernden Rhythmus der Musik bewegte.
    Der Film war kurz, nicht länger als drei Minuten, und die meiste Zeit passierte nichts. January kniete in einem orangefarbenen Overall auf dem Boden und hielt den Kopf gesenkt. Hinter ihr standen zwei Personen in Tarnanzügen, beide maskiert. Eine von ihnen hielt etwas in der Hand, das wie eine automatische Waffe aussah, die andere ein Schild mit der Aufschrift: »Terror für die Kunst«. Der Kameraausschnitt blieb unverändert, bis auf einen kurzen Schwenk nach rechts, um zu zeigen, dass January an die Wand gekettet war. Der Film war in einem nackten Innenraum aufgenommen worden, der sich überall und nirgends befinden konnte. In der letzten Minute hob January den Blick und sprach zögerlich, als lese sie den Text von einem defekten Teleprompter ab.
    »Mein Name ist January Shepherd. Ich bin Eigentum der Kunst. Anweisungen für meinen Weiterverkauf an interessierte Abnehmer werden bekannt gegeben. Sie müssen buchstabengetreu erfüllt werden.«
    Ihr Bild zerfiel, und es folgte eine Dreißig-Sekunden-Montage mit Grausamkeiten aus aller Welt: Erschießungskommandos, Enthauptungen, verrottende Leichen in einem Massengrab. Die letzte Einstellung

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