Gleich bist du tot
ruhig, halten uns bereit und tun, was wir können.«
Eines der Telefone klingelte, und Jacobson nahm ab. Es war DCI Nelson aus Coventry. Endlich hatten die Leute dort ein relevantes Kamerabild gefunden: zwei BMWs auf der Autobahn in der Nähe der Ausfahrt Crowby am Donnerstagmorgen, hintereinander, mit gefälschten Kennzeichen. Zur Zeit der Aufnahme hätte das Bild eine Wende bedeuten können, dachte Jacobson, aber jetzt war es nur mehr ein weiterer Stein im Gebäude der Anklage gegen die unbekannten Täter, die womöglich nie vor Gericht gebracht wurden. Im Moment half es ihnen nicht weiter. Er dankte Nelson und studierte den Ausdruck, den Mick Hume ihm gab. Die MasterCard, die der Besteller des Sargbausatzes angegeben hatte, war sonst nie benutzt worden. Weder vorher noch nachher.
Sie brauchten eine halbe Stunde, bis sie gemeinsam die Liste der offenen Adressen zusammengestellt hatten. Als sie fertig waren, arbeiteten sie mit Hortons Kartensoftware Sektoren und Routen aus, und DS Kerr gab die Einzelheiten an den Wachraum weiter. Es sollten so viele Streifen wie nötig eingeteilt werden, um die Befragungen möglichst schnell durchzuführen.
Jacobson scheute den Blick auf die Uhr, aber er wusste auch so, dass die Zeit knapp wurde. Die Zeit brachte Tod und Verfall und war der Feind jeder lebenden Kreatur. Im Moment jedoch schien sie ihr ganz persönlicher Feind zu sein, schien speziell sie zum tödlichen Duell herauszufordern. Sein Handy klingelte. Er zog es aus der Tasche und meldete sich schroff. Nick Bishop erzählte ihm die Geschichte von John Shepherd und dem Himbeerkompott. Als er fertig war, sagte Bishop, er habe Shepherd angeboten, für ihn anzurufen. Shepherd sei völlig durch den Wind, sagte er, der stehe kurz vor dem Durchdrehen.
»Aber Sie selbst können sich an diesen Mann nicht erinnern?«, fragte Jacobson.
»Nein, ich fürchte, das kann ich nicht. Ich habe mir das Bild von diesem ›Brady‹ noch einmal angesehen, aber da klingelt nichts bei mir. Der ist wie tausend andere für mich. Melanie sagt, er sieht gut aus, aber das hilft mir auch nicht weiter. Die Sache ist die, seit wir eine gewisse Bekanntheit erreicht haben, kommt bei den Konzerten immer mal wieder einer zu mir und sagt, er kennt mich von hier oder da. Normalerweise lächle ich dann nett und tu so, als ob ich mich erinnerte, auch wenn ich keinen Schimmer habe.«
»Sagen Sie mir trotzdem, wann und wo Sie zur Schule gegangen sind, Nick. So genau, wie es geht.«
Bishop wusste ihm unerwartet exakt Auskunft zu geben. Jacobson schrieb alles auf. Es war gut möglich, dass eine Namensliste Bishops oder Shepherds Erinnerung auf die Sprünge helfen würde. Offenbar konnten sich weder Shepherd noch seine Freundin Kelly an den (vermutlich echten) Namen des Schnorrers erinnern, der versucht hatte, sie für die Finanzierung seines hoffnungslosen Musikfilms anzuzapfen. Es gab natürlich auch die Möglichkeit, dass jemand, der während der Awards im Sicherheitsdienst gearbeitet hatte, irgendeine Art von Unterlage über den Zwischenfall besaß. Aber das alles verlangte einiges an Nachforschungen, und ganz bestimmt würde ihnen niemand gleich sagen können, wo zum Teufel »Brady« und seine Kumpane in diesem Moment steckten.
Nick Bishop war noch nicht fertig.
»Noch etwas«, sagte er, »wir ziehen aus dem Hotel aus. Hier ist überall Presse, die uns auf die Pelle rückt, und John Shepherd hat uns nach Boden Hall eingeladen. Sobald wir gepackt haben, fahren wir hin.«
»Okay, Nick, bis dann«, sagte Jacobson knapp und beendete das Gespräch.
Er klärte Kerr über die Brit-Awards-Geschichte auf.
»Wahrscheinlich gibt es rund um den Globus Zimmermädchen und Leute aus dem Musikgeschäft, die diese Art von Groll mit sich herumtragen, Frank. Zu seiner Zeit war dieser Mann ein echtes Star-Arschloch«, sagte Kerr.
»Okay. Aber nehmen wir einmal an, dass ›Brady‹ und das Himbeerkompott-Opfer ein und dieselbe Person sind. Könnte die Tatsache, dass er sich unter falschem Namen auf die Feier gemogelt hat, nicht dafür sprechen? Ich sage ja nicht, dass das der Grund ist, aus dem er Shepherds Tochter entführt hat, natürlich nicht. Aber wenn man sowieso plant, die Tochter oder den Sohn eines reichen Mannes zu kidnappen, um Geld von ihm zu erpressen, könnte einem dann nicht vielleicht die Person, die einen schlecht behandelt hat, so trivial die Sache gewesen sein mag, könnte einem dann nicht gerade die Person als Opfer einfallen?«
»Sie meinen,
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