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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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schloss erwartungsgemäß mit ein paar Parolen und einer Aufforderung.
     
    Niemand ist wirklich.
     
    Tut, was wir sagen.
     
    Identität ist Diebstahl.
     
     
    »Drecksäcke«, schimpfte Mick Hume, als der Film zu Ende war. Keiner im Raum widersprach ihm.
     
    John Shepherd war nüchtern und genoss es ganz und gar nicht. Er hatte nichts von dem angerührt, was Birgit zum Frühstück aufgefahren hatte, und schien nur von schwarzem Kaffee und seiner Angst leben zu wollen. Kelly rief für ihn im Krankenhaus an: Perry Harrisons Zustand war über Nacht unverändert geblieben. John Shepherd hatte das Zentrum seiner Operationen in die Bibliothek verlegt. Warum, wusste er selbst nicht genau. Vielleicht, weil das Herumhängen am Pool den normalen Lauf der Dinge repräsentierte, die Situation jetzt jedoch alles andere als normal war. Wenn die Tochter vermisst wurde, konnte man nicht einfach weitermachen wie immer, sondern musste alle Energie auf dieses eine, alles überragende Problem bündeln. Als Kelly den Hörer auf die Gabel legte, kam sie noch einmal auf Fay zu sprechen, Shepherds zweite Frau und Januarys Mutter.
    »Du solltest sie anrufen«, sagte sie. »Sie hat das Recht, es zu erfahren, oder etwa nicht?«
    Shepherd nickte.
    »Ja, sicher hat sie das. Ich habe es nicht vergessen. Aber ich dachte, ich warte, bis drüben die Nacht vorbei ist. Es ist da erst halb zwei, und es ist ein verfluchtes Kloster, so ’n Nonnendings, wie auch immer sie es nennen. Ich glaube nicht, dass sie da noch spät vor der Kiste hocken.«
    »Trotzdem, du solltest es versuchen. Auch sie müssen doch in Notfällen irgendwie erreichbar sein.«
    »Okay, okay. Du hast ja recht. Kannst du mir die Nummer heraussuchen?«
    »Natürlich, Liebling.«
    Shepherd trank noch mehr Kaffee und sah zu, wie ihre Finger über die Tasten des Laptops glitten, den sie aus dem Büro heruntergeholt hatte. Er hasste es, wenn sie ihn so nannte, als wäre das zwischen ihnen mehr, als es war, mehr, als es sein konnte.
    »Der Diamond Sutra Haven, 410 Central . . .«
    »Die Adresse brauche ich nicht, Kel«, sagte er gereizt. »Ich will ihr schließlich keinen Brief schreiben.«
    Fay trieb offenbar immer noch auf der New-Age-Welle dahin. Gestern Abend schon hatte er versucht, sie zu erreichen, allerdings ohne Erfolg. Seit ein paar Jahren wohnte sie oben in San Francisco und leitete ein Frauenrestaurant oder so. Nach etlichen Versuchen hatte er eine flüchtige gemeinsame Bekannte erwischt, die ihm erklärt hatte, Fay sei für ein, zwei Wochen nach Montana geflogen, zu irgendeinem tantrischen Exerzitien-Event. Scheiß-Montana, hatte er gedacht, wo liegt das nun wieder? Kann man da etwa hinfliegen ?
    »Hier, ich hab sie«, sagte Kelly und las ihm die Nummer vor.
    Shepherd tippte die Ziffern ins nächste Telefon und drückte die Wähltaste: nichts.
    »Du musst dich vertippt haben«, sagte Kelly. »Gib her.«
    Er gab ihr das Telefon und trommelte mit den Fingern auf den zweihundert Jahre alten Tisch, den er nie wirklich gemocht hatte. Aufregung. Ärger. Etwas, das nicht weit von Panik entfernt war. Da klingelte ein anderes seiner Telefone: das Motorola, sein privates Handy, sein Allerheiligstes. Das Display verriet ihm, dass es ein unbekannter Anrufer war, der seine Nummer unterdrückte. Er ging trotzdem ran.
    »John Shepherd«, sagte er.
    »Wir wissen, wer Sie sind.« Die Stimme klang eiskalt. Es war ein Mann. »Und jetzt hören Sie genau zu, wenn Sie Ihre Tochter zurückwollen. Verfügen Sie über Onlinebanking, John Shepherd?«
    »Was zum . . .«
    »Das ist eine ernste Frage«, unterbrach ihn die Stimme. »January glaubt das wenigstens. Habe ich recht, January?«
    Eine Pause, dann war January am Telefon. Unverwechselbar, eindeutig.
    »Dad, Dad! Hör ihm zu. Und tu, was er sagt, ja? Tu bitte . . .«
    Er rief ihren Namen, weil er nicht wusste, ob sie ihr das Telefon schon wieder weggenommen hatten.
    Wieder eine Pause, dann kam irgendein ruckendes Geräusch, das er nicht erkannte. Dann war die Stimme wieder da.
    »Onlinebanking. Haben Sie das?«
    Er musste nach Luft ringen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    »Ja«, sagte er einfach.
    Er war sicher, dass er das konnte. Er hatte ein Dutzend verfluchte Bankkonten. Vielleicht hatte Kelly ihm geholfen, so was einzurichten.
    »Um drei heute Nachmittag. Sie bekommen eine E-Mail an Ihre AOL-Adresse. Dann loggen Sie sich in Ihr Konto ein und überweisen acht Millionen Pfund, gemäß unseren Anweisungen in der E-Mail. Im Gegenzug wird

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